Warum gerade Norwegen?

Wie kam es zu diesem Reiseziel?

Meine Brüder waren beide schon in Norwegen. Dadurch wussten wir von diesem Land zumindest vom Hören - Sagen schon einiges. Andererseits hatten Evi und ich nach unserem Alpenurlaub im Sommer 2002 das Paddeln als weiteres "Hobby" entdeckt. Es begann, als uns mein Bruder sein Kajak borgte. Damit unternahmen wir im Herbst einen ersten Paddelversuch auf dem Karl-Heine-Kanal in Leipzig. Es hat Spaß gemacht, aber der Kanal ist nicht sehr lang. Bis zur Autobahn und zurück schafften wir es in vier Stunden.

Dann borgte uns eine meiner Kolleginnen ein Faltboot der Marke Pouch. Wo kann man längere Strecken paddeln? Na klar, im Spreewald. Zwei Stunden Autofahrt von Leipzig entfernt, mehrere hundert Kilometer Wasserläufe, ein Zeltplatz - also fuhren wir an einem verlängerten Wochenende mit dem Wohnwagen los. Wir landeten in Lübbenau am Schloss, der Zeltplatz ist direkt am Lehder Fließ - ideal für "Wassersportler" wie uns.

Nach mehreren Paddeltouren mit "unserem" Pouch auf der Spree rund um Lehde und bis ins Dorf Burg packte uns die Neugier: überall werden Boote vermietet. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Arten - Kajaks und Kanadier. Im Gegensatz zum Pouch alles "feste" Boote. Einmal hatten wir ja schon den Festkajak meines Bruders gepaddelt. Wie kommt man damit im Spreewald voran? Na klar, ausprobieren. Zuerst ein Zweier-Kajak. Fazit: nicht anders als das Pouch, vielleicht etwas schneller.

Und wie geht das mit so einem Kanadier? Dazu gibt es eine kleine Geschichte: Wir also frohgemut zum Verleiher. Wir wollen einen Kanadier! Ja, die stabilere Familienausführung?! Aha, ist etwas breiter und damit stabiler. Steuer hat so ein Kanadier also nicht? Ach so, der Hintermann steuert beim Paddeln mit. Und der Vordermann? Der bringt den "Vortrieb", der muss nur immer paddeln. Und das Steuern, wie geht das? Ach so, ganz einfach, das Paddel so schräg gehalten, fährt er dahin, anders rum, dahin. Ist ja ganz einfach - Evi, Du steuerst. Ich mach den Antrieb.

Wir steigen also ein und stellen als erstes fest, das uns die Sitzposition besser gefällt als im Kajak. Dann geht es los, direkt ins gegenüberliegende Ufer. Noch ein netter Ratschlag vom Verleiher: Sie müssen mit dem Paddel steuern! Evi versucht, das Ganze unter Kontrolle zu kriegen - schwierig. Schlingernd fahren wir auf einen schmalen Querarm zu, er führt durch Lübbenau. Irgendwie steuert uns Evi da rein, jetzt wird es eng und rundherum Publikum!

Wir driften von einem Ufer zum andern, mit dem Paddel abstoßen, um Schäden am Ufer und am Boot zu vermeiden. Der Kahn macht mit uns, was er will. Ich kann nicht helfen, da ich auch nicht weiß, wie das geht. Ich weiß nur, das es gehen muss, wir haben schon einige Kanadier wunderschön dahingleiten sehen. Dummerweise sage ich das der Evi deutlich, sie hat es satt und will anlegen, ich bin der Meinung, es muss gehen und man muss es weiter versuchen. Evi war nahe dran, mir das Paddel auf den Kopf zu hauen - da kam Gott sei Dank ein Steg.

Nachdem wir uns beruhigt haben, tauschen wir die Plätze. Mir ist klar, so schnell kriege ich Evi nicht wieder auf die "Steuerposition" (es ist mir auch erst bei einer Paddeltour nach unserem Norwegenurlaub gelungen). Also versuche ich es. Paddeln - steuern. Nach einigen Gleitversuchen kriege ich immerhin das Steuern grundsätzlich hin. Also Paddeln, der Kanadier driftet seitlich - also nachsteuern. Wieder Paddeln - Nachsteuern. Anstrengend, dieses Zick-Zack. Auch der Gegenverkehr ist in Gefahr. Aber was uns gefällt - man kann unabhängig voneinander paddeln, im Zweier-Kajak geht es dagegen nur synchron. Und man kann die Sitzhaltung ändern. Im Kajak ist man wie "reingeschmiedet", nach sechs Stunden muss man sich auf den Bauch legen und der Partner muss aufs Hinterteil steigen, damit man wieder gerade wird.

Bei einem Besuch im "Guten Griff", einem Outdoor - Laden in Leipzig, fällt uns später das Buch von Gatz/Engel: "Der Canadier" auf. Darin steht endlich, wie es geht. Man lernt den J-Schlag kennen und was sonst noch wichtig ist. Bei der nächsten Fahrt im Spreewald flutscht das schon ganz anders. Jetzt fahren wir mehr geradeaus, wir werden sicherer. Wir entdecken, wie wendig so ein Kanadier ist. Und auch ganz schön schnell, wenn man alles richtig macht. Weil das so einen Spaß macht und ausleihen teuer ist, kommt fast automatisch der Gedanke an ein eigenes Boot. Erst vage, aber dann beginnen wir, uns kundig zu machen. Da gibt es "Fest" - Kanadier aus den unterschiedlichsten Materialien, was würde uns das kosten? Und der Transport? Gibt es auch Faltkanadier? Aha, Pouch baut jetzt neuerdings auch einen. Hm, 42 kg und um die zweitausend Euro. Aha, und die Ally's aus Norwegen. Alugestänge, 16-20 kg. Auch um die zweitausend. Also ran ans Internet, wo kriegen wir welchen Preis?

Im Frühjahr ist es nach einer spannenden Woche klar - wir kaufen einen Ally - den Ally 16,5 "Tour". Evi fährt nach Dresden und holt ihn ab - leider habe ich keine Zeit. Er ist komplett, mit Spritzdecke, Lukendeckeln, Paddeln, Seilen. Der erste Aufbau und wir sind begeistert. Also, ab jetzt werden wir viel paddeln. Zum Männertag fahren wir nach Rheinsberg/Zechliner Hütte. Hier auf der Havel und den Seen probieren wir unseren Ally richtig aus und sind erst recht begeistert. An diesem verlängerten Wochenende legen wir viele Kilometer auf dem Wasser zurück.

Dann fahren wir Pfingsten nach Usedom. Wie paddelt es sich auf dem Bodden? Wir erwischen ein windiges Wochenende, Windstärke wohl so um die 4. Die Wellen sind bis zu einem halben Meter hoch, mittlerweile haben wir auch Schwimmwesten, Seesäcke und anderes Zubehör gekauft. Der Ally meistert auch den Bodden.

Bei der Planung für den Urlaub rückt nun Norwegen ins "Visier". Haben wir genug Erfahrung, um auch auf einem Fjord zu paddeln? Also Literaturstudium im Internet, was gibt es zu beachten, gibt es Tipps und Tricks? Und am Wochenende geht es an unseren "Badesee" vor Ort, da kann man allerhand ausprobieren. Dann fällt die Entscheidung, dieses Jahr fahren wir nach Norwegen. Berge direkt am Wasser - Natur und Erholung - wir werden sehen.

 

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Vorwort: Warum gerade Norwegen?
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