Vorbereitungen.

Lange vorher...

Evi und ich sitzen am Rechner und surfen im Internet. Wir sind uns einig, dass wir in diesem Jahr auch paddeln wollen, soviel ist klar. Und wir wollen wieder nach Schweden, denn es hat Evi im vorigen Jahr gut gefallen im Naturschutzgebiet Glaskogen. Also sehen wir uns die Landkarte von Schweden an, jeder auf einem Computer. Auch Google Earth wird mit zu Hilfe genommen.

Ich schaue mehr nach Norden, nach Lappland, Evi eher nach der Südküste Schwedens. Und schon haben wir eine Diskussion. Lappland, das sind 2500 Kilometer Fahrt. Südschweden, das gefällt mir nicht so richtig. Nach einer Weile einigen wir uns, eine nicht so übervölkerte Seenlandschaft auszuwählen, bei der sich aber auch die Anfahrt noch in zwei Tagen schaffen lässt. Also etwa in der Mitte Schwedens – da gibt es viele Seen nördlich vom Vännern. Die Anfahrt wäre auch „nur“ 1500 Kilometer, aber man kann herrlich paddeln und angeln.

Wir suchen eine ganze Weile in den Karten und ziehen nach der Vorauswahl auch Google Earth verstärkt zu Rate. Gut, wir denken, das Richtige wäre die Gegend um Filipstad und Karlskoga. Sofort beginnen wir nach weiteren Infos zu suchen. Wir sitzen noch ziemlich lange an der Grobplanung.

In der Woche vor der Fahrt…

Wir gehen ganz normal arbeiten. Aber nebenbei überprüfe ich die Akkus für die Fuji und bereite das Angelzeug vor. Wir bestellen auch im Netz Karten für die Gegend um Filipstad, es gibt da eine Serie mit einem Maßstab von 1:50.000. Am Montag bestelle ich abends online für über einhundert Euro Angelutensilien – alles ausgewählt auf der Grundlage der Erfahrungen des vorigen Jahres und zusätzlichen Infos aus dem Netz. Ich ordere bei angeln-total.de eine Angelrute, eine Rolle, Blinker, Wobbler, Kleinzeug… mit dem Hinweis, das wir die Lieferung spätestens am Sonnabend brauchen.

Am Mittwoch ist Abschiedsparty für Anja, unsere Nichte, sie geht ein Jahr nach Amerika. Am Donnerstag hat es ein wenig geregnet. Nach der Arbeit arbeite ich das vorhandene Angelzeug auf, es liegt alles in der Stube verstreut.

Als es richtig dunkel ist, so etwa dreiundzwanzig Uhr dreißig, gehe ich dann Würmer suchen. Bei uns gibt es einen großen Trockenplatz mit Wiese, auch einen Feldrain, wo Gras wächst. Hier laufe ich gebückt mit einer Taschenlampe umher, vor der sich eine rote Folie befindet, und schaue nach Tauwürmern, die eigentlich auf der Erde liegen sollten. Wenn ich einen sehe, muss ich flink zuschnappen, ehe er sich in sein Erdloch zurückzieht.

So wandere ich zwei Stunden umher, der Rücken schmerzt ganz schön. Ich finde genau vierzehn Stück, das ist natürlich nicht viel für drei Wochen Angeln. Aber am Freitag soll es ja den ganzen Tag regnen, da finde ich sicher mehr…

Aber es regnet entgegen den Prognosen nicht. Evi und ich fahren wie immer auf Arbeit, danach geht es mit den Vorbereitungen weiter. Wir schwingen uns zuerst ins Auto und fahren zu Tapir, dort kaufen wir Gaskartuschen, zusätzliche Zeltnägel, eine Outdoor – Pfanne und ein Fläschchen mit Silberionen zur Wasserentkeimung. Anschließend geht es gleich weiter zu Conrad, hier kaufen wir drei Sätze Akkus für unsere Kamera, mit 2100 mAh pro Akku.

Nachdem wir wieder zu Hause sind, sortiere und ordne ich weiter das Angelzeug. Blinker erhalten beispielsweise zusätzlich kleine rote Fäden als Schwanzflossenimitation. So gibt es einiges zu basteln, außerdem muss alles überprüft werden. Ab halb eins, also kurz nach Mitternacht, gehe ich erneut Würmer suchen.

Diesmal nutze ich besonders die Wiese in unserem Wohnkomplex, den großen Wäschetrockenplatz. Hier gibt es viele Würmer. Aber es hat ja nicht geregnet, so dass nicht alle aus ihren Löchern kommen. Doch damit nicht genug, zusätzlich werde ich etwa halb zwei von einem der umliegenden Wohnblöcke mit der Taschenlampe angeleuchtet. Dies geht solange, bis ich laut schimpfe und frage, ob dies wirklich sein muss.

Aber die Schädigung meines guten Rufs lohnt sich doch, ich habe jetzt immerhin fünfzig Würmer insgesamt – obwohl auch das noch nicht reicht. Halb drei gebe ich auf, der Rücken schmerzt vom gebückten Gang. Ich gehe ins Bett…

Sonnabend, 12.8.2006

Evi steht acht Uhr auf, mein Ex – Schwager ruft halb neun an, sein Rechner macht Probleme. Evi ist leicht genervt, ich schlafe nach der anstrengenden Würmersuche noch. Sie sieht mich schon für den Rest des Tages verschwinden und Rechner bauen… Halb zehn stehe auch ich auf. Zuerst gibt es ein kurzes Frühstück, im wesentlichen eine Tasse Kaffee. Dann fahren wir nach Markleeberg in den Anglerladen „Angel Domäne“. Dort kaufen wir noch allerhand Kleinzeug ein, Blinker, ein Filetiermesser – Set in einem kleinen Koffer und ganz wichtig – Würmer.

Wir erwerben fünfzig Rotwürmer und weitere fünfzig Tauwürmer, dies kostet allein schon über zehn Euro. Die Rotwürmer gibt es in einem kleinen Eimerchen mit Komposterde, die kanadischen Tauwürmer in Styropur – Schachteln mit jeweils zehn Stück für 1,60 € aus dem Kühlschrank. Aber es ist immerhin eine rückenschonende Methode. Zusätzlich gibt es auch noch Mais im Glas, die Gesamtrechnung liegt damit auch schon wieder über fünfzig Euro.

Als wir schon im Gehen sind, fällt mir ein, dass wir noch nach einem Rutenfutteral schauen wollten. Der Verkäufer zeigt uns ein Dreifachfutteral mit 1,60 m Länge, es kostet 22 Euro. Es hat verschiedene Fächer und Taschen, es gefällt uns und es ist genial. Man bekommt mehrere montierte Ruten unter, es gibt eine Keschertasche und zusätzliche Seitentaschen, Henkel zum Tragen und Gurte für den Rückentransport. Wir entscheiden uns, das Teil zu erwerben. Ein wenig rätseln wir noch, ob wir eins mit einer Länge von 1,20 m nehmen sollen oder das mit 1,60 m. Dabei fällt mir meine alte Bambusrute ein, also entscheide ich mich für das längere.

Nun fehlen nur noch die Schutzhüllen für die Schwimmer, die ich gern noch haben würde. Vor einem Jahr gab es da solche Plaströhren. Aber derzeit sind keine vorhanden, sie müssen erst neu bestellt werden. Pech. Ich denke sofort, da muss ich selber welche bauen. Wir wollten sowieso noch zu Globus, wir brauchen noch Dauerbrot in der Büchse, da können wir auch gleich noch einen Abstecher auf den Baumarkt machen.

Also fahren wir von Markleeberg nach Wachau. Wir kaufen verschiedene Sorten Dauerbrot, abgepackt und in der Büchse. Dazu noch allerlei Kleinzeug wie Kaugummis usw. Es ist nun schon fast Mittag, wir haben langsam Hunger, deshalb gibt es an einem Stand im Markt ein Fischbrötchen.

Anschließend gehen wir hinüber zum Baumarkt. Dort suchen wir ein wenig. Ich habe im Kopf so eine Vorstellung von einem Plaste - Rohr, das stabil ist und das man auf Länge zusägen kann. Dazu irgendwas, um die Enden zu verschließen…

Beim Klempnerbedarf werden wir fündig. Es gibt graue und braune Rohre in einem geeigneten Durchmesser und das Beste ist, es gibt dazu auch passende Endverschlüsse. Wir kaufen genügend Röhren und Verschlüsse für mehrere Posen – Etuis, dann geht es aber endlich nach Hause.

Es ist halb eins, wir wollen noch ein wenig schlafen, denn die Fahrt wird lang. Also gehen wir ins Bett. Halb drei klingelt Evis Mutter, wir haben sie zum Kaffee eingeladen. Ich stehe auf, Evi war dagegen schon munter und gerade auf dem Wäscheboden. Während wir Kaffee trinken, baue ich nebenbei die Schwimmer – Etuis.

Bild 1, 16:35 Uhr - Tag 0, Sonnabend, den 12.08.2006
Die Urlaubsvorbereitungen verwandeln die Stube in ein Warenlager.
Bild 2, 17:54 Uhr - Tag 0, Sonnabend, den 12.08.2006
Unser neues Futteral für die Angelruten.

Ich habe das gekaufte Rohr über der Badewanne mit einem Eisensägeblatt in vier unterschiedlich lange Stücke zersägt. Während wir zusammen sitzen, klebe ich auf einer Seite die Hülsen als Boden ein, die Deckelhülse auf der anderen Seite bleibt steckbar. Und schon sind vier neue Schwimmer – Etuis fertig.

Dann beginne ich das instand gesetzte und sortierte Angelzeug einzuräumen. Das ist sozusagen der Startschuss zum Packen, nun geht erst recht das große Chaos los. So wie ich den Platz freigebe, den meine Angelsachen beansprucht haben, füllt Evi ihn erst mit der Küchenausrüstung, dann mit den Klamotten wieder auf. Gegen halb sieben fährt sie schnell noch einmal zum Kaufmarkt in Großpösna. Wir denken, wir haben noch zu wenig Büchsenwurst, auch ein paar Tütensuppen mehr können nicht schaden.

Bild 3, 16:36 Uhr - Tag 0, Sonnabend, den 12.08.2006
Es ist immer wieder erstaunlich, was alles zum Angeln erforderlich ist.
Bild 4, 16:36 Uhr - Tag 0, Sonnabend, den 12.08.2006
Aber auch der Bootswagen und die Paddelwesten liegen schon bereit.

Ich kümmere mich derweilen um die Technik. Dabei handelt es sich vor allem um die die LED – Lampen, die Akkus für die Kamera und das GPS. Dazu kommt die Ladetechnik für die Akkus und die Handys. Parallel dazu mache ich noch ein paar wichtige Schreiben am Computer fertig. Als Evi vom Markt zurückkommt, gehen wir noch einmal zu meinen Eltern hinüber, um uns zu verabschieden.

Als wir zurück sind, beginnt Phase zwei. Wir beginnen das Auto zu beladen. Da wir nicht zum ersten Mal so in den Urlaub fahren, ist schon ziemlich klar, wie alles gepackt wird. Die hinteren Sitze des Jeeps bleiben zu Hause. Auf der entstehenden großen Ladefläche wird direkt hinter den Vordersitzen das Boot in seinem großen Seesack verstaut. Obenauf legen wir die Paddel, die mit ihren 145 cm gerade so für quer ins Auto passen. Dann kommen die Kisten mit dem Essen, die Seesäcke mit den Sachen, der Rucksack mit der Technik, und, und…

Wir haben genügend Platz, deshalb können wir alles so packen, dass eine ungehinderte Sicht nach hinten möglich ist. Bei einem Unfall kann so auch nichts von hinten nach vorn geflogen kommen.

Als das Auto soweit fertig ist, schneidet Evi mir noch die Haare. Drei Wochen sind lang, und man will ja auch am Ende des Urlaubs noch ordentlich aussehen. Wir duschen alle beide, anschließend kochen wir uns noch eine Kanne Kaffee. Es ist mittlerweile dreiundzwanzig Uhr dreißig, hinlegen lohnt sich nicht mehr. Also schauen wir noch einen Film an, der gerade läuft und trinken unseren Kaffee. Die Fahrt wird lang. Wir gehen in aller Ruhe noch einmal die gesamte Ausrüstung durch, damit wir auch nichts vergessen.

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