Vom Mitteralplsee zur Drei-Schuster-Hütte - Auf und Ab.
4.Urlaubstag - Dienstag, 17.8.2004

An diesem Morgen wachen wir gegen 8.00 Uhr auf. Es ist leicht neblig, insbesondere an den Bergen um uns herum ziehen Nebelschwaden oder auch Wolken entlang. Es ist ziemlich kalt, vielleicht so zehn Grad. Ich werfe unseren Kocher an, ein heißer Tee wäre jetzt das Richtige. Als er fertig ist, verziehen wir uns wieder ins Zelt, da ist es wärmer und gemütlicher.

Tag4, Bild1, 17.08.2004, 07:37 Uhr
Wo gestern noch das sanfte Licht der Abendsonne alles golden färbte, ist heute Nebel.
Tag4, Bild2, 17.08.2004, 07:38 Uhr
Auch das Lückele-Schartl hat der Nebel fest im Griff, auf der anderen Seite klopft aber die Morgensonne schon an.
Tag4, Bild3, 17.08.2004, 07:40 Uhr
Es ist kühl aber windstill.

Es gibt für Evi und mich zwei Scheiben Brot, eine Käseecke und eine Dose Leberwurst zum Frühstück. Wir unterhalten uns über die Nacht, wir haben beide gut geschlafen. Die Schlafsäcke waren eher zu warm, gefroren haben wir nicht. Aber beide haben wir Probleme mit dem Kreislauf. Das äußert sich vor allem darin, das die Herzfrequenz ungewöhnlich hoch ist, landläufig würde man sagen, wir spüren das Herz bis zum Hals schlagen. Besonders beim Einschlafen merkt man das und man findet kaum Ruhe. Wir hoffen, dass wir uns bald an die Höhe gewöhnt haben, dann müsste sich ja auch der Kreislauf wieder normalisieren.

Während wir essen und uns unterhalten, kommt eine Gruppe von acht Männern mit einem Hund den Weg entlang, den wir gestern auch genommen hatten. Sie wandern in zwanzig Meter Entfernung an unserem Zelt vorbei, es scheint sie nicht zu stören. Sie marschieren zum Schutthang hinüber und beginnen, die Serpentinen hinaufzusteigen.

Wir warten nun auch nicht mehr lange und beginnen, unsere Sachen einzupacken. Wir sind gerade dabei, das Zelt abzubauen, als eine Familie auf dem Weg an uns vorbei wandert. Sie haben ein Kind mit und auch einen Hund. Sie grüßen freundlich. Kuze Zeit später schauen auch noch ein paar ständige Bewohner des Hochtales vorbei, da sind wir aber schon fast fertig mit dem Einpacken.

Tag4, Bild4, 17.08.2004, 09:12 Uhr
Wir sind doch nicht ganz allein hier oben, schon früh meldet sich der erste Besuch.
Tag4, Bild5, 17.08.2004, 09:13 Uhr
Evi, obwohl mit Einpacken beschäftigt, hat immer Zeit für einen kurzen Plausch. Sie hat zu Hause eine eigene Schafherde mit über hundert Plüschschafen!

Dann haben wir alles zusammengepackt, es ist mittlerweile 9.30 Uhr. Noch eine letzte Kontrolle, dass nichts liegen geblieben ist und wir starten in Richtung Schuttberg. Die Kraxen lassen sich gut tragen, irgendwie besser als gestern. Da die Sonne durch die hohen Berge rundherum das Tal noch nicht erreicht hat, ist es noch kühl. Die Wiese bis zum Schuttberg sorgt da für unsere Erwärmung.

Tag4, Bild6, 17.08.2004, 09:45 Uhr
Noch ein Blick zurück zum See. Wir haben dort gut geschlafen und es war sehr romantisch.
Tag4, Bild7, 17.08.2004, 09:45 Uhr
Aber jetzt wartet etwas Morgensport auf uns. Gut, dass der Nebel weg ist.

Dann wird es steiler. Der Weg ist ausreichend breit und recht gut befestigt. Aber es geht ziemlich steil hinauf, wir kommen mit unserem Gepäck nur langsam voran und müssen ab und an kleine Pausen machen, damit der Kreislauf wieder etwas "abtouren" kann. Es bedarf einiger Übung, die Anstiegsgeschwindigkeit zu finden, bei der man weitgehend kontinuierlich wandern kann.

Tag4, Bild8, 17.08.2004, 09:47 Uhr
Hier kommt die Sonne nicht hin - die Reste vom letzten Winter.
Tag4, Bild9, 17.08.2004, 10:02 Uhr
Ein riesiger Schotterberg.
Tag4, Bild10, 17.08.2004, 10:27 Uhr
Und steiler, als von unten gedacht.
Tag4, Bild11, 17.08.2004, 10:27 Uhr
Blick links hinüber zur Schafalm.
Tag4, Bild12, 17.08.2004, 10:27 Uhr
Gleich sind wir oben.

Aber Schritt für Schritt, in aller Ruhe, erreichen wir auch den oberen Teil. Hier wird es ein wenig schwieriger, der Weg wird schmaler, an manchen Stellen muss man ein wenig übers Geröll klettern. Aber es ist problemlos machbar und dann sind wir auf dem Scheitelpunkt des Joches. Der Höhenmesser zeigt 2500m, wir sind also quasi als Morgensport dreihundert Meter über Schotter hinaufgestiegen. Wir haben dafür fast eine Stunde gebraucht und uns ist jetzt schön warm.

Oben auf der Wegkreuzung treffen wir einige Leute. Eine Gruppe, es handelt sich um eine Familie mit Kind, geht den Klettersteig zum Mitterebenkofel (C Piatta Di Mezzo, 2743m), der hier den Weg 9 kreuzt. Der Kletterweg verzweigt aber auch zum Hochebenkofel (C Piatta Alta, 2905m). Der Klettersteig zweigt von unserem Weg nach links ab und führt über Felsbänder und Kletterpassagen.

Tag4, Bild13, 17.08.2004, 10:55 Uhr
Geschafft. Ein letzter Blick zurück zum Mitteralplsee.
Tag4, Bild14, 17.08.2004, 10:56 Uhr
Wir trinken ein wenig Wasser, langsam gehen die Vorräte zur Neige, wir konnten ja am Mitteralplsee nicht nachfüllen. Aber was beobachtet Evi?
Tag4, Bild15, 17.08.2004, 10:56 Uhr
Eine Familie, die den Kletterweg geht. Zu welchem der Gipfel sie wohl wandern?
Tag4, Bild16, 17.08.2004, 10:57 Uhr
Der Beginn des Kletterweges. Der Kasten, in dem wohl Karten angeboten wurden, ist leer.
Tag4, Bild17, 17.08.2004, 10:57 Uhr
Wir aber werden auf dem Weg 9 bleiben und in Richtung Dreischusterhütte wandern.
Tag4, Bild18, 17.08.2004, 10:58 Uhr
Das Lückele-Scharten - Bild: Willi vor dem Unterebenkofel [Cime Piatta Bassa, 2582m].
Tag4, Bild19, 17.08.2004, 10:59 Uhr
Mitten im Naturpark Sextener Dolomiten - der Blick vom Lückeleschartl hinunter ins Hangenalpental.
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Ein Ehepaar schickt sich an, über den Schuttkegel hinunter zu steigen, über den wir gerade herauf gestiegen sind. Wir wechseln ein paar Worte, dann machen auch wir uns auf den Weg. Es geht in die andere Richtung, weiter den Weg 9 entlang. Er führt uns über ein Schotterfeld am Berg entlang, nicht sehr steil, aber stetig bergab.

Man muss ständig aufpassen, dass man nicht ins Rutschen kommt, mit dem Zusatzgewicht ist der Abstieg anstrengend. Durch die lockeren Steine, über die man läuft, muss man bei jedem Schritt die Trittsicherheit prüfen. Die Füße rutschen in den Schuhen nach vorn und die Zehen stoßen an, die Knie sind stark belastet. Ohne Stöcke wäre die Belastung noch größer. Wir wandern über anderthalb Stunden so bergab. Dann kommen wir in ein Tal, das ziemlich dicht bewaldet ist. Hier trifft der Weg 9 auf den Weg 10/11.

Tag4, Bild20, 17.08.2004, 11:18 Uhr
Weiter geht es, Schotter, Schotter, Schotter...
Tag4, Bild21, 17.08.2004, 11:18 Uhr
Im oberen Teil ist das Hangenalpeltal steinig und zerklüftet. Irgendwie wirkt das Panorama sehr urtümlich.
Tag4, Bild22, 17.08.2004, 11:27 Uhr
Die Familie hat den Weg zum Mitterebenkofel gewählt.
Tag4, Bild23, 17.08.2004, 11:27 Uhr
Es geht nun ziemlich steil hinunter ins Hangenalpeltal, immer in Richtung Schwabenalpenkopf [2687m].
Tag4, Bild24, 17.08.2004, 12:00 Uhr
Ein grandioses Tal. Links vom Schwabenalpenkopf ragt das Massiv des Morgenkopfes empor [M. Mattina, 2493m].
Tag4, Bild25, 17.08.2004, 12:00 Uhr
Auf den Schutthängen rechts von uns weiden Schafe, sie sind echt genügsam.
Tag4, Bild26, 17.08.2004, 12:13 Uhr
Wir sind unter 2200m und haben die Vegetationsgrenze erreicht.
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Tag4, Bild27, 17.08.2004, 12:50 Uhr
Wir sind bei 1895m an der Kreuzung der Wege 9 und 10-11. Hier können wir unsere Wasservorräte auffüllen und ausgiebig trinken.

Wir kommen direkt zu einer Quelle, sie ist lustig gestaltet. Hier gibt es erst einmal einen großen Schluck Wasser, aber man muss sehr vorsichtig sein, denn das Wasser hat irgendeine Temperatur zwischen fünf und zehn Grad. Wir schwitzen, sind erhitzt, wenn man da einen großen Schluck nimmt, stockt einem erst einmal der Atem. Als der erste Durst gelöscht ist, schauen wir uns um.

Tag4, Bild28, 17.08.2004, 12:50 Uhr
Blick nach Norden in Richtung Innerfeld [Campo di Dentro].

Das ganze Tal ist mit Kiefern bestanden, die kleine Lichtungen bilden. Auf den Freiflächen zwischen den Bäumen und Büschen lagern überall Italiener beim Picknick. Da eine herausragende Eigenschaft der meisten Italiener ihr Mitteilungsbedürfnis ist, hört man die Gruppen rundherum, obwohl man sie teilweise nicht sieht.

Tag4, Bild29, 17.08.2004, 12:50 Uhr
Der Blick in die andere Richtung zum Schwalbenjöchel [Forc die Rondoi, 2672m], dorthin führt der Weg 10-11, man kommt bis zur Drei-Zinnen-Hütte.

Dann holen wir die Karte heraus und beraten. Es ist um eins, wir sind jetzt bei etwa 1900 Höhenmetern, wir haben 300m steilen Aufstieg und 600m Abstieg hinter uns. Die Kraxen sind heute immer noch "schwer", wir haben uns noch nicht richtig daran gewöhnt. Hinzu kommen die Probleme mit der Anpassung an die Höhe, beide haben wir immer noch das Problem, dass schon bei kleineren Anstrengungen die Herzfrequenz stark ansteigt.

Tag4, Bild30, 17.08.2004, 12:50 Uhr
Was machen wir, welche Strecke gehen wir?

Wir könnten heute noch direkt zur Drei-Zinnen-Hütte. Es gibt zwei Wege, den 10/11, der über das Schwalbenjöchel führt und dann ein ganzes Stück als Klettersteig auf der Karte angegeben ist. Wir sind uns einig, das wäre wohl in der Verfassung, in der wir sind, nichts für uns. Dann der Weg 105, er führt ein parallel verlaufendes Tal entlang, ist nicht so steil und dafür deutlich länger. Würden wir auf 10/11 geschätzt drei bis vier Stunden brauchen, so wären es hier vier bis fünf. Der Weg bis zum Abzweig des 105 führt etwa eine Stunde ins Tal hinunter und wir müssten dann nach rechts abbiegen und die besagten vier bis fünf Stunden zur Drei-Zinnen-Hütte wandern. Die Drei-Zinnen-Hütte liegt bei 2450m. Damit läge noch ein Anstieg von rund fünfhundert Metern vor uns, dabei ist das übliche Auf- und Ab im Tal nicht berücksichtigt. Alles in Allem wären wir so wohl über sieben Stunden unterwegs.

Tag4, Bild31, 17.08.2004, 12:59 Uhr
Evi hat vorgeschlagen, zur Dreischusterhütte zu wandern. Wo ist diese Hütte?

Die Alternative wäre, nach der Abzweigung des Weges 105 noch eine gute Stunde weiter in Richtung Tal zu wandern. Dort liegt bei 1650 m die Drei-Schuster-Hütte. Das wären nur noch 250 m Abstieg auf einem bequemen Weg. Wir könnten eine Nacht dort kampieren und morgen von da aus zur Drei-Zinnen-Hütte wandern. Es dauert nicht lange, dann sind wir uns einig, vernünftig ist die Variante mit der Drei-Schuster-Hütte. Wir brauchen uns heute nicht mehr so anzustrengen, der bisherige Abstieg war wirklich schwer. Außerdem können wir uns auf mittlerer Höhe noch einen Tag länger akklimatisieren und schließlich sind wir im Urlaub und nicht auf der Flucht.

Gerade ist unsere Entscheidung gefallen, als die acht jungen Männer von heute früh an der Quelle eintreffen. Ihr Schäferhund hat großen Durst und springt gleich zur Quelle. Einer der Männer ist vom Schalk getroffen und hebt das Hinterteil des Hundes an, der mit den Vorderpfoten schon im Wassertrog steht. Nun steht der arme Kerl komplett im eisigen Wasser, aber er scheint das zu genießen.

Wir setzen die Kraxen wieder auf, wir haben lange genug gerastet. Wir wenden uns in Richtung Tal. Der Weg ist ab hier breit und bequem, wir treffen auf immer mehr Leute. Die Drei-Schuster-Hütte ist vom Tal aus, von Innichen recht günstig auch mit dem Auto zu erreichen. Dann kommen wir ins Innerfeld, das sich in ein rechts befindliches, riesiges Schotterfeld und ein locker bewaldetes Stück mit Wiesen und Almen auf der linken Seite aufteilt. Der Weg 105 zweigt ab und führt durch den Schotter, wir werden ihn morgen gehen. Jetzt geht es am Rande der Wiesen weiter talwärts. Überall lagern italienische Großfamilien, die Picknick veranstalten. Hier fällt uns auch zum ersten Mal auf, was wir dann noch öfter beobachten konnten, ein Ausflug wird in Italien mit der ganzen Familie gemacht. Da sind alle dabei, vom kleinen Enkelkind bis zu Oma und Opa. Und so ist die ganze Wiese bunt von den Gruppen der Ausflügler, zwischendrin spielen und lärmen die Bambinos. Es ist ein buntes Treiben.

Tag4, Bild32, 17.08.2004, 13:30 Uhr
Auf dem Weg zur Dreischusterhütte sehen wir im Tal rechts von uns die Innichbachernspitze [2609m] und ganz rechts den Fuß des Morgenkopfes [M. Mattina, 2493m].
Tag4, Bild33, 17.08.2004, 13:31 Uhr
Es wird immer wärmer.
Tag4, Bild34, 17.08.2004, 13:46 Uhr
Wie weit ist es denn nun noch, wo ist die Hütte?
Tag4, Bild35, 17.08.2004, 11:27 Uhr
Wieder nach rechts geschaut, der Blick in das Tal, in das der Weg 105 führt. Links am Rand die Innichbachernspitze [2609m], in der Mitte der Toblinger Knoten [Torre di Toblin, 2617m].
Tag4, Bild36, 17.08.2004, 14:01 Uhr
Am Abzweig des Weges 105 treffen wir auf Wanderer, wie weit ist es noch bis zur Dreischusterhütte?
Tag4, Bild37, 17.08.2004, 14:09 Uhr
Blick über das Innerfeld [Campo Di Dentro]. In der Mitte, verdeckt hinter Bäumen, kann man die Dreischusterhütte erkennen. Das gibt Auftrieb.
Tag4, Bild38, 17.08.2004, 14:09 Uhr
Mit dem Zoom kann man die Hütte schon besser betrachten.

Dann wird der Weg zu einer breiten Wanderstraße, wir können bequem nebeneinander gehen. Der Höhenmesser zeigt uns an, dass wir noch etwa fünfzig Meter über der Hütte sind, durch die Bäume können wir sie auch schon sehen. Nicht lange und wir haben sie erreicht. Die Drei-Schuster-Hütte gehört zum Alpenverein Südtirol (AVS). Es ist gegen 15.00 Uhr - Kaffeezeit, hier ist richtig was los. Einen Sitzplatz auf dem Freisitz bekommen wir nur, weil zufällig gerade eine Großfamilie aufbricht. Der Rummel um uns herum hat ein wenig Volksfestcharakter.

Tag4, Bild39, 17.08.2004, 14:31 Uhr
Gleich haben wir's geschafft. Um die Hütte herum herrscht ein reges Treiben.

Wir lassen uns nieder, erst einmal die Kraxen absetzen. Dann geht Evi, der die Frage der Übernachtung keine Ruhe lässt, die Lage erkunden. Sie kommt mit der Meldung zurück, dass die Mannschaft der Hütte ausgelastet ist. Wir sollen noch ein wenig warten, bei dem Andrang hat keiner Zeit, im Zimmerplan nachzuschauen. Also setzen wir uns erst einmal hin und bestellen einen Salat. Er heißt lustigerweise "insalata alpinista", wir finden, das passt zu uns. Dazu gibt es je ein Hefeweizen. Der Salat ist ein gemischter Salat mit Käse und Ei und er schmeckt sehr gut.

Wir sind mit Essen fertig, es ist nun nach sechzehn Uhr. Evi lässt unser Nachtlager keine Ruhe, sie geht noch einmal hinein. Aber noch immer hat keiner Zeit, bitte, wir sollen noch ein wenig warten. Wir sitzen also weiter draußen und trinken den Rest von unserem Bier, als es zu tröpfeln anfängt. Wir wollen nicht nass werden, also schultern wir unsere Kraxen und marschieren in die Gaststube. Die meisten Italiener sind beim Beginn des Regens aufgebrochen, wahrscheinlich ist es noch ein Stück bis zum Parkplatz. Es wird sehr schnell ruhig um und in der Hütte.

Als wir mit unseren Kraxen in der Gaststube stehen und schon auf weitere Wartezeiten gefasst sind, kommt die Chefin auf uns zu und weist uns überraschend unseren Schlafplatz auf dem Lager zu. Die Schuhe sind unten auszuziehen, in der Hütte geht man nur mit Hüttenschuhen, Sandaletten oder auf Strümpfen. Wenn man die Wanderschuhe bei fast dreißig Grad den ganzen Tag angehabt hat, dann ist es sowieso besser, wenn sie in einem eigenen Raum und nicht mit im Schlafraum stehen.

Glücklich, dass wir doch noch so problemlos Quartier bekommen haben, steigen wir die Treppe hinauf. Wäre nichts mehr frei gewesen, hätten wir gefragt, ob wir neben der Hütte zelten können, hier gibt es einige schöne Wiesen. Wir haben ja alles mit. Im zweiten Stock angekommen, stellen wir fest, dass es mehrere Schlafräume gibt. Wir suchen nach dem uns zugewiesenen Raum 16 und besichtigen ihn erst einmal. Er ist lang und mit Doppelstock-Betten voll gestellt.

Tag4, Bild40, 17.08.2004, 16:07 Uhr
Unser erstes Bettenlager in diesem Urlaub - sehr komfortabel.

Wir hatten Glück und haben das Doppelstock-Bett an der Stirnseite bekommen, es hat die Nummern 17/18. Dazu gehören zwei abschließbare Spinde. Durch die Wand in unserem Rücken haben wir ein wenig mehr Platz als an einem freistehenden Bett, was angesichts der Kraxen sehr vorteilhaft ist. Wir packen gleich aus, die Schlafsäcke, die Nachtsachen, die Waschtaschen.

Tag4, Bild41, 17.08.2004, 16:07 Uhr
Wir schlafen im hintersten Doppelstockbett - wir hatten die Wahl, da wir zeitig da waren.

Dann sehen wir uns die anderen Räume an, es gibt noch ein paar Schlafräume, einen Waschraum mit zwei Waschbecken, von dem aus man in zwei Toiletten auf der einen Seite und zwei Duschen auf der anderen Seite gelangt. Duschen! Wir gehen in Raum 16, holen Waschzeug und Handtücher und los geht's. An der Tür stand: 5 min Duschen - 2,50 €. Wir ziehen uns also aus, gehen in die Dusche und Evi versucht, das Geld in den Kasten zu werfen. Leider fällt es durch, ja, schlecht, man braucht Duschmarken! Also zieht Evi sich wieder an und geht Duschmarken holen. Ich bewache derweilen die Dusche. Es dauert nicht lange, dann ist Evi wieder da. Das Duschen ist wunderbar, obwohl es sehr eng zugeht und die hintere Wand schräg ist. Aber für uns zwei reicht der Platz, nach all den Anstrengungen tut das warme Wasser richtig gut.

Tag4, Bild42, 17.08.2004, 16:08 Uhr
Seit wir Nichtraucher sind, finden wir das sehr gut.

Als wir wieder im Raum 16 sind, ist es siebzehn Uhr. Unten im Gastraum spielt ein Akkordeon, man hört es bis hier hoch. Evi erzählt mir, das die acht Burschen mit dem Hund unten in der Gaststube sitzen und einer spielt Akkordeon, es herrscht ein wenig Volksfeststimmung. Sie hat das gesehen, als sie die Duschmarken geholt hat.

Auf der anderen Seite des Raumes, an der Tür zum Balkon, hat ein französisches Paar sein Lager. Sie ist gerade dabei, ihre Beine zu rasieren, er wechselt ein paar Worte mit mir. Ob wir wüssten, was das für Musik sei? Ich erzähle ihm, was Evi beobachtet hat. Er meint, sie wollen runtergehen, aber zusätzlich bezahlen wolle er nichts.

Ich schließe am Waschbecken, wo es eine Steckdose gibt, unseren iSun an. Er arbeitet jetzt als normales Ladegerät. Draußen regnet es immer mal ein wenig, wir sind müde und Abendbrot gibt es erst ab neunzehn Uhr. So beschließen wir, uns noch ein wenig auszuruhen. Also räumen wir die Decken beiseite, rollen unsere Schlafsäcke aus und kriechen hinein.

Üblicherweise nehmen Wanderer, die eine Hüttentour machen, einen leichten Hüttenschlafsack mit. Er wiegt nur einige Gramm, ist meist aus einfachem Tuch und hat im Wesentlichen den Sinn, den Wanderer von der Unterlage und den Zudecken zu isolieren. Damit sparen die Hütten das Wechseln der Bettwäsche und der Decken sowie das Waschen derselben. Das ist wichtig, denn meist haben die Schutzhütten wenig oder keine Waschgelegenheiten, Wassermangel und der An- und Abtransport von Material ist schwierig. Der Hüttenschlafsack ist deshalb Pflicht. Man kriecht also in seinen mitgebrachten Hüttenschlafsack und deckt sich mit der mehrfach genutzten Bettdecke zu. Wir haben aber richtige Schlafsäcke mit, und die sind bis -7°C (Komfort) ausgelegt. Da gibt es im Gegensatz zu einem Hüttenschlafsack keine Notwendigkeit, sich zusätzlich zuzudecken.

Nun noch die "Handy" - Wecker gestellt, schließlich haben wir Halbpension gebucht, da wollen wir das Abendbrot nicht verpassen. Evi will oben schlafen, ich unten. Es dauert nicht lange, dann sind wir trotz der Musik eingeschlafen.

Wir werden neunzehn Uhr wach. Mittlerweile sind fast alle Betten im Raum 16 belegt, man sieht es an den Sachen der Leute und den ausgebreiteten Schlafsäcken. Wir haben davon nichts mitbekommen. Glück gehabt, das es mit unserem Schlafplatz so gut geklappt hat. Aber jetzt machen wir uns hüttenfein. Wir haben je drei Zip - Hosen mit, die erste Ersatz - Zip - Hose, die gute und ein neues T-Shirt werden angezogen. Dabei tauschen wir uns über die Höhenempfindlichkeit aus. Beide haben wir beim Einschlafen wieder das Gefühl gehabt, uns "schlägt das Herz bis in den Hals", wir haben einen zu schnellen Puls. Ein Blick aus dem Fenster erfreut uns, es regnet nicht mehr, die Wolken haben sich verzogen. Es war wohl heute Nachmittag Gott sei Dank bloß ein Schauer, das lässt für morgen hoffen.

Jetzt gehen wir aber essen. Im Gastraum gibt es auf der linken Seite eine große Theke und auf der rechten, an den Fenstern, mehrere Tische. Es sind auf jeder Seite drei Tische, in der Mitte befindet sich eine Art Raumteiler. Wir setzen uns an den ersten Tisch, am Tisch neben uns sitzt das französische Paar und studiert Beschreibungen von Klettersteigen. Wir bestellen uns ein Bier, Evi ein Hefeweizen, ich ein Forst. Für 0,4 l Bier bezahlt man auf den Hütten zwischen drei und vier Euro, für ein Hefeweizen sind es meist rund fünfzig Cent mehr.

Auf der anderen Seite des Raumes, hinter der Theke, geht es in einen weiteren Gastraum. Daneben gibt es eine Wandhalterung für Postkarten. Evi schaut sich diese an. So wähle ich unser Menü aus, man kann a la Karte essen oder ein fertiges Menü - die "Halbpension". Ich nehme Halbpension. Sie besteht aus drei Gängen, die Vorspeise heißt wohl "Farfalle", dann gibt es als Hauptspeise ein Schnitzel mit Tomatensoßenüberzug und hinterher einen Joghurt. Für die Hütte ist es natürlich günstig, wenn die Gäste Halbpension wählen, da der Aufwand in der Küche geringer ist. Wir haben dann nachgerechnet, hätten wir dasselbe Menü "a la Carte" gegessen, wäre es deutlich teurer geworden.

Es schmeckt uns sehr gut. Wir sitzen noch eine Weile, unterhalten uns und schauen zu, wie die Franzosen ihre Touren auswählen. Dann geht Evi bezahlen. Die Übernachtung mit Halbpension, also Abendbrot und Frühstück, kostet uns nach Abzug des DAV-Rabattes 26 € pro Person. Der DAV-Rabatt wird auf Hütten des Deutschen Alpenvereins (DAV), des Italienischen Alpenvereins (CAI) und des Alpenvereins Südtirol (AVS) gewährt, wenn man Mitglied eines Alpenvereins ist und das mittels Ausweis auch nachweisen kann. Übrigens gewähren private Hütten einen solchen Rabatt nicht. Wir bezahlen also für Übernachtung und Essen insgesamt 52 €, dazu kommen noch 8 € für das Bier.

Trotz der zwei Stunden Schlaf vor dem Essen sind wir müde, es ist auch schon einundzwanzig Uhr, auf den meisten Hütten geht es eh nur bis zweiundzwanzig Uhr. Wir gehen also hinauf in den zweiten Stock, in unser Appartement 16. Hier sind wie erwartet fast alle Betten belegt, einige Leute sitzen aber auch noch unten in der Gaststube. Das Doppelstock-Bett neben uns ist aber noch frei. Wir ziehen uns um, immerhin haben wir extra Schlafsachen mit, dann kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Und wieder merken wir beim Einschlafen, dass unsere Körper noch dabei sind, sich an die Höhe anzupassen.

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