Der nächste Aufstieg - von der Drei-Schuster-Hütte zu den Drei Zinnen.
5.Urlaubstag: Mittwoch, 18.08.2004

Die Nacht war fürchterlich. Evi zog irgendwann von oben in das freie untere Doppelstock-Bett neben uns, da es ihr da oben zu heiß war. Dann zupfte sie dauernd an meinem Schlafsack und mir herum, da ich angeblich Schnarchen würde. Ich habe noch nie geschnarcht. Aber sie schafft es, dass ich eine ganze Weile wach liege, bis sie eingeschlafen ist. Im Raum gibt es noch viel mehr Leute, die schnarchen.

Ich bin gerade wieder eingeschlafen, jedenfalls kommt es mir so vor, da ist es auch schon wieder hell. Evi fragt mich, wie spät es ist, in dem Moment legt auch schon das erste Handy los. Sie kann es schnell noch ausdrücken, bevor erst alle anderen im Raum wach werden. Es ist also schon 7.30 Uhr. Wir schleichen uns aus dem Schlafsaal und gehen gemeinsam Duschen, wie gesagt, das macht Spaß. Unsere Schlafsäcke sind sehr warm, wir haben beide ziemlich geschwitzt. Dann werden die Zähne geputzt, langsam geht auch der Andrang auf die Sanitäreinrichtungen los.

Tag5, Bild1, 18.08.2004, 09:18 Uhr
Morgens halb zehn herrscht auf dem Freisitz noch Ruhe.

Nach der Morgenwäsche gehen wir hinunter in die Gaststube, ab sieben Uhr kann man hier frühstücken. Es gibt Kaffee und Brötchen, dazu Marmelade, Butter, Honig und Schokoladenaufstrich. Wir essen eine halbe Stunde, dann schreibe ich den Bericht für den gestrigen Tag, ich hatte gestern abend einfach keine Lust mehr. Danach gehen wir hoch, um die Kraxen zu packen. Der iSun hat über Nacht erfolgreich die Akkus geladen. Da nun alle Akkus wieder voll sind, kann ich das Solarmodul heute in den Rucksack packen.

Tag5, Bild2, 18.08.2004, 09:18 Uhr
Die Dreischusterhütte - wir haben uns hier sehr wohl gefühlt.

Die Schlafsäcke werden komprimiert, mittlerweile hat jeder Gegenstand schon seinen Platz, das Einpacken geht nun deutlich schneller. Wir füllen noch die Wasserflaschen nach, Evi trägt eine mit 1,5 Litern, ich zwei dieser Sorte.

Tag5, Bild3, 18.08.2004, 09:21 Uhr
Blick über das Innerfeld zum Morgenkopf [M. Mattina, 2493m].

Dann gehen wir wieder hinunter und treffen auf die Wirtstochter. Wir erkundigen uns nach dem Weg 105, sie meint, der wäre sehr schön und nicht schwierig, nichts mit Klettern und so. Auf unsere Frage hin, wie lange wir wohl brauchen werden, bekommen wir zur Antwort: "Ja so vier Stunden, na, so wir ihrs ausschaut, a nur drei!" Es ist ein liebes Kompliment, aber wir haben dann über sechs Stunden gebraucht.

Wir gehen an den Tresen zur Wirtin, die schwanger ist und kaufen noch vier Brötchen als Proviant. Es ist mittlerweile halb zehn, in der Hütte beginnt das Saubermachen. Wir verabschieden uns von der Wirtin und ihrer Tochter und gehen los. Das Wetter ist hervorragend, es ist sonnig und nur wenig bewölkt und schon ziemlich warm. Wir machen noch ein paar Fotos von der Hütte und der Kapelle. Danach geht es los, durch ein Holztor auf die Wiese, die gleichzeitig als Weide genutzt wird und deshalb von einem Zaun umgeben ist.

Tag5, Bild4, 18.08.2004, 09:22 Uhr
Auch eine kleine Kapelle gehört zur Dreischusterhütte.
Tag5, Bild5, 18.08.2004, 09:23 Uhr
Leider war sie verschlossen.

Den Weg bis zum Abzweig kennen wir ja schon. Er führt uns bis zu dem riesigen Schotterfeld, am Abzweig des Weges 105 steht noch ein Gedenkstein, wohl zum Andenken an einen abgestürzten Bergsteiger. Wir biegen hier also nach links auf den schmalen Pfad ab, der quer durch die Steinwüste in Richtung der Berge führt. Dann kommen wir an den Rand des Steinfeldes, hier wachsen Bäume und niederes Gesträuch, die Steigung des Weges nimmt zu. Als wir an der Felswand ankommen, gehen die Serpentinen los. Es wird noch steiler, wenn auch nicht so steil wie beim Aufstieg zum Mittelalplsee. Wir stellen auch fest, dass wir uns nun schon besser an die Kraxen gewöhnt haben, sie drücken nicht mehr so, der gestrige relativ kurze Tag tut ein Übriges dazu.

Tag5, Bild6, 18.08.2004, 09:28 Uhr
Der Morgenkopf in der Morgensonne - ein imposantes Bild.
Tag5, Bild7, 18.08.2004, 09:28 Uhr
Auch der Hochwandspitz [2392m] links und die Weißlahnspitze [P. ta Lavina Bianca, 2987m] rechts liegen in der Morgensonne.
Tag5, Bild8, 18.08.2004, 09:53 Uhr
Wir sind auf dem Weg zum Weg 105 und gut drauf.
Tag5, Bild9, 18.08.2004, 10:02 Uhr
Hier trennen sich der Weg 10-11 und der Weg 105. Am Abzweig steht dieser Gedenkstein.
Tag5, Bild10, 18.08.2004, 10:02 Uhr
Auch ich bin auf sommerliche Temperaturen und steile Anstiege eingestellt.
Tag5, Bild11, 18.08.2004, 10:03 Uhr
Von der Lückelescharte sind wir gestern gekommen.
Tag5, Bild12, 18.08.2004, 10:12 Uhr
Blick vom Weg 105 zurück über das Schotterfeld, an dessem linken Rand der Ixenbach fließt, hinüber zum Kohlalplkofel [2543m] in der Bildmitte.
Tag5, Bild13, 18.08.2004, 10:21 Uhr
Am Ende des Schotter-Tals gibt es wieder Vegetation, der Anstieg hält sich noch in Grenzen.

So haben wir ziemlich schnell knapp dreihundert Höhenmeter geschafft, als unser Weg einen Bergfluss kreuzt. Wir beschließen, eine kleine Pause zu machen und füllen die Wasserflaschen auf. Dann packt Evi eine unserer Tassen aus, es gibt erst einmal einen ordentlichen Schluck zu trinken. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, dass Wasser hat eine Temperatur um etwa sechs Grad. Wir setzen uns ein wenig hin und bewundern die Aussicht nach unten. Je höher wir kommen, umso weiter können wir schauen und die Aussicht wird immer schöner. Wir fühlen uns richtig wohl, es ist warm, einige kleine weiße Wolken sind am Himmel. Wir können auch Gruppen von Leuten beobachten, die das Schotterfeld durchqueren. Einige haben uns dann später überholt, da sie mit weniger Gepäck natürlich deutlich schneller sind als wir. Dann wollen wir weiter, wir haben noch die Idee, die Tasse gleich außen an Evis Rucksack zu befestigen, da haben wir sie am nächsten Bach schneller zur Hand.

Tag5, Bild14, 18.08.2004, 10:30 Uhr
Wir sind nun schon hoch genug, um über das Schotterfeld hinweg zu schauen.
Tag5, Bild15, 18.08.2004, 10:51 Uhr
Rechts von uns, am Fuße des Morgenkopfes, kämpft die Vegetation mit dem Dolomitengestein.
Tag5, Bild16, 18.08.2004, 10:52 Uhr
Der Weg kreuzt den R.S.Candido, einen Bach mit klarem, kaltem Wasser.
Tag5, Bild17, 18.08.2004, 10:52 Uhr
Gegen elf Uhr, knapp zweihundert Meter Anstieg liegen hinter uns, wir machen eine kurze Rast.
Tag5, Bild18, 18.08.2004, 11:00 Uhr
Dort geht es weiter hinauf.
Tag5, Bild19, 18.08.2004, 11:01 Uhr
Blick hinüber in Richtung der Lükelescharte, über die wir gestern gekommen sind.
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Tag5, Bild20, 18.08.2004, 11:11 Uhr
Jetzt sind wir schon höher, der Kohlaplkofel hüllt sich in Wolken.

Wir steigen weiter bergauf, es ist jetzt ziemlich steil. So etwa alle fünfzig Höhenmeter legen wir eine kurze Pause ein, wir bleiben einfach ein paar Minuten stehen, bis sich der Puls wieder beruhigt hat. Wir sind noch nicht vollständig an die Höhe akklimatisiert, schon bei kleineren Anstrengungen steigt der Puls schnell an. Insbesondere Evi, die ja wegen leichtem Bluthochdruck Tabletten nehmen muss, merkt dass sehr stark. Auch beim Einschlafen ist der schnellere Puls störend, man hat das Gefühl, dass das Herz "bis in den Hals hinein schlägt". Man spürt den Herzschlag so stark, dass man schlecht einschlafen kann. Zwar hat dieser Effekt schon etwas nachgelassen, aber immer mal eine kurze Pause kann ja nicht schaden.

Eine Stunde später, es ist etwa zwölf Uhr, haben wir weitere dreihundert Höhenmeter bewältigt. Jetzt wird es richtig steil, es geht über grobe Kiesbrocken und der Weg ist ein wenig ausgesetzt. Wir haben keine Probleme mit der Höhe, nur der Puls geht schon etwas höher, wir verspüren kaum Ermüdung und haben auch nicht wie vor zwei Tagen den Wunsch, die Kraxen einfach wegzuwerfen. Es geht uns gut, alles ist großartig.

Tag5, Bild21, 18.08.2004, 11:53 Uhr
Der Weg führt direkt am Fuss des Morgenkopfes entlang. Hier sind wir bei 2100m, kurz unter der Vegetationsgrenze.
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Wir sind nach dem letzen steilen Stück an der Stelle angekommen, an welcher uns der Weg vom Tal weg zwischen den Bergen hindurch auf einer Hochebene weiterführt. Ein letztes Foto nach unten, die vorhin noch so endlose Kiesebene ist klein geworden, dafür kann man weit bis ins Tal hinunter schauen. Die Berge rund um uns herum sind beeindruckend. So stehen wir eine ganze Weile und schauen, ich versuche noch ein Panoramafoto. Dann wenden wir uns dem weiteren Weg zwischen den Bergen zu. Er ist jetzt wieder flacher.

Tag5, Bild22, 18.08.2004, 11:54 Uhr
Eine gute halbe Stunde später, weitere zweihundert Meter Aufstieg liegen hinter uns.
Tag5, Bild23, 18.08.2004, 12:03 Uhr
Von hier kann man im Tal die Dreischusterhütte sehen (ahnen) und das ganze Innerfeldtal.
Tag5, Bild24, 18.08.2004, 12:03 Uhr
Von da unten sind wir gekommen.
Tag5, Bild25, 18.08.2004, 12:04 Uhr
Und da hinauf wollen wir noch. Wir sind bei ungefähr 2200m.
Tag5, Bild26, 18.08.2004, 12:12 Uhr
Aber eine kurze Rast zum Trinken haben wir uns verdient.
Tag5, Bild27, 18.08.2004, 12:38 Uhr
Aus dieser Höhe ist der Blick zurück sehr imposant.
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Wir kommen an eine kleine Brücke, wir haben endgültig die Hochebene erreicht. Jetzt sind wir etwa bei zweitausendvierhundert Metern, auf dem Scheitelpunkt des Gwengalpenjochs. Wir wandern auf den Toblinger Knoten zu, den wir umrunden müssen, um zur Drei-Zinnen-Hütte zu kommen. An der Weggabelung bleiben wir auf dem Weg 105. Kurze Zeit später treffen wir auf die ersten Zeugnisse vom 1. Weltkrieg, als diese Region zum Frontgebiet gehörte. Am Fuß der Berge um uns herum sehen wir Höhlen, die damals angelegt wurden. Der Blick auf die Berge um uns herum ist so beeindruckend, dass ich ein weiteres Panoramafoto versuche.

Tag5, Bild28, 18.08.2004, 12:50 Uhr
Auf dieser felsigen Hochebene trifft man auf interessante Konstruktionen.
Tag5, Bild29, 18.08.2004, 12:50 Uhr
Aber sie hat gehalten.
Tag5, Bild30, 18.08.2004, 12:59 Uhr
Wir sind oben auf 2400m und sehen den imposanten Toblinger Knoten [Torre di Toblin, 2617m] vor uns.
Tag5, Bild31, 18.08.2004, 13:02 Uhr
An der Kreuzung von Weg 11 und Weg 105 ein letzter Blick zurück zum Kohlaplkofel.
Tag5, Bild32, 18.08.2004, 13:32 Uhr
In dem Berg links von uns, auf der Karte ist kein Name verzeichnet, nur seine Höhe mit 2437m, sehen wir die ersten Zeugnisse vom 1. Weltkrieg. In dieser Gegend wurde ein zweijähriger Stellungskrieg geführt.
Tag5, Bild33, 18.08.2004, 13:33 Uhr
Über diese kleine Scharte hinweg gelangen wir zum Toblinger Knoten hinüber, dessen Gipfel schon zu uns herüber lugt.

Achtung! Sehr großes Panoramabild mit langer Ladezeit!
Tag5, Bild34, 18.08.2004, 13:33 Uhr
Nachdem wir eine Hochebene bei etwa 2400m erreicht haben, verlangt der Ausblick nach einem Panoramafoto.
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Wir wandern nun durch die alten Befestigungsanlagen. Es gibt ein verzweigtes Grabensystem, betonierte Türme und kleinere Höhlen. Die ganze Fläche ist wohl ein Teil der österreichischen Frontstellungen gewesen. Wir beschließen, einen Abstecher zu den vordersten Linien zu machen. Hier finden wir einen Graben, die Wände bestehen teilweise aus kleineren Kieseln, die von Drahtgeflecht zusammengehalten werden. Vor uns geht es dann steil hinunter ins Val Rinbon, eine riesige Alm, auf der friedlich Kühe weiden.

Tag5, Bild35, 18.08.2004, 13:34 Uhr
Ein weiteres Zeugnis von in den Fels gehauenen Hohlräumen, in denen die Soldaten vor rund neunzig Jahren kampierten.
Tag5, Bild36, 18.08.2004, 13:37 Uhr
Trotz der Höhe von rund 2400m sind die Wiesen hier oben bunt.
Tag5, Bild37, 18.08.2004, 13:43 Uhr
Die Kreuzung, an der sich Weg 11 und Weg 105 vereinigen und weiter zum Toblinger Knoten führen.
Tag5, Bild38, 18.08.2004, 13:49 Uhr
Der letzte luftige Anstieg, dann sind wir auf der Hochebene am Toblinger Konten.
Tag5, Bild39, 18.08.2004, 14:01 Uhr
Wir haben den Toblacher Knoten vor uns! Ein Grund für ein Panoramabild.
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Tag5, Bild40, 18.08.2004, 14:04 Uhr
Wir kommen an solchen in den Berg gehauenen Unterständen vorbei.
Tag5, Bild41, 18.08.2004, 14:07 Uhr
In solchen künstlichen Höhlen haben die Soldaten 1915/16 zwei Jahre lang im Sommer wie im Winter kampiert.
Tag5, Bild42, 18.08.2004, 14:07 Uhr
Von diesem Unterstand aus schaut man auf den Fuß des Toblinger Knotens.
Tag5, Bild43, 18.08.2004, 14:12 Uhr
Nachdem wir den Fuß des Toblinger Knotens erreicht haben, öffnet sich rechts eine Hochebene, auf der sich viele Stellungen befinden. Wir sehen auch zum ersten Mal die beeindruckenden Drei Zinnen [Tre Cime di Lavaredo, 2999m].
Tag5, Bild44, 18.08.2004, 14:13 Uhr
Einige der unterirdischen Unterstände sind voll Wasser gelaufen.
Tag5, Bild45, 18.08.2004, 14:14 Uhr
Es ist eine gigantische Anlage, die die Soldaten vor rund neunzig Jahren hier oben errichtet haben.
Tag5, Bild46, 18.08.2004, 14:15 Uhr
Es gibt ein unterirdisches Stollensystem.
Tag5, Bild47, 18.08.2004, 14:47 Uhr
Von der vordersten Verteidigungslinie können wir hinunterschauen ins Val Rinbon.
Tag5, Bild48, 18.08.2004, 14:24 Uhr
Es eröffnet sich ein grandioses Panorama vor uns. Vom Toblacher Knoten über den Paternkofel, die Drei Zinnen, den Cristallino di Missurina bis zur Hohen Gaisl - wunderschön.
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Wir lassen uns im vordersten Graben nieder, erst einmal die Kraxen absetzen. Dann beschließen wir, hier eine längere Rast zu machen. Die Aussicht von hier ist herrlich, ich versuche ein Panoramafoto. Irgendwo links hinter dem Sextnerstein muss die Drei-Zinnen-Hütte liegen. Dann sehen wir links den Paternkofel, nach dem Paternsattel schließen sich die Drei Zinnen an. Rechts von den drei berühmten Bergen geht es mit dem Katzleitenkopf weiter. Trotz der Bewölkung haben wir eine gute Fernsicht, das Panorama ist wirklich beeindruckend. Wir schauen eine ganze Weile, aber dann meldet sich doch der Hunger und wir beschließen, so etwas wie Mittag zu machen, immerhin ist es ja schon halb drei. Es gibt für jeden einen Zipfel Salami, dann auch noch ein halbes Brötchen. Mein Kommentar: "Soviel essen, dass reicht ja für drei solche Aufstiege". Aber auch beim Essen schauen wir in die Runde.

Tag5, Bild49, 18.08.2004, 14:25
Der erste Blick hinüber zum Paternsattel zwischen den Drei Zinnen und dem Paternkofel ist beeindruckend. Irgendwo ganz links muss die Drei-Zinnen-Hütte liegen.
Tag5, Bild50, 18.08.2004, 14:25 Uhr
Noch weiter links, in der Verlängerung vom Paternkofel steht das markante Frankfurter Würstel [Salsiccia]. Dahinter führt der Tunnel [Galeria] zum Paternkofel hinauf. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Fensteröffnungen im Fels.
Tag5, Bild51, 18.08.2004, 14:26 Uhr
Der Blick nach Westen, über das Tal Val Rinbon hinweg in etwas höherer Auflösung.
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Tag5, Bild52, 18.08.2004, 14:45 Uhr
Die Steinpyramide mit Stacheldraht wirkt wie ein natürlich entstandenes Mahnmal.

Die Gedanken gehen auch neunzig Jahre zurück, als hier oben zwei Jahre lang Soldaten in den Stellungen lagen, Sommer wie Winter und rundherum Kämpfe tobten. Man fragt sich automatisch, wie das damals wohl war, nicht Urlaub und milder Sommer, sondern Hitze, Schnee, Kälte und Schießen rundherum. Und heute ist alles Europa, die regionalen Zugehörigkeiten sind sicher noch wichtig, aber mussten dafür so viele junge Menschen sterben?

Tag5, Bild53, 18.08.2004, 14:46 Uhr
Vor uns liegt der Sextnerstein [Sasso die Sesto, 2539m], der Weg zur Drei-Zinnen-Hütte führt um ihn herum. Im Hintergrund der Paternsattel.

Nachdem wir uns ausgeruht und auch ein wenig nachgedacht haben, beschließen wir, weiter zu wandern. Zuerst müssen wir über die Hochebene durch die Stellungen zurück zum Weg. Wir haben uns ein Türmchen aus aufgeschichteten Steinen als Orientierungspunkt gemerkt. Das war gut, denn so finden wir ohne Umwege auf den Weg zurück. Wir wandern nun um den Toblinger Knoten herum, dann auch noch um den Sextnerstein. Und von hier aus sehen wir auch das erste Mal die Drei-Zinnen-Hütte. Es gibt mehrere Gebäude, die große Hütte, eine kleine Kapelle und eine kleinere Hütte. Der phänomenale Ausblick verleitet mich sofort wieder zu einem Panoramafoto. Dann beeilen wir uns aber, uns entgegenkommende Deutsche haben uns erzählt, dass es da gutes Bier gibt.

Tag5, Bild54, 18.08.2004, 15:01 Uhr
Es ist zu schön, deshalb ein weiteres Panoramabild in Richtung Westen.
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Tag5, Bild55, 18.08.2004, 15:02
Blick zurück zum Toblinger Knoten. Von hier sieht man sehr schön die verschiedenen Gipfel.
Tag5, Bild56, 18.08.2004, 15:06 Uhr
Blick vom Fuß des Sextnersteines über das Tal Val Rinbon und Valle della Rienza.
Tag5, Bild57, 18.08.2004, 15:06
Evi [1,63m] vorm Paternkofel [M. Paterno, 2744m].
Tag5, Bild58, 18.08.2004, 15:08 Uhr
Kurz vor der Hütte, hier treffen wir auf den Weg, der zum Paternsattel führt.

Als wir der Hütte näher kommen, sehen wir die große Menge Menschen, die sich in ihrem Bereich tummelt. Nun ist es nicht mehr weit. Rund um die Hütte herum ist wirklich einiges los. Es ist wie zum Weihnachtsmarkt in Leipzig, nur nicht so kalt. Die Menschen kommen den breiten Weg entlang gewandert, der zum Paternsattel führt. Auf der großen Veranda sind alle Plätze besetzt. Als wir die Hütte erreichen, können wir auch die zwei Seen sehen, die sich in einer Senke hinter ihr befinden.

Wir kämpfen uns mit unseren großen Kraxen bis in die Rezeption vor. Da sich hier jeder das Essen und die Getränke selber holen muss, herrscht vor der Theke und im Gastraum ein unglaubliches Gedränge. Wir wollen aber erst einmal die Sache mit dem Quartier klären, die vielen Menschen lassen uns befürchten, dass nichts mehr frei ist. Später lernen wir dann, dass die Mehrzahl der Menschen hier Tagesausflügler sind, die von der mit dem Auto zu erreichenden Auronzo - Hütte hier her wandern, um den Anblick der Drei Zinnen zu genießen.

Tag5, Bild59, 18.08.2004, 15:09 Uhr
Als wir um den Sextnerstein herum sind, sehen wir die Drei-Zinnen-Hütte. Dies ist der Panoramablick nach Osten und Süden.
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Tag5, Bild60, 18.08.2004, 15:09
Die Drei-Zinnen-Hütte [2405m].

Dann wird es heikel, ich muss mitten im Gedränge die Kraxe absetzen, der DAV-Ausweis ist im Kopfteil und wir müssen ihn vorzeigen. Ich kriege echt ein wenig Platzangst, aber ich schaffe es, ohne mich oder jemanden anderes zu verletzen. Dann ist die Sache mit dem Quartier geklärt, Evi kauft gleich noch ein Hefeweizen für sich und ein Forster Pils für mich. Wir ziehen uns auf die große Terrasse zurück, wo ein wenig mehr Platz ist, trinken unser Bier und beobachten das Treiben um uns herum. Dabei entdecken wir auch zwei Bergsteiger, die den Paternkofel gegenüber besteigen. Echt waagemutig, da von Westen her dicke dunkle Wolken aufziehen. Es ist windig geworden und die Temperatur ist auf 21°C abgesunken, Evi friert sogar.

Wir haben für das Quartier, weil wir im DAV sind, statt der 16 € nur je 8 € bezahlt. Da wir uns aber für Halbpension entschieden haben, auch auf Drängen des netten jungen Mädchens an der Theke hin, zahlen wir 33 € pro Mensch. Abends haben wir dann gesehen, wie sich eine Gruppe Jugendlicher vor der Hütte "ihr eigenes Süppchen" gekocht hat. Vorerst sind wir aber erst mal gespannt, ob unser "Halbpensions-Essen" seinen Preis wert ist.

Tag5, Bild61, 18.08.2004, 15:17 Uhr
Ein schönes Panoramabild nach Osten mit den beiden Bodenseen [Lago dei Piani].
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Das Bier ist alle, wir schultern die Kraxen und es geht rein in die Baude. Es gibt geradeaus eine Treppe, links davon steht ein Schuhregal, rechts gibt es einen kleinen Raum mit weiteren Schuhregalen. Hier ist für unsere Wanderschuhe Schluss, wir ziehen sie aus und stellen sie ab. Nach einem Tag Wandern klaut sowieso niemand unsere Stinkegurken. Wir haben als Hüttenschuhe leichte Outdoor - Sandalen mit, mit diesen geht es die Treppe hoch zur "Veranda". Wir haben die Betten 13 und 15 direkt am Fenster. Da es ziemlich eng zugeht, kann man sagen "Glück gehabt", denn am Fenster hat man etwas mehr Platz. Wir richten uns ein, packen die Schlafsäcke, das Nachtzeug und die Waschutensilien aus.

Tag5, Bild62, 18.08.2004, 16:19 Uhr
Unser Bettenlager.
Tag5, Bild63, 18.08.2004, 16:19 Uhr
Unser Doppelstock - Bett am Fenster, selbst das nutzen wir als Ablage.

Nachdem all das erledigt ist, holen wir das Zelt aus meiner Kraxe. Es ist von unserem "hochalpinen Biwak" am Mittlalplsee noch nass. Bei unserem Aufbruch am See war es neblig und feucht und wir konnten nicht warten, bis es trocken war. Auf der Drei-Schuster-Hütte hatten wir keine Gelegenheit, es zu trocknen, es hatte ja gestern Abend ein wenig geregnet. Aber jetzt ist es günstig, draußen ist Wind, wir gehen es also jetzt trocknen.

Wir hängen unser Zelt über das Geländer der Veranda. Die meisten Tagestouristen sind mittlerweile losgewandert, es ist ja schon um fünf und der Wind macht den Aufenthalt auf der Terrasse mittlerweile ungemütlich. Evi trinkt noch ein Hefeweizen, (4,50€/0,5l), während ich mir ein teureres Forst (3,80€/0,4l) gönne. Aber dann muss ich auch noch das halbe Hefeweizen trinken, da Evi es nicht schafft. Nebenbei schauen wir uns immer wieder die beeindruckende Landschaft um uns herum an.

Tag5, Bild64, 18.08.2004, 16:56 Uhr
Wichtig - unser Zelt muss noch getrocknet werden. Die Terrasse eignet sich dazu hervorragend, nur zwingt uns der Wind, alles gut festzuhalten.
Tag5, Bild65, 18.08.2004, 17:01 Uhr
Blick von der Hütte zum Sextnerstein, an dessen Fuß Höhlen in den Fels gearbeitet wurden. Die Fläche um die Hütte herum heißt Toblinger Ridl [Forc. die Toblin].
Tag5, Bild66, 18.08.2004, 17:02 Uhr
Die kleine Kapelle gehört mit zur Hütte.

Der Wind ist böig, wir müssen gut auf das Zelt aufpassen, damit es nicht davon schwebt. Aber es wird auch schnell trocken, wir legen es zusammen und gehen wieder hinein. Evi erkundigt sich an der Theke nach dem Beginn des Abendbrotes und erfährt, dass es ab um sechs losgeht. Wir haben also noch eine Stunde Zeit, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Wir beschließen, uns den Weg zu dem Tunnel aus dem ersten Weltkrieg anzusehen, der im Innern des Paternkofel angelegt wurde.

Wir kommen zuerst direkt neben der Hütte an einem Gedenkstein für Sepp Innerkofler vorbei, der ein Verwalter der Drei-Zinnen-Hütte war und im Krieg damals gefallen ist. Dann wenden wir uns in Richtung des Frankfurter Würstchens und des Paternkofels. In der Gamsscharte sehen wir zwei Bergsteiger. Nachdem wir ein Stück bergan gestiegen sind, können wir hinunter ins Val Rinbon schauen. Die Wolken zaubern Lichtreflexe in die Landschaft und wenn wir uns rückwärts wenden, liegt die Drei-Zinnen-Hütte unter uns. Aber wir wenden uns nach vorn, dort steht nun das "Frankfurter Würstl" aufrecht vor uns.

Tag5, Bild67, 18.08.2004, 17:16 Uhr
Der Gedenkstein für Sepp Innerkofler aus Sexten, der von 1898 an hier Hüttenwirt war und 1915 bei einem Angriff auf die Italiener am Paternkofel ums Leben kam.
Tag5, Bild68, 18.08.2004, 17:25 Uhr
Einige Kletterer sind auf dem Klettersteig des Paternkofel unterwegs.
Tag5, Bild69, 18.08.2004, 17:26 Uhr
Am Fuß des Frankfurter Würstels.
Tag5, Bild70, 18.08.2004, 17:31 Uhr
Der Blick etwa vom Frankfurter Würstel aus zur Drei-Zinnen-Hütte.
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Der Weg führt uns daran vorbei und wir erreichen das erste kurze Stück Tunnel. Hier ist es schon etwas dunkler, aber durch kleine Durchbrüche, die wie Schießscharten nach außen führen, fällt noch genug Licht ein. Dann geht es wieder über einige ausgesetzte Stellen um die Felsen herum, aber keine Stelle ist schwierig.

Alle, die uns entgegenkommen, haben einen Helm auf, der Tunnel soll weiter oben ziemlich flach sein. Alle haben Lampen, entweder Stirnlampen oder große Handlampen. Die meisten haben ein Klettersteigset angelegt, denn am oberen Tunnelausgang beginnt ein Klettersteig.

Von hier haben wir einen wunderbaren Blick in das Tal zwischen den Drei Zinnen und dem Schwabenalpenkopf. Es ist eine bizarre Felslandschaft um uns herum, ein wenig weiter unten ist auch Stacheldraht zu sehen.

Tag5, Bild71, 18.08.2004, 17:38 Uhr
Abendliche Stimmung über den Tälern Val Rinbon und Valle Della Rienza.
Tag5, Bild72, 18.08.2004, 17:38 Uhr
Blick aus einem Tunnelfenster in Richtung Forc Pian di Cengia.
Tag5, Bild73, 18.08.2004, 17:41 Uhr
Im unteren Teil wechseln offene Passagen des Tunnels mit geschlossenen.
Tag5, Bild74, 18.08.2004, 17:31 Uhr
Auch hier sind noch Spuren des Krieges sichtbar.

Dann geht es wieder in den Tunnel hinein und nach einem kleinen, nicht allzu dunklen Stück und einer Treppe öffnet er sich wieder, auf der linken Seite haben wir die erste Stelle mit Stahlseil, während es an der rechten Seite des nun schmalen Weges steil hinunter geht. Hinter dieser Stelle geht es dann endgültig in den Tunnel hinein.

Tag5, Bild75, 18.08.2004, 17:41 Uhr
Der Weg des Tunnels führt an imposanten Steinformationen vorbei.
Tag5, Bild76, 18.08.2004, 17:47 Uhr
Der Eingang zum oberen Teil des Tunnels.

Wir schauen auf die Uhr - es sind noch zehn Minuten bis sechs Uhr. Wir haben keine Ausrüstung mit, insbesondere keine Lampen. Also beschließen wir, es für heute gut sein zu lassen und umzudrehen. Wir wandern zurück, am Frankfurter Würstel vorbei. Als wir zurückschauen zum Paternsattel, sehen wir, wie sich die Wolken um den Paternkofel sammeln. Es wird immer windiger und ungemütlicher hier draußen, wir haben außerdem Hunger. An der Vorratshütte vorbei, schnell noch ein Foto, geht es zur Hütte. Das Abendbrot hat schon angefangen. Wir stellen unsere Wanderschuhe im Regal ab und gehen erst einmal ins Quartier hinauf, um uns umziehen.

Tag5, Bild77, 18.08.2004, 18:05 Uhr
An der Vorratshütte nahe der Drei-Zinnen-Hütte ist ein Hinweis auf den Paternkofel-Steig angebracht.

Dann geht es aber auch gleich wieder hinunter, wir nehmen das Tagebuch, die Handys und die Kamera mit. Am Eingang des Speiseraumes werden wir schon von den jungen Damen erwartet und gleich platziert. Es gibt ein Drei-Gänge-Menü mit drei Speisen pro Gang, wir erfahren, zwischen welchen Speisen wir wählen können. Und dafür haben wir uns entschieden:

Willi: Tomatenkremsuppe, Wiener Schnitzel, Apfelstrudel und Evi: Tiroler Gerstensuppe, Ungarischer Gulasch mit Polenta und Krautsalat, Apfelstrudel.

Wir hätten nicht gedacht, auf einer so entfernt gelegnen und doch schwer erreichbaren Hütte ein so gutes und reichhaltiges Essen zu bekommen. Während wir auf den nächsten Gang warten, beginne ich, den Tagesbericht zu schreiben. Evi schaut sich derweil die Bilder auf der Kamera an. An unserem Tisch sitzen zwei italienische Pärchen, die leider nicht Deutsch sprechen, wir haben dagegen mit dem Italienischen ein Problem. So bleibt die Unterhaltung leider beschränkt und kurz.

Wir bestellen uns jeder ein Bier und unterhalten uns über die Eindrücke dieses anstrengenden Tages. Für morgen planen wir einen Erholungstag, Evi hat schon zu Hause in der Literatur recherchiert, es gibt hier zwei Klettersteige am Toblacher Kreuz und einen in der Verlängerung des Tunnels im Paternkofel. Wir werden uns das alles morgen einmal ansehen und die nächste Nacht auch noch hier verbringen. Nun sind wir müde und gehen zu Bett.

 4.Tag 
Der nächste Aufstieg - von der Drei-Schuster-Hütte zu den Drei Zinnen.
5.Urlaubstag: Mittwoch, 18.08.2004
 6.Tag