Der nasse Abstieg - von der Drei-Zinnen-Hütte zum Misurinasee.
7.Urlaubstag - Freitag, 20.08.2004

Diese Nacht waren auf dem Bettenlager: Evi und ich, zwei ältere Männer, die über uns kampierten, eine ältere Dame mit Zopf und zwei junge deutsche Mädels. Daher war es in dieser Nacht ruhig. Nur gegen 5.30 Uhr, da mussten die Alten über uns wohl zur Toilette, der Schlafsaal war anschließend geschlossen wach.

Nach dem Aufstehen beginnt dann das Waschen mit Hindernissen, obwohl in unserem Schlafsaal nur wenige Leute waren, gibt es in der Hütte insgesamt so viele Gäste, dass man auf eine Toilette schon einige Zeit warten muss. Nach dem Waschen geht es zügig frühstücken. Wie bereits tags zuvor gibt es Käse, Wurst, Marmelade, Honig und Weißbrot. Dazu wählen wir Kaffee. Wir sind mit der Verpflegung vollauf zufrieden, insbesondere die abendlichen Drei - Gänge - Menüs haben gut geschmeckt.

Auf unsere Frage, ob wir etwas Brot mitnehmen könnten, erhalten wir allerdings eine abschlägige Antwort, der Wirt hat es eh schwer mit dem Heranschaffen und der Verpflegung der Gäste, da kann er nicht noch Lebensmittel verkaufen. Ist auch nicht schlimm, wir wollten das Brot ja nur als Reserve, falls wir es heute nicht bis zum Misurina - See schaffen und "biwakieren" müssen. Wir nehmen einfach die Restscheiben aus dem Brotkörbchen auf unserem Tisch mit, die können sowieso nicht noch einmal verkauft werden.

Dann gehen wir auf die "Veranda", unsere Kraxen müssen von Grund auf neu gepackt werden. Der Inhalt des Tagesrucksackes ist wieder mit einzuordnen und auch so ist einiges durcheinander. Wir unterhalten uns noch ein wenig mit der Aufwartfrau und packen nebenbei. Wir sind beim Personal nun schon alte Bekannte, da wir mittlerweile schon zwei Tage hier sind.

Tag7, Bild1, 20.08.2004, 08:32 Uhr
Wir packen ein, heute wollen wir bis zum Misurina-See.
Tag7, Bild2, 20.08.2004, 08:33 Uhr
Ein letztes Bild vom Bettenlager, heute haben wir an der Tür geschlafen.
Tag7, Bild3, 20.08.2004, 08:59 Uhr
Der hier beginnende Weg heißt Dolomitenhöhenweg [Alta via Dolomita] und führt ein Stück ins Tal Val Rinbon hinunter.

Kurz nach halb neun sind wir abmarschbereit. Evi kauft noch ein paar Ansichtskarten, dann geht es zu den Schuhregalen, wo unsere Treter warten, hier ist ziemlicher Betrieb. Anschließend verabschieden wir uns und los geht es.

Tag7, Bild4, 20.08.2004, 09:32 Uhr
Vom Rienzboden [Pian da Rin] aus geht es hinauf zur Langalm.

Zumindest den Anfang des Weges haben wir ja gestern schon ausgekundschaftet, jetzt geht es erst einmal abwärts. Wir wandern mit unseren Kraxen bergab bis auf zweitausendzweihundert Höhenmeter hinunter, hier befinden wir uns auf einer Alm, der Langenalpe. Eine Menge Kühe weiden hier.

Dann geht es wieder aufwärts. Nicht allzu steil, aber stetig. Wir wandern gleichmäßig, aber relativ langsam bergan. Wieder oben angelangt, sehen wir über das Tal hinweg die Drei-Zinnen-Hütte und den zu ihr führenden Hauptweg. Über die große Entfernung hinweg beobachten wir den "Versorgungstraktor" der Hütte. Nach dieser kleinen Verschnaufpause geht es weiter, nun kommen uns auch einige Leute entgegen. Nachdem wir den Rand des Tales erreicht haben, verläuft der Weg einigermaßen gerade. Wir marschieren nun parallel zu den drei Zinnen, die links von uns liegen.

Tag7, Bild5, 20.08.2004, 09:32 Uhr
Wie man sieht, kommt öfter jemand hier entlang, die Kühe waren das sicher nicht.
Tag7, Bild6, 20.08.2004, 09:32 Uhr
Die Drei Zinnen von unten.
Tag7, Bild7, 20.08.2004, 10:04 Uhr
Nun sind wir auf der anderen Seite fast wieder oben.
Tag7, Bild8, 20.08.2004, 10:04 Uhr
Der Anstieg war ziemlich steil.
Tag7, Bild9, 20.08.2004, 10:04 Uhr
Eine kleine Rast haben wir uns verdient.
Tag7, Bild10, 20.08.2004, 10:04 Uhr
Auf der anderen Seite des Tales ist der Versorgungs-Traktor unterwegs. Ich bin von unserer Fuji begeistert, immerhin liegen 1½ Kilometer zwischen uns und dem Motiv.
Tag7, Bild11, 20.08.2004, 10:17 Uhr
Wir haben die Hochebene auf der anderen Seite erreicht.

Am Fuß derselben, auf dem Schuttberg, läuft ein Mensch. Wir wundern uns, was er so früh am Tag dort macht. Dann kommen wir an die Langealmhütte, eine Jause, in der eine Familie wohnt und gleichzeitig im Nebenerwerb Gäste bewirtet. Wir genehmigen uns ein Bier, nach dem Anstieg ist die Pause hochwillkommen. Unvermittelt kommt ein Hubschrauber geflogen, zieht eine Schleife vor den Drei Zinnen und verschwindet wieder. Der einzelne Mann hatte gerade begonnen, vom Fuß der Felsen über die Schuttberge hinab zu steigen und befindet sich auf einem der waagerecht verlaufenden Wege. Plötzlich sehen wir jedoch von beiden Seiten Kolonnen von Leuten in seine Richtung marschieren, wegen der großen Entfernung kann man aber nicht erkennen, was das für Leute sind.

Der einzelne Mann scheint nach beiden Seiten zu schauen, dann dreht er um und geht den Weg in Richtung der Drei Zinnen zurück, er scheint vor den Kolonnen flüchten zu wollen. Wir beobachten das Geschehen eine ganze Weile, dann aber ist unser Bier alle und wir wandern langsam weiter. Aber auch jetzt bleiben wir ab und zu stehen und schauen wir immer wieder hinüber. Die beiden Kolonnen haben den einzelnen Mann nun eingekreist, er kann nicht mehr entkommen, die vordersten Leute von den Kolonnen haben sich ihm vielleicht bis auf Rufweite genähert. Wir können das Geschehen nun nicht mehr verfolgen, wir sind mehr als einen Kilometer entfernt und wandern außerdem langsam um die Drei Zinnen herum, so dass der Schutthang aus unserem Blickfeld verschwindet. Da wir heute noch auf uns unbekannten Wegen bis zum Misurina - See wollen, können wir auch nicht länger bummeln.

Tag7, Bild12, 20.08.2004, 10:35 Uhr
Vor uns liegt die Langalmhütte, eine bewohnte Jause.
Tag7, Bild13, 20.08.2004, 10:35 Uhr
Der Blick nach rechts, nach Norden.
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Tag7, Bild14, 20.08.2004, 10:45 Uhr
Ein freundliches Schild lädt uns ein, natürlich können wir nicht widerstehen.
Tag7, Bild15, 20.08.2004, 10:45 Uhr
Die Preisliste beseitigt gleich am Weg alle Unklarheiten. Ein Bier für 2,50 € - schaun wir mal.
Tag7, Bild16, 20.08.2004, 11:00 Uhr
Wir sitzen an der Langealm-Hütte auf einer Bank mit freiem Blick nach Norden und Osten.
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Tag7, Bild17, 20.08.2004, 11:03 Uhr
Plötzlich taucht dieser Hubschrauber vor den Drei Zinnen auf.
Tag7, Bild18, 20.08.2004, 11:03 Uhr
Er fliegt über den Mann hinweg und...
Tag7, Bild19, 20.08.2004, 11:03 Uhr
...verschwindet wieder. Der Mann dreht darauf hin um und geht den Weg zurück.
Tag7, Bild20, 20.08.2004, 11:26 Uhr
Diese Seen werden Rienzursprung [Sorgenti della Rienza] genannt. Im Hintergrund sieht man links auf dem Weg am Schutthang den einzelnen Mann.
Tag7, Bild21, 20.08.2004, 11:26 Uhr
Auf der Vergrößerung sieht man die ersten Leute von rechts oben kommen. Später war es eine ganze Kolonne, auch von links kamen mehrere Personen, so dass der einzelne Mann eingekreist wurde. Leider war das aufgrund der Entfernung nicht mehr fotografierbar.

Zusätzlich fängt es nun auch noch an zu nieseln. Das bedeutet anhalten, den iSun von meinem Rucksack abmontieren, die Regenjacken auspacken und dann die Regenhüllen über die Kraxen ziehen. Wir ziehen die Jacken an und helfen uns gegenseitig beim Aufsetzen der Kraxen, schon kann es weitergehen - wir sind regenfest. In diesem Moment kommen zwei Bewaffnete um die Felsecke, eine Frau und ein Mann. Wir können nicht erkennen, ob sie zur Polizei oder vielleicht zur Parkaufsicht gehören, wir kennen uns mit den örtlichen Uniformen nicht so aus. Dass die Beiden uns entgegenkommen, ins Gespräch vertieft und immer zu den Drei Zinnen hinüberschauend, ist das ein Zufall? Oder wird die ganze Gegend weiträumig überwacht?

Uns schauen die Beiden nur kurz an, offensichtlich als harmlose Touristen eingestuft wandern wir unbehelligt weiter. Glücklicherweise regnet es weder lange noch stark, dann fallen nur noch vereinzelt ein paar Tropfen. Wir befinden uns nun westlich von den Drei Zinnen, wir haben den Forc. de l' Col de Mezo - Sattel erreicht, wir sind nun etwa zweitausenddreihundert Meter hoch. Nun wandern wir auf der südlichen Seite der Drei Zinnen und parallel zu ihnen in Richtung Auronzo - Hütte. Vom Süden her sind die Zinnen eher eine Felswand und nicht so strukturiert wie auf der nördlichen Seite.

Tag7, Bild22, 20.08.2004, 11:49 Uhr
Kurz vor dem Sattel Forc. de l' Col de Mezo - ein letzter Blick nach Osten.
Großes Bild mit Bergmarkierungen und Markierung des Mannes und seiner Verfolger laden.

 

Tag7, Bild23, 20.08.2004, 11:49 Uhr
Ein letzter Blick auf die Nordwand der Drei Zinnen.
Tag7, Bild24, 20.08.2004, 12:15 Uhr
Kurz vor dem Sattel geht es nach rechts steil hinab bis ins Valle della Rienza.
Tag14, Bild25, 20.08.2004, 12:21 Uhr
Wir sind auf dem Sattel, der Forc. col di Mezzo heißt und 2315 Meter hoch liegt. Es nieselt, wir haben uns regenfest gemacht.
Tag7, Bild26, 20.08.2004, 12:23 Uhr
Blick zu unserem Ziel, vorn der Lago de Antorno und dahinter der Lago di Misurina. Die Bewölkung nimmt noch zu.
Tag7, Bild27, 20.08.2004, 12:42 Uhr
Der erste Blick in Richtung Auronzo-Hütte [Rif. Aronzo, 2320m]. Die Bergflanke ist zu einem riesigen Parkplatz verschandelt.

Als wir um eine Spitze kommen und das erste Mal die Auronzo - Hütte von weitem sehen, sind wir ziemlich erschüttert. Mitten auf dem Berg stehen jede Menge Autos herum, es gibt Parkplätze und eine Zufahrtsstraße mit Serpentinen. Das ganze Tal wird von der Hütte, der Straße und den Parkplätzen beherrscht, aus unserer Sicht eher verschandelt. Schon von weitem ist das fürchterlich. Jetzt ist uns auch klar, wie die vielen Tagesgäste auf die Drei - Zinnen - Hütte kommen.

Wir nähern uns der Hütte und es wird immer schlimmer, der ganze Berghang ist ein einziger Parkplatz. Dann werden wir ein wenig abgelenkt, denn es kommen uns zwei Männer entgegen. Einer davon steckt in einer Armee - Uniform, auf dem Revers einen Vogel, wir vermuten, es soll einen Adler darstellen. Der andere sieht aus wie ein Bergsteiger oder Bergführer. Er zeigt dem Uniformierten an der Südseite der Drei Zinnen etwas. Schon wieder Zufall? Oder war hier rund um die Drei Zinnen ein Großeinsatz, um einen Flüchtigen zu fassen? Später hörten wir etwas von einem Bankraub in Toblach, aber wir haben nicht herausbekommen, ob die Vorgänge an den Drei Zinnen etwas damit zu tun hatten.

Tag7, Bild28, 20.08.2004, 12:43 Uhr
Die Südseite der Drei Zinnen sieht vielleicht weniger spektakulär aus, aber beeindruckend ist sie allemal.
Tag7, Bild29, 20.08.2004, 12:51 Uhr
Es nieselt immer noch. Der Anblick der Karossen auf diesem Berg löst Empörung aus, ist das wirklich notwendig?

Dann sind wir an der Hütte und nun wird es richtig schlimm. Es stinkt nach Abgasen, wir hatten gerade vergessen, wie so was riecht. Es herrscht ein Gerenne wie auf dem Leipziger Markt. Nach einer "Annäherungsrunde" um die Hütte, einem großen und massiven Bau, beschließen wir, hineinzugehen. Und hier erwartet uns ein Schnellrestaurant, wie es sie überall dort gibt, wo es auf hohen Durchsatz ankommt. Der schnelle Entschluss, hier Mittag zu machen, war falsch. Für zwanzig Euro werden wir an der Selbstbedienung regelrecht abgezockt. Wir haben dafür bekommen: 4 Brötchen, Willi ein Löffelchen Bratkartoffeln und einen kleinen Klecks Pilze, Evi ein winziges Häufchen Zuchini und beide zum Trinken ein kleines und ein großes helles Forst-Bier. Wahnsinn!

Wir sitzen beim Essen immerhin am Fenster und können weit hinunter in das Val de Ansiei schauen. Da unsere Handys hier Netz haben, telefoniert Evi kurz mit Ihrer Mutter und unserem Sohn, ich nutze die Gelegenheit, eine SMS an meine Kollegin Andrea zu senden.

Die Auronzo - Hütte ist keine Empfehlung wert. Zwischen Autos und Menschenmassen ergreifen wir die Flucht, der Weg 101 führt uns hinunter in Richtung Misurina - See. Anfangs ist es sehr steinig und steil, eine richtige Kieskletterei. Entsprechend langsam kommen wir voran. Aber wir kürzen über diesen Weg die Serpentinen der gut befahrenen Straße ab.

Tag7, Bild30, 20.08.2004, 14:24 Uhr
Blick von der Auronzo-Hütte hinunter zur Stadt Auronzo di Cadore und dem Lago di Auronzo.
Tag7, Bild31, 20.08.2004, 14:24 Uhr
Blick hinüber zur Rif. Lavaredo, die wir gestern schon vom Paternsattel aus gesehen haben.

An der Auronzo - Hütte habe ich die Regenausrüstung wieder verstaut, den iSun erneut auf dem Rucksack installiert und auch die Regenjacke wieder eingepackt. Jetzt wandern wir unter Sonne, über uns ist ein riesiges Loch in der Wolkendecke. Der Weg wird flacher und damit geht es gemütlicher bergab. Wir treffen auf verschiedene Gruppen Leute, werden auch von einigen Jugendlichen ohne Gepäck überholt.

Tag7, Bild32, 20.08.2004, 14:53 Uhr
Die Zufahrtsstraße zur Auronzo-Hütte verläuft in Serpentinen den Hang hinauf und ist gut befahren. Wir wandern den Weg 101 hinunter.
Tag7, Bild33, 20.08.2004, 14:59 Uhr
Es ist vorerst wieder trocken. Blick auf den Weg zum Misurina-See.
Großes Bild mit Bergmarkierungen laden.
Tag7, Bild34, 20.08.2004, 15:23 Uhr
Wir haben jetzt sogar wieder Sonne, ich habe den iSun auf der Kraxe installiert. Wir gönnen uns bei etwa 2100m eine kurze Rast.
Tag7, Bild35, 20.08.2004, 15:24 Uhr
Der Weg 101 ist sehr malerisch. Nur der Lärm und der Gestank der Autos auf der Straße hinter uns stört die Idylle.
Tag7, Bild36, 20.08.2004, 15:34 Uhr
Blick zurück zur Auronzo-Hütte. Wenn man die Straße und die Autos nicht sieht, wirkt der Anblick der Hütte vor der Südwand der Drei Zinnen wieder schön.
Tag7, Bild37, 20.08.2004, 15:40 Uhr
Links von uns ragen die Felsen des Col. de le Bisse steil empor.
Tag7, Bild38, 20.08.2004, 16:25 Uhr
Hier treffen wir bei 1851m kurz unter der Mautstation [Pedaggio] wieder auf die Straße zur Auronzo-Hütte. Das Massiv rechts ist das Piane de Longeres, die linke Spitze in der Mitte ist der Katzenleitenkopf [Croda de l' Arghena, 2251m].
Tag7, Bild39, 20.08.2004, 16:25 Uhr
Es beginnt in Strömen zu regnen, es blitzt und donnert. Wir machen uns und die Kraxen regenfest, wie weit ist es noch bis zum Zeltplatz?

Es ist ungefähr halb fünf, als wir an der Mautstation wieder auf die serpentinenreiche Straße treffen. In diesem Moment fängt es gerade wieder an zu regnen, diesmal aber richtig heftig - wie bei einem Gewitterguss. Wir setzen schnell die Kraxen ab, machen in Windeseile alles wieder regenfest und wandern dann im strömenden Regen die mit kleinen Sturzbächen versehene und weiterhin gut befahrene Straße entlang. Nach einer scharfen Kurve kommt der erste See - der Lago de Antorno, wie wir schon von der Karte wissen. Trotz des Regens wirkt er in seinem Umfeld sehr romantisch, ein Foto muss sein. Es regnet immer stärker, jetzt blitzt und donnert es sogar. Gut dass wir ein wenig weiter unten im Tal und nicht exponiert auf einem Berg sind!

Tag7, Bild407, 20.08.2004, 16:38 Uhr
Wir sind am Lago de Antorno. Obwohl wir die Straße mit dem lebhaften Autoverkehr entlang wandern müssen und es in Strömen regnet, begeistert uns dieser Anblick so, dass ein Foto einfach sein muss.

Wir trotten pitschnass die Straße entlang, begeistert sind wir beide nicht, aber wir machen uns gegenseitig Mut. Sorge bereitet mir nur der anstehende Zelt - Aufbau im strömenden Regen, wir wollen ja schließlich auf einen Zeltplatz. Ich habe schon zu Hause darüber nachgedacht, wie man das Problem "Aufbau im Regen" mit möglichst wenig zusätzlichem Gewicht lösen könnte. Ja, eine große Plane, aber die ist schwer und voluminös. Wir haben da noch immer keine Lösung...

Tag7, Bild41, 20.08.2004, 16:25 Uhr
Hier kann man neben der Straße gehen, aber sonst muss man wegen der Leitplanken direkt auf der Straße laufen. Das ist bei diesem Wolkenbruch sehr gefährlich, wir werden regelmäßig von den Wasserfontänen der Autos durchnässt. Einen alternativen Weg gibt es nicht. Gehört die Zukunft den motorisierten Wanderern?

So wandern wir weiter die Serpentinen entlang im Gewitterregen. Wir müssen aufpassen, dass uns kein Auto erfasst, da deren Scheibenwischer das viele Wasser kaum im Griff haben und wir das Gefühl haben, dass uns manche Fahrer nicht sehen. Das ein oder andere Auto sorgt durch sein hohes Tempo in dem Bach, in den sich die Straße verwandelt hat, für einen zusätzlichen Schwall Wasser, der uns vertikal trifft. Da geht man lieber einen Schritt beiseite an den Straßenrand. Fußgänger sind auf dieser Straße wohl eher nicht eingeplant, hier wird im Auto gewandert, Fußgänger zahlen ja auch keine Maut.

Laut Karte müssen wir aber nun den Zeltplatz "Alla Baita" endlich erreichen, dann wird alles besser. Und da ist er auch schon. In unsere Straße mündet von links eine Seitenstraße ein und an dieser liegt, in vielleicht zweihundert Metern Entfernung, der Zeltplatzeingang. Er ist schon von weitem an den vielen Fahnen zu erkennen. Wir flüchten uns erst einmal an die Rezeption, die ein etwas überstehendes Dach hat, holen tief Luft und sondieren die Lage. Eine Weile beraten wir, so, wie es regnet, können wir eh nicht aufbauen. Gegenüber dem Zeltplatzeingang ist auf der anderen Straßenseite eine Gaststätte, wir sind uns schnell einig, erst einmal dort einzukehren.

Nachdem wir unsere triefenden Jacken an die Garderobe gehängt und für zwei große Wasserpfützen im Eingangsbereich gesorgt haben, suchen wir uns in der fast leeren Gaststätte ein Plätzchen. Wir bestellen zwei Bier, dann schauen wir uns erst einmal um. Am Tisch neben uns sitzen drei Thüringer aus der Gegend um Apolda. Wir wissen das, obwohl wir noch kein Wort mit ihnen gewechselt haben. Sie unterhalten sich und der Dialekt verrät dem Kundigen in etwa sogar die Gegend, aus der sein Gegenüber kommt. Sicher sind wir bei ihnen auch schon längst als "Leipziger Sachsen" registriert.

Tag7, Bild42, 20.08.2004, 19:18 Uhr
Wir haben es bis zum Zeltplatz geschafft. Der Regen hat aufgehört, das Zelt ist aufgebaut. Wasserdunst steigt aus den umliegenden Bergen empor. Im Hintergrund in der Mitte ist das Bergmassiv Monte Piana mit der Straße zur Hütte Rif. M. Piana A. Bosi zu sehen.

Eine Wand des Gastraumes wird von Pokalen eingenommen, die andere von Urkunden und Bildern. Das macht uns neugierig. Wir schauen uns alles genauer an und erfahren, die Gaststätte gehört der Familie Molin. Viele Pokale hat Alessa gewonnen, die wohl jetzt auch die Gaststätte führt, andere haben Alziro, Ivano und Luca errungen. Alessa war wohl Mitglied der italienischen Skilanglauf-Mannschaft und sehr erfolgreich.

Tag7, Bild43, 20.08.2004, 19:18 Uhr
Die Sanitäranlagen mit den Toiletten und den Freiluft-Waschplätzen. In dem linken Anbau befinden sich die Duschen.

Wir sind mittlerweile ein wenig abgetrocknet. Evi, die immer unruhig ist, solange unser Schlafplatz nicht gesichert ist, geht hinüber zum Zeltplatz, um unsere Übernachtung klarzumachen. Ich halte derweil in der Gaststätte die Stellung und passe aufs Gepäck und vor allem auf unsere Getränke auf.

Tag7, Bild44, 20.08.2004, 19:18 Uhr
Die Gaststätte alla Baita, zu welcher der Zeltplatz gehört.

Als Evi dann zurückkommt, sind mehrere Sachen passiert. Wir haben gemerkt, dass Zeltplatz und Gaststätte zusammen gehören, es hat aufgehört zu regnen und mein Bier ist fast alle. Also bezahlen wir und gehen hinüber, um das Zelt aufzubauen. Nach unseren zwei Bier sind wir ziemlich lustig, aber den Zeltaufbau schaffen wir locker. Als das Zelt steht, geht Evi zur Toilette und bringt zwei weitere Erkenntnisse mit: Es gibt hier nur einen Freiluft - "Waschraum" und Stehtoiletten. (Es gibt aber auch noch eine andere, wie ich später feststelle.)

Tag7, Bild45, 20.08.2004, 19:20 Uhr
Abendstimmung auf dem Zeltplatz.

Wir kochen uns unser Abendbrot - heute gibt es Reis. Dann sitzen wir im Zelt, schauen hinaus und essen. Wir können hinüberschauen zum Sanitärkomplex, da ist immer Bewegung, im Hintergrund die frisch gewaschenen Berge, klare, wenn auch ein wenig kühle Luft - es ist wunderbar, wir fühlen uns wohl. So gemeinsam im Zelt, alles im grünen Bereich - das macht echt Spaß und ist romantisch, wir würden mit keinem Hotelzimmer tauschen.

Wir unterhalten uns noch ein wenig unsere Erlebnisse heute und rätseln über die Sache am Fuß der Drei Zinnen. Nach der Anstrengung und der unfreiwilligen Dauer-Dusche geht es uns wieder richtig gut. Als die Dämmerung einsetzt, beschließen wir, noch auf einen Schoppen Wein in die Gaststätte "Alla Baita" zu gehen, dort ist es gemütlich und ich kann in Ruhe unsere Tages - Erlebnisse aufschreiben.

 6.Tag 
Der nasse Abstieg - von der Drei-Zinnen-Hütte zum Misurinasee.
7.Urlaubstag - Freitag, 20.08.2004
 8.Tag