In den Wolken - auf dem Dürrenstein.
11.Urlaubstag - Dienstag, 24.08.2004

Wir haben in unserem Bettenlager sehr gut geschlafen, in unserem Raum waren neben uns auch nur noch zwei Radfahrer. Als wir ins Bett gingen, saßen sie noch oben, weder Evi noch ich haben mitbekommen, wann sie schlafen gingen. Beide haben wir heute früh Halsschmerzen und zwar ziemlich starke. Ich habe in der Nacht auch ziemlich gehustet, beide sind wir angegriffen durch die Temperaturen, das kalte Wasser aus den Quellen und das Laufen im kalten Wind mit verschwitzten T-Shirts. Aber nach dem Duschen (nur Evi) und Zähneputzen (beide) geht es uns etwas besser.

Tag11, Bild1, 24.08.2004, 08:24 Uhr
Die Radler aus unserem Zimmer sind nett. Sie machen, bevor sie starten, ein Foto von uns vor dem morgendlichen "Circo del Cristallo".

Wir ziehen uns um und gehen frühstücken. Es gibt Kaffee und Brot, Marmelade, Honig, Butter und Leberwurst. Es schmeckt gut, bei dem Brot handelt es sich um Anisbrot. Danach gehen wir hinunter, um unseren Tagesrucksack zu packen. Dabei treffen wir auf die beiden Radfahrer, es entwickelt sich ein Gespräch. Sie wollen mit den Rädern zur Drei-Zinnen-Hütte, wir waren ja gerade erst dort und können ihnen einige Hinweise geben. Es ist ja möglich, über die Auronzo - Hütte direkt bis hin zu fahren. Dann erzählt der eine, dass die vordere hydraulische Scheibenbremse an seinem Mountain - Bike defekt ist. Er muss nun hier in der Gegend eine Werkstatt suchen, die das Fahrrad repariert. Wir fotografieren die Beiden mit ihrer Kamera, sie machen im Gegenzug mit unserer Fuji ein Foto von uns. Dann fahren sie los mit ihren Rädern.

Tag11, Bild2, 24.08.2004, 08:50 Uhr
Evi vor die Hohen Gaisl, die hier aus östlicher Sicht zu sehen ist und von der ersten Morgensonne angestrahlt wird.

Wir packen alles ein, was wir heute gebrauchen können: Kamera, Handys, Dokumente, etwas Käse und Brot als Brotzeit, den Schirm, die Regenjacken und die Wanderkarte. Immerhin ist für heute Abend Gewitter oder zumindest Regen angesagt. Deshalb ändern wir auch den Plan - wir wollen zuerst auf den Dürrenstein, da dies die längere Wanderung wird. Anschließend, wenn Zeit und Wetter es zulassen, werden wir beim Strudelkopf und dem Heimkehrer - Kreuz vorbeischauen.

Wir wandern die Straße entlang, die von der Hütte aus sowohl auf den Dürrenstein, als auch auf den Strudelkopf führt. Dann, an der ersten Kehre, verzweigt sich der Weg, wir nehmen den Wanderweg in Richtung Dürrenstein. Der Dürrenstein ist 2839 Meter hoch und über einen steilen, aber weitgehend normalen Wanderweg ohne Klettereinlagen erreichbar. Wir waren vor zwei Jahren aus Versehen auf dem Hirzer, weil wir uns verlaufen hatten. Er war 2781 Meter hoch, damit wäre der Dürrenstein neuer persönlicher Rekord.

Erst einmal ist es aber noch nichts mit dem Rekord, wir irren durch die Wiesen. Vor uns ist nun ein Bauernhof, den wir umrunden, da wir den richtigen Weg verloren haben. Dann aber, hinter dem Bauernhof, finden wir den Weg wieder. Vor uns gehen zwei Pärchen in größerem Abstand bergan.

Tag11, Bild3, 24.08.2004, 08:51 Uhr
Dort hinauf wollen wir, auf den Dürrenstein [Picco del Valandro, 2839m]. Auf dem rechten Gipfel ist das Gipfelkreuz zu sehen.
Tag11, Bild4, 24.08.2004, 08:58 Uhr
Zuerst irren wir aber über die Alm und suchen den Weg 40, der zum Gipfel führt. Dabei stoßen wir auf diese interessante Konstruktion.
Tag11, Bild5, 24.08.2004, 08:59 Uhr
Innerhalb von einer viertel Stunde ziehen diese Nebelschwaden auf, oder sind es Wolken? Die Ranch des Almbauern ist gerade noch so zu sehen.
Tag11, Bild6, 24.08.2004, 09:28 Uhr
Links von uns, unten im Tal an der Plätzwiese, liegen nebeneinander ein Hotel und eine Hütte.
Tag11, Bild7, 24.08.2004, 09:41 Uhr
Mit dem Zoom ist alles da unten gut zu erkennen, aber die Wolke trübt auch hier schon das Bild.
Tag11, Bild8, 24.08.2004, 09:42 Uhr
Wir sind nun auf dem richtigen Weg und schon ein ganzes Stück höher. Der Blick zurück zeigt in der Ferne die Dürrensteinhütte und in der Mitte des Bildes die ungewöhnliche Brücke.

Als wir an der Hütte gestartet sind, war der Gipfel noch völlig frei. Aber zunehmend hüllt er sich in Wolken, sie wehen wie Nebelschwaden um den Dürrenstein und scheinen noch zuzunehmen. Ob Evi heute, angesichts dieser zunehmend schlechter werdenden Bedingungen und in Kenntnis der Gewitterwarnung, diesem Ausflug zugestimmt hätte - ich weiß es nicht. So aber sind wir unterwegs, jetzt will auch sie nicht zurück. Hier unten ist ja außerdem noch Sonne. Wir haben zwar unsere langen Zip - Hosen, aber nur kurzärmlige T-Shirts an. Auch hinter uns kommen noch weitere Leute, zwei Mädels, noch etwas weiter hinten eine ganze Gruppe. Es geht nun steil bergan. Wir steigen stetig, aber auch langsam - es heißt, die Kräfte einzuteilen - bergan.

Tag11, Bild9, 24.08.2004, 09:41 Uhr
Der Blick voraus zeigt, das sich der Dürrenstein nun in Wolken gehüllt hat. Vor einer knappen Stunde war noch nicht eine einzige zu sehen.
Tag11, Bild10, 24.08.2004, 09:47 Uhr
Auch der Blick in Richtung Westen zeigt, die Wolken werden schnell mehr. Wir entscheiden uns, weiter aufzusteigen, vielleicht wird es ja wieder besser.
Tag11, Bild11, 24.08.2004, 10:08 Uhr
Der Panoramablick in Richtung Westen, trotz aller Wolken sind die Berge eindrucksvoll.
Großes Bild mit Bergmarkierungen laden.

 

Gestartet sind wir an der Dürrensteinhütte bei etwa 2050 m, nachdem wir eine ganze Weile aufgestiegen sind, nähern wir uns schon der 2700 m - Marke. Einige jüngere Männer und eine Familie haben uns überholt, aber viel schneller als wir waren sie auch nicht. Die zwei Mädels hinter uns sind etwa so schnell wie wir.

Tag11, Bild12, 24.08.2004, 10:57 Uhr
Zwei Mädels, die auch auf den Dürrenstein wollen.
Tag11, Bild13, 24.08.2004, 10:57 Uhr
Im Moment scheint es doch besser zu werden, man kann wieder bis zum Gipfel hinauf sehen.

Hier bei 2700 m nimmt der Wind sehr zu, es wird immer kühler. Hier beginnt etwa auch die Wolkengrenze, so dass diese uns jetzt umwehen. Die Temperatur hat während unseres Aufstieges stetig abgenommen, ich messe nun in dieser Höhe 10°C. Für unsere T-Shirts wird es jetzt zu kühl, also halten wir an und packen die gefütterten Regenjacken aus. So ist es gleich viel besser und es kann weitergehen. Auch die Nachfolgenden, wenn sie nicht schon dick eingemummelt sind, so ziehen sie sich spätestens hier die Jacken über.

Tag11, Bild14, 24.08.2004, 11:15 Uhr
Leider ist eine viertel Stunde später alles schlimmer als vorher. Bei rund 2700m ist allgemeines Anziehen angesagt.
Tag11, Bild15, 24.08.2004, 11:15 Uhr
Der Wind wird immer kälter und stärker und feucht ist es auch. Eine richtig dicke Suppe.

Noch 150 Höhenmeter, doch der Nebel oder besser die Wolken werden immer dichter. Wir kommen an drei Scharten vorbei, hier müsste man normalerweise eine sehr gute Aussicht in Richtung Osten haben, da auf der anderen Seite der Scharten eine über tausend Meter hohe Steilwand abfällt. Aber jetzt ist alles in Wolken gehüllt, die Sichtweite schwankt zwischen zwanzig und fünfzig Metern. Nur wenn die Wolken wabbernd kurz aufreißen, dann bekommt man eine Ahnung, wie steil es da hinunter geht.

Wir aber arbeiten uns weiter auf dem Schotterweg nach oben. Das letzte Stück ist steil. Wir kommen trotz der niedrigen Temperatur ins Schwitzen. Doch dann sind wir oben, wir haben es geschafft. Der Gipfel besteht aus zwei Bergspitzen, die, fast gleich hoch, ein wenig voneinander entfernt liegen und durch einen mit einer alten rostigen Kette gesicherten Gratweg verbunden sind. Auf der östlichen Spitze, der anderen, steht das Gipfelkreuz.

Tag11, Bild16, 24.08.2004, 11:19 Uhr
Wir haben es bis zum Gipfelkreuz geschafft, wenn wir es vor Wolken auch kaum sehen.

Man sieht es aber nur selten, da es fast ständig in Wolken und Nebel gehüllt ist. Wir einigen uns, nicht hinüber zu gehen. Evi meint, es ist zu gefährlich. Wir haben übrigens beide ab etwa 2700 m die Höhe "gemerkt". Evi beschreibt das Gefühl als leichtes "Klopfen im Kopf", bei mir ist es eher eine Art Schwindligkeit, ganz leicht nur und wenn ich zwei bis drei Minuten stehen bleibe, verschwindet es völlig.

Also gehen wir kein Risiko ein, wir sitzen auf dem vorderen Gipfel, mit uns die Familie, die uns überholt hatte und die beiden Mädels. Das eine Mädel muss schnell erst mal ihren Freund anrufen, um mitzuteilen, dass sie jetzt ganz oben ist. Evi und ich machen lieber eine Brotzeit - für jeden gibt es eine zünftige Schnitte mit Käse.

Sehen können wir hier oben nichts, da wir wohl mitten in einer dicken Wolke sitzen. Nach einer Viertelstunde rüstet die Familie zum Aufbruch, Evi will sich gleich anschließen, sie befürchtet, dass wir den Weg im Nebel allein nicht finden. Also geht es auch bei uns los, die achthundert Meter wieder hinunter. Die Sichtweite liegt nach wie vor bei etwa zehn Metern, es weht ein schneidender, kalter und böiger Wind. Aber es macht uns nichts aus, die Besteigung eines solchen 2800 m - Berges scheint genug Adrenalin auszuschütten.

Tag11, Bild17, 24.08.2004, 11:20 Uhr
Da muss man schon einige Zeit warten, bis auch nur eine kleine Lücke in den Wolken aufreißt.
Tag11, Bild18, 24.08.2004, 11:23 Uhr
Dann aber ist die Höhe schon beeindruckend. Dort unten sieht man das Hotel Hohe Gaisl.
Tag11, Bild19, 24.08.2004, 11:23 Uhr
Gipfelstürmerin Evi.
Tag11, Bild20, 24.08.2004, 11:33 Uhr
Es ist windig, kalt und feucht.
Tag11, Bild21, 24.08.2004, 11:37 Uhr
Es ist heute wirklich nicht sehr gemütlich hier oben.
Tag11, Bild22, 24.08.2004, 11:38 Uhr
Da eine Wetterbesserung nicht zu erwarten ist, beschließen auch wir den Abstieg.

Dann erreichen wir bei etwa 2500 m die Wolkengrenze, sie hat sich in der Zeit, in der wir auf dem Berg waren, bis hier herunter abgesenkt. Jetzt sehen wir, direkt unter den Wolken stehend, auch wieder etwas weiter. Evi möchte nun gern an dem großen Hotel vorbei wandern, welches wir dort unten sehen können. Wir folgen also dem Hauptweg, der direkt bis dorthin führt.

Tag11, Bild23, 24.08.2004, 11:38 Uhr
Aber immer noch kommen uns Enthusiasten entgegen.
Tag11, Bild24, 24.08.2004, 11:49 Uhr
Gut, dass man den Weg nicht verfehlen kann.
Tag11, Bild25, 24.08.2004, 12:00 Uhr
Und dann, so bei 2500m, da hört die Wolke auf und der Wind lässt nach, wir haben wieder freie Sicht nach unten.
Tag11, Bild26, 24.08.2004, 12:05 Uhr
Wir bewegen uns genau an der "Wolkenunterkante".
Tag11, Bild27, 24.08.2004, 12:06 Uhr
Es kann nur besser werden.
Tag11, Bild28, 24.08.2004, 12:40 Uhr
Geschafft, wir sind der nasskalten Wetterküche entronnen.

Es ist nicht mehr weit bis zu den Häusern, da kommt uns ein reiches italienisches Paar entgegen. Sie - stark geschminkt, hellblonde Haare, eine rosa Brille mit einem Riesenrahmen, damit auch die Edelsteine darauf Platz haben, begleitet von einem kleineren, Pinocchio - ähnlichen Mann, der in Sachen gekleidet ist, die alle irgendwelche Streifen haben. Sie sind auf dem Weg bergan, als sie uns begegnen und ich setze mich bei ihrem Anblick vor Lachen bald auf den Hintern, natürlich darf ich das nach außen nicht so zeigen, so schwer es mir fällt.

Es ist eine halbe Stunde später, wir haben das Hotel noch nicht ganz erreicht, als uns die Beiden im Laufschritt überholen, praktisch den Berg hinunter rennend. Immerhin haben sie für diese Übung nagelneue Bergschuhe an. Sie verschwinden in Richtung Hotel, wir schauen uns nur an und müssen schon wieder lachen.

Tag11, Bild29, 24.08.2004, 13:09 Uhr
Die Rückansicht des Hotels "Hohe Gaisl" [Alb. Croda Rossa, 1991m].
Tag11, Bild30, 24.08.2004, 13:10 Uhr
Es ist schon ein schönes Gebäude.

Das Hotel erweist sich als Luxusbau, daneben steht eine winzige, aber leider verschlossene Kapelle und wiederum daneben eine Hütte, die Plätzwiesenhütte. Es ist nun schon halb zwei. Wir haben also fünf Stunden gebraucht von der Dürrensteinhütte bis zum Gipfel und zurück zur Plätzwiesenhütte. Wir beschließen, jetzt erst einmal hier Mittag zu machen.

Tag11, Bild31, 24.08.2004, 13:11 Uhr
An der leider geschlossenen Kapelle steht dieser Psalm.
Tag11, Bild32, 24.08.2004, 13:12 Uhr
Da kommen wir gerade her.

Es gibt für jeden von uns ein Schwarzbier, dazu einen Salat mit Beilage und zum Dessert nehme ich ein gemischtes Eis ohne Sahne und Evi einen Apfelstrudel. Wir kaufen noch für 2,10 € eine Übersichtskarte für den Bereich Südtirol, auf der die aktuellen Wanderwege eingezeichnet sind. Es ist gemütlich in der Hütte, es wird schnell serviert, obwohl fast alle Plätze belegt sind und es schmeckt auch gut.

Tag11, Bild33, 24.08.2004, 14:33 Uhr
Und es ist, als wollte uns der Dürrenstein ärgern, keine Wolke da oben...
Tag11, Bild34, 24.08.2004, 14:34 Uhr
Wir haben hier sehr gut zu Mittag gespeist.

Nachdem wir bezahlt haben, flanieren wir am benachbarten Hotel vorbei. Gleich am Eingang zu dem Komplex hängt ein Schaukasten mit einer Angebotsübersicht und den Preisen. Hier kostet ein Zimmer 48 €, für einen mitgebrachten kleinen Hund werden 8 € Aufschlag fällig, ein Südzimmer kostet zusätzlich 6 € mehr, dafür ist Sauna und Schwimmbadnutzung frei.

Tag11, Bild35, 24.08.2004, 14:37 Uhr
Nun lernen wir auch noch die Vorderansicht des Hotels kennen.
Tag11, Bild36, 24.08.2004, 14:37 Uhr
Am Aushang kann man allerhand Informatives, aber auch Lustiges lesen, z.B. wie viel Zuschlag ein Hündchen kostet, oder das man ein verpasstes Essen bezahlen muss...

Und - es lüftet sich das Geheimnis, warum die beiden Schönen und Reichen vorhin so den Berg hinunter rannten. Hier am Eingang des Hotels steht die Lösung: "Auch wer ein Essen auslässt, es also nicht in Anspruch nimmt, muss es bezahlen!" Die Beiden wollten bestimmt zum Essen! Nachdem wir gelacht haben, wandern wir weiter, um die nächste Ecke herum und wer kommt uns entgegen? Die beiden Schönen, solche niederen Lebewesen wie uns nicht wahrnehmend - jetzt umgezogen, sie nun ganz in Weiß, noch stärker geschminkt, natürlich immer noch mit der Riesenbrille. Und daneben Pinocchio, im Gegensatz zu vorhin mittels eines dunklen Anzugs ganz manierlich herausgeputzt.

Hoffentlich können die Beiden kein Deutsch, wenn die unsere Bemerkungen verstanden haben! Wir wandern nun, immer noch fröhlich, den breiten, festen und bequemen Weg, der eigentlich schon eine Straße ist, weiter bis zur Dürrensteinhütte. Dann biegen wir ab und benutzen den Weg, den wir schon heute früh ein Stück gegangen sind. Im Gegensatz zu früh bleiben wir aber jetzt auf dem Weg, wir wollen nun zum Strudelkopf mit dem Heimkehrer - Kreuz.

Tag11, Bild37, 24.08.2004, 14:53 Uhr
Hier oben auf der Plätzwiese kommt man so richtig mit der Natur in Kontakt.
Tag11, Bild38, 24.08.2004, 14:53 Uhr
Es sind wohl glückliche Kühe.
Tag11, Bild39, 24.08.2004, 15:30 Uhr
Ein aufgegebenes Gebäude oberhalb der Dürrensteinhütte.
Tag11, Bild40, 24.08.2004, 15:30 Uhr
Auch in Richtung Heimkehrerkreuz liegt ein Anstieg vor uns.

Es ist mittlerweile immer diesiger geworden, rund herum sind dunkle Wolken über uns, ab und zu nieselt es auch schon ganz leicht. Es ist erst halb vier, wir haben bis halb sieben Zeit, also gehen wir die dreihundert Meter Aufstieg locker an. Es geht einen relativ breiten Kiesweg hinauf. Nach mehreren Schleifen kommen wir an einen Zaun mit offenem Tor. Evi verzieht sich ganz langsam hinter mich, ich sehe auch bald, warum. Auf der einen Seite des Tores nähert sich demselben ein ziemlich großer Stier, geht hindurch und bleibt stehen. Zwischen ihm und dem linken Pfosten ist ein wenig Platz, aber nicht viel.

Tag11, Bild41, 24.08.2004, 15:33 Uhr
Ohne Worte.
Tag11, Bild42, 24.08.2004, 15:36 Uhr
Warum wird Evi immer langsamer und lässt mich voran, das ist doch sonst nicht ihre Art?

Ich gehe also voran, wenn ich schon einmal vorne stehe. Evi flitzt hinter mir her. Der Stier schaut komisch, ich vermute, er versteht unsere Probleme nicht. Dann sind wir an ihm vorbei, er schaut uns nachdenklich nach. Der Weg führt uns um einen Hügel herum, dann sehen wir in der Ferne das Kreuz - dorthin wollen wir. Es wird immer düsterer, aber noch hält das Wetter.

Wir kommen an einer alten Gedenksäule vorbei, die mitten auf der Hochebene steht. Ihre Inschrift ist nicht mehr lesbar, sie dient nur noch als Wegzeichenhalter. Daneben befindet sich die Ruine eines alten Gebäudes.

Tag11, Bild43, 24.08.2004, 15:51 Uhr
Nur kleine Eisfelder im "Circo del Cristallo"? Auf der Karte ist nichts eingezeichnet.
Tag11, Bild44, 24.08.2004, 16:00 Uhr
Eine Steinsäule, allerdings ohne Inschrift. Immerhin trägt sie den Wegweiser.
Tag11, Bild45, 24.08.2004, 16:01 Uhr
Eine Ruine, wohl auch aus dem ersten Weltkrieg. Im Hintergrund ist schon der Strudelkopf [M. Specie, 2307m] zu sehen.
Tag11, Bild46, 24.08.2004, 16:02 Uhr
Auch hier scheint es darunter weiter zu gehen, da es aber gleich anfängt zu regnen, verkneifen wir uns eine Untersuchung.
Tag11, Bild47, 24.08.2004, 16:03 Uhr
Das war wohl einmal ein ziemlich großes Gebäude.
Tag11, Bild48, 24.08.2004, 16:06 Uhr
Dies ist der letzte Anstieg, das Heinmkehrerkreuz ist schon zu sehen.
Tag11, Bild49, 24.08.2004, 16:10 Uhr
Dann steht da mitten auf der Wiese ein anderes Kreuz.
Tag11, Bild50, 24.08.2004, 16:21 Uhr
Wir haben es geschafft, wir sind oben.

Wir steigen nun den Hang hinauf, die letzen fünfzig Höhenmeter, dabei kommen wir mitten auf der Wiese an einem kleineren Kreuz vorbei. Die Inschrift besagt, dass an dieser Stelle 1997 ein Mann gestorben ist.

Nachdenklich steigen wir die letzten Meter hinauf, dann haben wir es geschafft, wir sind am Heimkehrer - Kreuz. Es ist eine Spende von den Pustertaler Frontkämpfern und steht schon seit zehn Jahren auf dem Berg. Für den 12. September 2004 ist hier oben eine Bergmesse geplant, in der Dürrensteinhütte hängt ein entsprechender Aushang. Die Aussicht von hier aus ist trotz der heute tief hängenden Wolken beeindruckend. Wir machen ein paar Fotos, Evi mit Kreuz, Willi mit Kreuz, dann wollen wir wieder hinunter. Kaum setzen wir uns in Marsch, da beginnt es in Strömen zu regnen. Es wird noch dunkler, es schüttet, wir können kaum noch zehn Meter weit sehen. Aber was soll's, wir wandern einfach den Weg zurück, den wir gekommen sind.

Tag11, Bild51, 24.08.2004, 16:22 Uhr
Die Gedenktafel zur Erinnerung an die Gefallenen.
Tag11, Bild52, 24.08.2004, 16:22 Uhr
Auch Gottesdienste werden hier oben abgehalten.
Tag11, Bild53, 24.08.2004, 16:24 Uhr
Es gibt auch ein Gipfelbuch.
Tag11, Bild54, 24.08.2004, 16:26 Uhr
Auch ich möchte ein Foto unter dem Kreuz, rundherum werden die Wolken dunkler, gleich regnet es.

Achtung! Sehr großes Panoramabild mit langer Ladezeit!
Tag11, Bild55, 24.08.2004, 16:28 Uhr
Der durch die Wolken eingeschränkte Panaoramablick vom Strudelkopf ist trotzdem beeindruckend.
Tag11, Bild56, 24.08.2004, 16:49 Uhr
Aussicht könnten wir vergessen, wir müssen den Strudelkopf fluchtartig verlassen, ein Gewitterregen bricht über uns herein.
Tag11, Bild57, 24.08.2004, 16:57 Uhr
Es regnet in Strömen und wir stehen in einer Wolke. Wir brauchen uns nicht mehr zu beeilen, wir sind nass, es ist nichts mehr zu retten.
Tag11, Bild58, 24.08.2004, 16:57 Uhr
Zum zweiten Mal an diesem Tag können wir uns freuen, dass der Weg nicht zu verfehlen ist.
Tag11, Bild59, 24.08.2004, 17:15 Uhr
Wir sind kurz vor der Hütte, endlich lässt der Regen nach.

Nachdem wir das Tor mit dem Stier passiert haben, der mittlerweile aber weitergewandert ist, lässt der Regen ein wenig nach. Wir nehmen eine Abkürzung über einen Trampelpfad quer über die Weide, da mitten auf dem eigentlichen Weg ein großer Stier steht und Evi nicht mit ihm gemeinsam den Weg benutzen will. Also kürzen wir ein wenig ab. Kurz bevor wir an der Hütte sind, hört es dann ganz auf zu regnen - zu spät, wir sind klitschnass.

Tag11, Bild60, 24.08.2004, 17:15 Uhr
Es regnet nicht mehr, aber die Wolken schrammen über die Hochebene. Wir sind froh, die Hütte zu sehen.

Wir gehen gleich hinter die Hütte, wo es ja einen direkten Zugang zu unserem Zimmer gibt. Die Wirtin hat wie abgesprochen unserer Sachen wegen abgeschlossen. Da wir die nassen und stinkenden Schuhe und Socken draußen gelassen haben, geht Evi barfuss die Wirtin holen, während ich unsere Sachen bewache. Dann ziehen wir uns um und genehmigen uns erst mal eine Dusche. Evi wäscht außerdem zwei T-Shirts und ein Unterhemd im Waschbecken, die Sachen werden langsam knapp. Dann heißt es umziehen und frisch geschniegelt zum Abendbrot antreten! Wir haben heute richtig Hunger.

Tag11, Bild61, 24.08.2004, 17:28 Uhr
Jetzt hilft nur noch eine heiße Dusche.

Oben sitzen am Nachbartisch 4 Paare aus Österreich, an einem weiteren Tisch ein älterer Herr, der Ernst, sowie auf der anderen Seite des Raumes drei ältere Damen. Der Ernst scheint aus der Gegend zu stammen, er kennt die Wirtin und tauscht einige Worte mit ihr. Eine Plaudertasche ist er aber nicht. Wir bestellen als erstes das Essen: Evi bekommt einen Drei-Knödel-Teller und Willi einen Käseteller. Dann hat Evi noch einen kleinen Hunger und bestellt sich noch einen kleinen Salat.

Die Österreicher scheinen Angestellte einer Universität zu sein, jedenfalls deuten die Gespräche darauf hin. Es scheint sich um eine Bergtour von befreundeten Kollegen mit ihren Angehörigen zu handeln. Die Bedienung, die genauso resolut ist wie die Wirtin, trägt unser Essen auf und fährt kurze Zeit später mit ihrem Auto - einem Nissan - ins Tal hinunter. Wir aber beobachten nebenbei den Opa vom Wirtshaus. Er besucht ab und zu leise und vorsichtig die Theke und gießt sich ein Glas Wein ein. Dieses trinkt er dann "verdeckt", woraufhin Evi jedes Mal amüsiert ist.

Draußen ist es kalt, aber es regnet nicht mehr. Da wir allein am Tisch sitzen und ich nun schon eine Stunde lang am Tagebuch geschrieben habe, fühlt Evi sich vernachlässigt und es entwickelt sich ein kleiner Streit zwischen uns. Die Folge ist, dass ich eine Stunde neben Evi sitze, nicht mehr schreiben darf und mich langweile.

Doch dann wird es aber doch noch für uns beide interessant, denn die Wirtin wird von den Österreichern zu der Burgruine gegenüber ausgefragt. Sie erzählt, dass die Burg ab 1898 als militärische Festung gebaut und im Krieg dann zerstört wurde. In Wien soll es in einem Museum noch Bilder und Bauzeichnungen geben. Die Burg ist extrem stabil gebaut, aber durch die achtzig Jahre Leerstand vor allem innen beschädigt. Durch das fehlende Dach und das damit eindringende Wasser schreitet die Zerstörung im Innern voran, obwohl sich in den letzten dreißig Jahren von außen gesehen scheinbar nichts verändert hat. Auf die Frage hin, ob die Burg nicht wieder aufgebaut werden könne, erklärt die Wirtin, es fehle das Geld, die Burg zu renovieren. Eine Renovierung wäre aber auch aus ihrer Sicht absolut lohnenswert, auch für die Dürrenstein - Hütte, da es dann hier oben eine Attraktion mehr gäbe.

Nachdem wir noch ein wenig geplaudert haben, gehen wir halb zehn nach unten und rufen nach dem anstrengenden Tag die Nachtruhe aus.

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In den Wolken - auf dem Dürrenstein.
11. Urlaubstag - Dienstag, 24.08.2004
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