3. Kapitel: Die Häntzschelstiege
2. Urlaubstag - Donnerstag, 20.5.2004

Aber wir sind noch nicht wirklich da, bis zum eigentlichen Einstieg sind noch ein paar Treppen zu bewältigen. Schon von hier bietet sich eine gute Aussicht, auch die mittlerweile berühmte Brosin-Nadel ist zu sehen. Nach ein paar letzten Stufen und einer kleinen Leiter haben wir es geschafft, wir sind am eigentlichen Einstieg zur Häntzschelstiege.

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Die Spannung steigt, aber erst einmal - Treppen.
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Die Brosin-Nadel, ein Wahrzeichen der Häntzschelstiege.
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Nach diesem letzten kleinen Anstieg sind wir am Einstieg.
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An dieser Stelle wird aus Wandern Klettern.
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Diese Eisenleiter ist geradzu einladend - gehen wirs an.
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Evi folgt mir, wir sind beide ein wenig aufgeregt.

Und jetzt wird es ernst. Aber nicht gleich, wir schauen und beraten erst einmal. In der Zeit kommen mehrere Leute und "überholen" uns. Ein Vorteil für uns ist, dass man von unten den schwierigsten Teil des unteren Abschnitts sehen kann, die ausgesetzte Stelle, wo man sich nur auf den Stahlbügeln stehend am Seil festhalten muss. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns, das Klettersteig-Set nicht anzulegen. So schwierig sieht die ganze Sache nicht aus, passieren doch außerdem auch einige, die bestimmt keine Bergsteiger sind, vor unseren Augen die Stiege und sie schaffen das auch.

Also los, beginnen wir. Wir einigen uns, dass ich voran gehe. Die ersten Stufen sind nicht schwer, schnell sind wir bis zum ersten Absatz hochgestiegen, Evi folgt mir. Dann geht es an die ausgesetzte Stelle. Auch das ist nicht so schwer, wie wir gedacht hatten.

Trotzdem ist spätestens hier für Menschen mit starker Höhenangst das Ende der Fahnenstange. Als wir vor vier, fünf Jahren mit dem Bergwandern anfingen, hätten wir diese Stelle wahrscheinlich nicht gemeistert. Damals hatten wir beide noch sehr viel mehr Höhenangst, mittlerweile waren wir aber drei Wochen mit den Kraxen in den Alpen unterwegs, sind aus Versehen auf den 2781 Meter hohen Hirzer gestiegen und haben einiges erlebt (Reisebericht "Südtirol"). Unsere Erfahrung ist, dass die Höhenangst sich immer mehr abbaut, je mehr und öfter man sich der Höhe aussetzt. So ist heute die Stiege für uns kein Problem, aber ich habe an dieser ausgesetzten Stelle auch nicht fotografiert. Spaß macht es aber trotzdem.

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Ich bin durch, aber wo bleibt Evi?
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Da ist sie, es geht gut.
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Umfassen...
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...und dann die letzten Eisen genommen!
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Glücklich!
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Es geht steil weiter.

Nach der ausgesetzten Stelle geht es in einer Spalte über Steigeisen steil hinauf und nach einem Stück über Fels landet man zum vorläufigen Schluss auf einem Plateau. Hier teilt sich der Weg. Während es rechts eine Eisenleiter hinauf zum Wanderweg und dem zweiten Teil der Stiege geht, kommt man links herum über mehrere kleine Holzleitern auf die erste, untere Aussichtsplattform. Wir wollen uns diese natürlich nicht entgehen lassen und gehen erst einmal nach links. Dann sitzen wir oben, lassen uns den Wind um die Nase wehen und genießen den Ausblick.

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Noch eine kleine Felspassage...
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...dann haben wir den unteren Teil geschafft.
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Eine wunderbare Aussicht, links zum neuen Wildenstein und zum Kuhstall, im Hintergrund sieht man Ottendorf, rechts den kleinen Winterberg.
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Der Blick nach Westen, mit der Brosin-Nadel, dahinter von links nach rechts: Schrammsteine, Falkenstein und Hohe Liebe.
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Es ist immer wieder imposant, wie sich die Bäume an die Felsen geklammert, freistehend behaupten können.
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Der Blick nach Norden, links liegt Mittelndorf, rechts Lichtenhain. Der Verlauf des Kirnitzsch-Tales davor ist erkennbar.
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Dieses Bild hat ein wenig Western-Athmosphäre, auf dem Baum müsste nur noch ein Geier sitzen.
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Dort oben, links von den beiden Hühnern, führt die Stiege vorbei, man sieht eine Person.
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Diese Eisenleiter führt zum zweiten Teil der Stiege.
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Evi genießt derweil den Ausblick.

Nachdem wir uns alles angeschaut haben, geht es die Holzleitern wieder hinunter und die Eisenleiter hinauf. Ein kleines Stück Weg und wir sind an dem Wanderweg, den wir kreuzen. Hier steht die Warnung, dass ein Stück Halteseilbefestigung defekt ist. Dann gehen wir in Richtung Kamin. Wir haben schon im Internet davon gelesen, aber jetzt sehen wir es selbst, er ist wirklich eng.

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Ein wenig erinnert das Ganze an überdimensionale Hühnerleitern.
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Aber mit der richtigen Technik ist das gar kein Problem.
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Vorbei an Teil 1 und die steile Leiter hinauf.
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Die Spannung steigt, was erwartet uns jetzt?
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Erst einmal ein Stück Waldweg.
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Da vorn kreuzt der Wanderweg.
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Hier beginnt der 2. Teil der Häntzschelstiege.
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Der erste Blick in den Kamin, uff, wirklich eng.

Vor uns sind einige Leute, also müssen wir noch etwas warten. Dann gehe ich vor, es ist eng, aber zu schaffen. Unsere Vorgänger sind die Stufen schon emporgestiegen. Evi folgt mir, dann beginne ich zu klettern und ich habe erstaunlicherweise mit der Enge und dem Kamin kein Problem, Evi auch nicht.

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Ich habs geschafft, jetzt ist Evi dran.
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Auch sie kommt locker durch, Berührungsängste zum Fels darf man aber nicht haben.
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Rucksack aufgesetzt und hinaufgeklettert!

Nach den Steigeisen komme ich an einen Absatz, hier fehlt wie angekündigt das Halteseil, man hat es wohl abmontiert. (Anmerkung von 2005: Das Seil wurde wieder eingebaut. Zusätzlich wurde ein Stahlseil parallel zu den Steigeisen in der Spalte angebracht.) Es geht über eine Leiter weiter. Ich steige die Leiter hoch und jetzt wird es wieder luftig. Auf Stahlklammern, sich am Stahlseil haltend, steigen wir vor und nach einer Drehung zur gegenüberliegenden Wand über den kleinen Turm nach draußen.

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Aus der Tiefe ans Licht! Nahe Evis linker Hand erkennt man die leere Öse, das Seil fehlt gänzlich.

Es ist ein großartiges Gefühl, man kommt aus dem Dunkel und klettert auf den Gipfel hinaus. Man konzentriert sich auf die letzten Griffe, die Stahlklammern, das Halteseil – dann ist man oben, steht auf dem Gipfel und schaut in die Runde. Ein wenig stolz, das man sich überwunden hat, es geschafft hat, ein wenig Respekt vor der Höhe, ein tolles Gefühl der Weite um einen herum, eine wunderschöne Aussicht weit über die Berge. Ja, das kann wohl süchtig machen.

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Diese Leiter bringt uns ins Freie.
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Auf Stahlklammern und am Seil, ein wenig ausgesetzt, geht es weiter.
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Hier wechseln wir den Berg mit einem kühnen Schritt.
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Nahe der zwei Hühner steigen wir zum Gipfel hinaus.
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Evi hat sichtlich Spass am Aufenthalt in dieser Höhe.
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Leichtfüßig nimmt sie die letzten Klammern.
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Konzentriert, angestrengt, stolz.
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Es ist nicht viel Platz auf dem Gipfel.
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Hier oben sieht man noch weiter, man kann sogar den Lilienstein sehen.
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Das Schrammstein-Massiv in voller Schönheit.

Aber nachdem wir uns umgesehen haben, die Eindrücke in uns aufgenommen haben, wenden wir uns dem weiteren Weg zu. Und da gibt es durchaus noch einige Stellen, an denen man sich konzentrieren muss. Wir müssen erst einmal ein wenig warten, denn es sind noch einige andere vor uns. Doch dann geht es los, einige Spalten sind zu überwinden, ein wenig Klettern über den zerklüfteten Gipfel ist angesagt.

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Stau auf dem Gipfel, die Häntzschelstiege ist sehr beliebt.
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Sieht einfach aus, aber...
...manche(r) hat damit Schwierigkeiten.
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...manche(r) hat damit Schwierigkeiten.

Dann heißt es wieder etwas warten, vor uns muss erst jemand überzeugt werden, dass der Gitterrost wirklich hält. Das hat für uns den Vorteil, dass wir ein Foto von uns Beiden bekommen. Vor uns ist ein junges Paar die Stiege gegangen, wir haben uns schon die ganze Zeit immer wieder unterhalten. Die junge Frau macht netterweise das Foto von Evi und Willi – den Gipfelstürmern.

Nach der "Fotopause" geht es weiter, an die Gitter haben wir uns mittlerweile gewöhnt, wir erreichen nach den letzten Spalten den Gipfelweg.

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Eine Eisenspitze - Evi musste sie unbedingt anfassen, halb über den Abgrund gebeugt.
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Evi und Willi auf dem "Langen Horn", Dank an die nette Frau, die das Gipfelfoto aufgenommen hat.
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Die Aussicht von hier oben aus reicht bis zur Festung Königstein.
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Der Gipfel, über den wir gekommen sind, ist sehr zerklüftet.
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Die letzte Spalte, dann beginnt der Gratweg.
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Ein ordentlich gesicherter Übergang.
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Hier beginnt der Gratweg in Richtung Reitsteig.
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Noch ein wenig die Aussicht in Richtung Westen genießen.
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Auch noch mal nach Osten schauen, was ist das?
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Ein wunderschöner, mit Tannenzapfen beladener Baum!
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Der Weg wird zum Wanderweg, der Grat ist überwiegend mit Birken bewachsen.

Hier machen wir nun erst einmal eine kurze Rast. Wir unterhalten uns über unsere noch ganz frischen Eindrücke. Wir glauben, dass die Hänzschelstiege so schön ist, weil sie von allem etwas enthält. Ausgesetzte Passagen, der Kamin, Leitern, die Kletterei auf dem Gipfel. Dabei ist nichts zu schwierig, mit einer kleinen Einschränkung: wenn Sie die Stiege mit Kindern begehen wollen. Die Abstände der Klammern sind teilweise recht groß, dadurch haben kleinere Kinder möglicherweise Probleme. Außerdem sollte man grundsätzlich der Aufforderung am Einstieg folgen und den Knirpsen ein Klettersteigset verordnen.

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Als Evis Rucksack im Forsthaus von der Bank fiel, wurde unser alter Fotoapparat beschädigt. Eine Ecke ist abgeplatzt, aber er geht noch.

Ansonsten hängt die Schwierigkeit des Steiges nur von der jeweiligen Person ab. Denn auch das haben wir wieder festgestellt, jeder hat andere Grenzen. Mancher hat ein Problem mit den ausgesetzten Passagen, mancher hat beim Ausstieg aus dem Kamin Mühe, sich zur anderen Wand zu drehen und mancher scheut sich, über Gitterroste, durch die man man nach unten schauen kann, zu gehen. Auch vorhin war das wieder so ein Fall, alles andere vorher souverän gemeistert, aber an den Gitterrosten war dann fast Schluss.

Höhenangst ist abbaubar, jedenfalls ist das unsere Erfahrung. Aber es geht nicht mit Gewalt, man braucht Geduld, langsame Steigerung des Schwierigkeitsgrades und viel Berggehen. Höhenangst findet im Kopf statt. Die Häntzschelstiege ist eine gute Möglichkeit, sich einmal auszuprobieren, ob man überhaupt Schwierigkeiten hat und wo man vielleicht besonders empfindlich ist. Uns hat diese Erfahrung hier so gut gefallen, dass wir sowohl wieder hierher kommen als auch andere Klettersteige ausprobieren werden.

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Oben wie unten - am Zugang zur Stiege wird gewarnt.

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