Angeltörn
6. Urlaubstag - Donnerstag 21.08.2003

Da die Wecker abgestellt sind, werden wir erst halb neun munter. Es regnet noch, aber das stört uns nicht. In den letzten Tagen hat der Regen stets am Vormittag gegen zehn Uhr aufgehört und erst abends gegen zehn Uhr wieder richtig angefangen, deshalb haben wir für heute eine Paddeltour geplant. Also gehen wir in aller Ruhe duschen und frühstücken gemeinsam. Halb zehn werden wir aber doch unruhig, denn statt wie sonst aufzuhören, beginnt es wie aus Kannen zu gießen. Bei so einem Wetter macht das Paddeln keinen Spaß. Der gestrige Tag war anstrengend, wir sind spät in den zusammengekoppelten Schlafsack gekommen und sind beide müde - also beschließen wir spontan, einen sogenannten Faulenzer-Tag einzulegen. Den beginnt man am besten mit einer Mütze Schlaf. Wir kriechen also nach dem Frühstück wieder in den Schlafsack. Die Tropfen trommeln uns ins Traumland...

Halb eins werden wir wieder munter. Wir machen Mittag und haben dabei eine Premiere: Nudeln mit Specksoße aus Riesa, die erste Tütensuppe aus Riesa! Wir sind gespannt und werden nicht enttäuscht, es schmeckt gut. Nach dem Essen wechsle ich die Angelschnur auf den Angelrollen und wir reden über unsere weiteren Aktivitäten. Bei diesem Regen paddeln macht wenig Spaß. Wir nehmen uns deshalb vor, morgen den geplanten Gletscherbesuch durchzuführen. Zur Vorbereitung schauen wir uns das Prospektmaterial an, dass wir in der Touristen-Information erhalten haben. Auch für Lærdal und seine Umgebung haben wir einige Unterlagen bekommen.

6. Tag, Bild 1
Leider hat der Fotoapparat gesponnen, das ist eine Makrele. Als Beweisfoto reicht es aber noch.

Gegen vierzehn Uhr werden auf einmal die Wolken dünner und es hört auf zu regnen. Für eine längere Paddeltour ist es nun aber eh zu spät. Evi will sich noch ein wenig um die Vorbereitung der Gletschertour kümmern, ich will angeln gehen.

Wir tragen das Ally zu Wasser, was bekanntermaßen harte Arbeit ist. Sie geht wieder hoch zum Zelt, während ich auf den Fjord hinaus paddle. Es ist richtig schön geworden, die Sonne scheint durch das große Loch, das sich gerade über dem Fjord befindet. Die Wolken haben sich in die umliegenden Berge zurückgezogen. Mit der Sonne ist aber auch etwas Wind aufgekommen, durch den das Boot langsam auf den Fjord hinaus treibt. Deshalb muss ich von Zeit zu Zeit wieder landeinwärts paddeln.

Zuerst blinkere ich wie gewohnt. Nach einer Weile kommt Evi mit ihrer Kaffeekoch-Ausrüstung zum Steg, wie ich finde, eine gute Idee. Ich fange eine Makrele und paddle damit zu Ihr hin. Sie hat den Fotoapparat mit. Da sie keine Lust hat, heute Fisch zuzubereiten, setze ich die Makrele wieder aus.

6. Tag, Bild 2
In der Mitte des Bildes sieht man beim genauen Hinschauen den norwegischen Otter (unter der Leine). Diese Tiere sind flink, da hatte Evi keine Chance.
6. Tag, Bild 3
Auf dem zweiten Foto ist er schon nicht mehr zu sehen, aber so haben wir eine schöne Aufnahme vom Strand neben dem Steg, im Hintergrund sieht man die Auffahrt zum Zeltplatz.

Es gibt einen Kaffee, dann fahre ich erneut raus. Jetzt versuche ich das Pilkern in größerer Tiefe, ich habe ja neue Schnur, die müsste halten. Ich hebe und senke die Angelrute, der Blinker befindet sich nun etwa in einer Tiefe von achtzig Metern. Ich bin mittlerweile ziemlich weit hinausgetrieben, also beginne ich, meinen "Makrelen-Blinker" aus der Tiefe nach oben zu holen, um dann in Richtung Ufer zu paddeln. In diesem Moment merke ich einen Ruck - ein Biss. Sehr groß scheint der Fisch nicht zu sein, aber ich brauche trotzdem eine Weile, um ihn nach oben zu ziehen.

6. Tag, Bild 4
Aus über achtzig Metern Tiefe - ein Rotbarsch.

Als ich ihn mit dem Kescher aus dem Wasser hebe, sehe ich die Rückenstacheln und die rote Färbung - ein Tiefseebarsch. Er ist bereits tot, denn wie wir später im Balestrander Aquarium bestätigt bekommen, vertragen die Tiefseefische den zu schnellen Druckwechsel nicht. Ich paddle zum Steg und zeige ihn Evi. Sie hat in der Zwischenzeit einen norwegischen Fischotter beobachtet und versucht, ihn zu fotografieren. Diese Tiere sind viel kleiner als die Otter bei uns. Außerdem war sie beim Zeltplatz - Chef und hat unsere Übernachtungen bezahlt.

6. Tag, Bild 5
Noch zwei Nächte - hier gefällt es uns trotz des Regens.

Ich paddle wieder ein Stück hinaus und fange nacheinander zwei Makrelen, die ich aber wieder ins Wasser setze. Einige Zeit später, ich bin bereits ein ganzes Stück hinausgetrieben und werfe gerade aus, da höre ich auf einmal ein Schnüffeln hinter mir. Ich drehe mich herum, sehe aber nur noch Wellen. In meinem Kopf formt sich das Bild eines Schweinswales, knapp zwei Meter lang und achtzig Kilo schwer, der sich gerade meinen Köder schnappt. So schnell ich kann, ziehe ich die Angel aus dem Wasser, setze mich ganz still hin und beobachte die Schweinswale, die um das Boot herum auftauchen.

Es wird mir klar - wo Makrelen sind, da sind auch die Schnüffels. Ich habe heute schon mehrere Makrelen gefangen, der Schwarm scheint sich in unserer Bucht aufzuhalten. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Schnüffels da sind. Sie ziehen in Formationen umher, immer dem "Futter" nach und sind sehr scheu. Sie nähern sich dem Boot, obwohl ich mich absolut still verhalte, höchstens auf vielleicht zwanzig Meter. Ich beobachte sie eine ganze Weile, bis sie weit entfernt sind.

Als ich dann weiter angle, fange ich nichts mehr. Ob die Makrelen von sich aus weitergezogen sind, oder die Wale sie vor sich her getrieben haben, weiß ich natürlich nicht. Die Wolken werden wieder dicker, es wird langsam dunkel und beginnt zu nieseln. Wir wollen morgen zeitig aufstehen, also beende ich den Angeltörn, wir schleppen das Boot den Berg hinauf zum Zelt und machen Abendbrot. Aus dem Nieseln wird Regen - wir aber machen zeitig Nachtruhe.

 

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