Wandern nach Lærdal
8. Urlaubstag - Sonnabend, 23.08.2003

Heute ist Wandertag! Die Handys wecken uns halb acht, und es regnet nicht. Wir sind vom Gletscher noch müde, aber um acht gehen wir dann doch duschen. Es folgt ein zünftiges Frühstück - heute werden wir es brauchen. Wir wollen mit dem Auto nach Fodnes fahren, es dort abstellen, über die etwa eintausend Meter hohen Berge nach Lærdal wandern und mit dem Bus durch den Tunnel zurück zum Auto fahren.

Evi hat den Rucksack bereits gepackt. Also beeilen wir uns, ziehen die leichten Bergwanderschuhe an, packen die Teleskopstöcke ein, fahren nach Fodnes und stellen das Auto dort ab. Auf der Spitze der Halbinsel ist ein Hof. Hier wohnen wirklich Menschen, denn als wir vorbeiwandern, fährt die Hausfrau gerade mit dem Auto los. Dann suchen wir den Anfang des Weges. Wir finden zuerst einen Holzkasten, der mit Folie ausgeschlagen ist. Darin befinden sich Kopien einer Landkarte und eine Wegbeschreibung in norwegischer Sprache. Der Weg ist hier jeweils mit einem roten Punkt markiert, der auf einen Baum oder einen Stein gemalt ist.

Nach einem sanften Stück geht es steil aufwärts durch lockeren Mischwald. Ab und zu geben die Bäume den Blick auf den Fjord frei, wir beobachten von oben eine Herde Schweinswale und versuchen, ein Foto von ihnen zu machen. Es herrscht wunderbares Wetter, strahlender Sonnenschein und es wird immer wärmer.

8. Tag, Bild 1
Blick auf den Fjord zwischen Manheller und Fodnes. Wir haben schönes, sonniges, windstilles Wetter, Schweinswale sind leider nicht zu sehen.
8. Tag, Bild 2
Nach einer Weile tauchen doch welche auf (Mitte Bild, unter Stromleitung). Aus der Entfernung ist aber nicht viel zu erkennen.
8. Tag, Bild 3
Ab der Fodnes - Spitze geht es im Mischwald steil den von der Morgensonne überfluteten Berg hinauf.
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Beim Aufstieg hat man immer wieder Ausblick auf den Årdalsfjorden und das gegenüberliegende Bergmassiv bei Kaupanger.

Je höher wir steigen, umso schöner wird die Aussicht über den Fjord. Wir müssen aber aufpassen, noch in der Nacht hat es geregnet, der Boden und besonders die Steine sind noch nass. Die Rutschgefahr ist enorm. Dann scheint die Sonne durch den Wald, hier und da ist noch ein wenig Dunst vom langsam abtrocknenden Waldboden, der bunte Mischwald um uns herum hat irgendwie etwas von einem Zauberwald.

Zuerst wandern wir in westlicher Richtung am Berg hinauf. Dadurch haben wir Sicht hinunter in den Lærdalsfjorden und hinüber nach Vindedalen, wo sich unser Zeltplatz befindet.

8. Tag, Bild 5
Von dieser Stelle aus bietet sich ein schöner Ausblick auf den Lærdalsfjorden. Gegenüber liegt Vindedalen an einem Bergeinschnitt, es ist sehr windgeschützt. Dort unten steht unser Zelt.
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Evi, Eddy und Willi haben schon fünfhundert Höhenmeter geschafft, da gibt es Scho-Ka-Kola, um Energie nachzutanken.
8. Tag, Bild 7
Wir sind wieder ein Stück höher und sehen jetzt sogar unsere Zeltwiese.
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In der anderen Richtung, in Richtung Nord-Ost zum Jostedalsbreen hin, sind die ersten hohen Berge zu sehen.
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Wie geht der Weg jetzt weiter?
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Blick in Richtung Nord-West, dort geht der Lærdalsfjorden in den Sognefjorden über. In der Ferne sieht man das Leikanger - Gebirge, auch da gibt es Gletscher.
8. Tag, Bild 11
Blick in Richtung Manheller, links ist die Bucht von Kaupanger zu erkennen.
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An einer Schneise öffnet sich der Blick in den Lustrafjorden. An Evis Schatten kann man außerdem erkennen - es ist Mittag.

Als wir dann eine Höhe um die achthundert Meter erreicht haben, verläuft der Weg östlich am Berg entlang. Jetzt schauen wir mehr in nördlicher Richtung in den Årdalsfjorden hinunter.

Gegen dreizehn Uhr erreichen wir in rund neunhundert Meter Höhe einen Aussichtspunkt, von dem aus man das ganze Jostedal - Inland bis hin zum Gletscher und ein gutes Stück des Årdalsfjorden und des Lustrafjorden überschauen kann. Da wir mit dem Wetter Glück haben, kaum Wolken am Himmel sind und die Luft durch die Regenfälle der letzten Woche sehr klar ist, haben wir einen wunderbaren Fernblick. Der Gletscher, auf dessen Ausläufer wir gestern waren, leuchtet in der Sonne.

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Wir sind um die Spitze herumgewandert und schauen jetzt in Richtung Norden, über den Fjord zum gegenüberliegenden Ufer bei Kaupanger. Ganz fern ist der Jostedalsbreen zu erahnen und rechts kommt jetzt auch der Lustrafjorden ins Bild.
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Blick nach Manheller, unten ist die Fähre zu sehen. In der Ferne sieht man die Gebirgszüge des Jostedalsbreen.
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Wir machen auf einer Lichtung mit herrlichem Blick nach Norden Mittag, nach neunhundert Metern Anstieg.
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Blick in den Lustrafjorden hinein. Der Berg hinten am linken Ufer ist der 1172 m hohe Store Haugmelen. In der Verlängerung des Lustrafjorden liegt der Nigardsbreen, an dem wir gestern waren. Rechts am Eingang des Lustrafjorden liegt das Tisserdalen-Massiv mit dem Tisserdalshøgda, der 1226 m hoch ist.
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Evi schneidet Brot ab, dazu gibt es Salami. Rechts von ihr sieht man den Fährhafen Manheller.
8. Tag, Bild 18
Da sitzt einer, schaut und denkt..

Auf einer Lichtung mit herrlichem Blick nach Norden rasten wir. Es ist sehr warm auf der Wiese, wir machen Mittag. Evi schneidet Brot ab, dazu gibt es Salami. Wir sitzen in der Sonne und stärken uns.

Am liebsten würden wir für immer hier sitzen bleiben. Wir schauen im weiten Halbkreis zum Jostedalsbreen und entdecken immer wieder neue Einzelheiten. Nach dem steilen Anstieg und dem Mittagessen haben wir keine Lust, weiterzuwandern. Wir sitzen schon eine ganze Weile so, als wir Glöckchen hören. Vermutlich handelt es sich um einige Schafe.

Unten im Fjord bei Manheller kann man jede halbe Stunde die Fähre sehen, abgesehen von den Schafen sind wir hier oben allein. Schade, dass wir doch irgendwann weiterwandern müssen.

8. Tag, Bild 19
Noch einmal ein Foto vom Lustrafjorden, dann wandern wir weiter.
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Blick nach Nord-Osten, in der Mitte des Bildes sind in der Ferne die Bergzüge Langedalen und Berdalen zu erkennen.
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Wir haben es schon eine Weile läuten gehört, da sind sie - glückliche Schafe. Sie sind genauso neugierig wie wir.
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Auf diesen Berg hinauf führt uns der Weg. Hier oben ist es herrlich.

Als wir unsere Rast beendet haben und aufbrechen, sehen wir auch, wer da "gebimmelt" hat. Eine Lichtung weiter stehen drei Schafe und schauen uns neugierig an. Wir wandern an ihnen vorbei. Etwa zwanzig Minuten später fällt uns auf, dass wir schon lange keine Markierungen mehr gesehen haben. Wir überlegen, eigentlich seit den Schafen nicht mehr?! Wir werden unsicher, ob wir vielleicht durch die Schafe abgelenkt wurden und den falschen Weg genommen haben. Nach einer Weile entschließen wir uns, zurückzugehen und nach den Markierungen zu suchen.

Kurz bevor wir die Lichtung mit den Schafen erreichen, finden wir eine Markierung. Es ist die letzte. Einen Abzweig des Weges haben wir jedoch nicht gefunden, wir waren also richtig. Gut, bis hierher waren wir durch Hochwald gewandert, in dem man schnell den Weg verlieren kann, es gab viele Markierungen. Ab der letzten Markierung sind Unterholz und Büsche vorherrschend, und wir haben nur den einen Weg gefunden. Deshalb wurden hier keine Markierungen weiter angebracht. Wir gehen also erneut den nun schon bekannten Pfad entlang. Als wir an der Stelle ankommen, bis zu der wir schon einmal vorgedrungen waren, einigen wir uns, noch eine halbe Stunde weiterzugehen. Wenn wir bis dahin keine Markierung gefunden haben, werden wir sicherheitshalber nach Fodnes zum Auto zurückgehen.

Nun geht es zwar noch aufwärts, aber nicht mehr so steil. Wir wandern parallel zum Årdalsfjorden um den Berg herum. Dann biegt der Weg vom Fjord ab in Richtung Hochebene.

Kurz bevor die halbe Stunde herum ist, erreichen wir eine Bauminsel mit größeren Bäumen, durch die der Weg hindurchführt. Und hier ist auch wieder eine Markierung, wir sind also wirklich auf dem richtigen Weg. Er führt uns nun über eine Wiese zu einer Gruppe Hütten, die nur von ein paar Schafen bewacht werden. Wir staunen, wer legt sich in dieser Einsamkeit eine Wochenendhütte zu? Für einen Hirten würde ja eine einzelne Hütte reichen. Hinzu kommt, man erreicht sie nur zu Fuß - bei knapp eintausend Höhenmetern. In Deutschland fast undenkbar - die Norweger werden uns immer sympathischer.

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Jetzt sind wir noch einmal einhundert Meter höher. Der Blick über Fodnes - Manheller in Richtung Leikanger ist gigantisch.
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Eine Hochebene mit Hütten und Schafen. Der Berg rechts heißt Bergmålsnosa und ist 1256 Meter hoch.
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In der Bildmitte sieht man in der Ferne den gigantischen Jostedalsbreen.
8. Tag, Bild 26
Jetzt sind wir noch höher, so ziemlich der höchste Punkt der Wanderung. Unten sieht man die Hochebene mit den Hütten, die Aussicht in Richtung Jostedalsbreen ist beeindruckend.
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Auch Evi genießt die Aussicht, es ist warm, wir haben Durst. Wir sind rund tausend Meter hoch.

Wir wandern nun auf einen Einschnitt zwischen den Gipfeln zu, in den Alpen würde man das eine "Scharte" nennen. Hier erreichen wir auch den höchsten Punkt der Wanderung, wir sind bei eintausend Metern. Rückwärts haben wir einen tollen Blick über den Fjord und Jostedal, vor uns liegt ein mehrere Kilometer breites Hochtal, bewachsen mit einzelnen Birken. Auf beiden Seiten wird es durch hohe Gipfel begrenzt, die Breite beträgt vielleicht zehn Kilometer. Der mittlere Teil von ungefähr fünf Kilometern ist eben, an den Seiten zu den Gipfeln hin wird es dann zunehmend steiler. Vor uns liegt, so weit wir das überschauen können, ein ebener Weg von mindestens vier Kilometern Länge.

Ein letzter Blick zurück zum Fjord, dann wandern wir über eine Wiese mit steinigem Untergrund. Markierungen sind nicht mehr vorhanden, aber der Weg ist gut sichtbar und nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass er regelmäßig an runden Steinhaufen vorbeiführt, die aus gestapelten großen und kleinen Steinen bestehen. Die Haufen haben einen Durchmesser von etwa zehn Metern und sind einen Meter hoch. Nur als Wegmarkierung - da hätte ein kleinerer Haufen gereicht.

Dann fällt uns auf, dass die Haufen eine gerade Linie durch das Tal bilden. Am zweiten finden wir dann auch in der Mitte den Rest eines Strommastes. Alles klar, hier war früher eine Stromversorgungsleitung für die Hütten, an denen wir vorbeigekommen sind. Wir vermuten, dass sie im Zuge der Baumaßnahmen für den Tunnel, der ja tief unter uns verläuft, durch ein billigeres Erdkabel ersetzt wurde.

Die Wanderung ist anstrengend, obwohl der Weg jetzt waagerecht verläuft. Es ist sehr warm hier oben, die gesamte Hochebene ist mit dichten flachen Blaubeersträuchern und Gestrüpp bewachsen, in denen von Zeit zu Zeit ein Baum, meist eine Birke, steht. Stückchenweise ist es sumpfig. Steinig ist es immer, so dass wir meist von Stein zu Stein hüpfen. Leider sind aus irgendeinem Grund unsere Aufnahmen von dieser Hochebene nichts geworden.

Nach knapp vier Kilometern kommen wir an einen kleinen See, der durch die vielen kleinen Wasserläufe gespeist wird, welche die Hochebene durchziehen. Weil es hier wunderschön ist, machen wir eine kurze Rast. Nach dem See endet die Hochebene, es geht in den Abstieg über und der Weg wird immer steiler. Nun gibt es auch wieder die gewohnten roten Markierungen. Nachdem wir etwa zweihundert Höhenmeter abgestiegen sind, sehr vorsichtig, es ist immer noch alles feucht und extrem rutschig, kommen wir zu einer kleinen, steilen Wiese, auf der eine Hütte steht.

Das Gras ist hier über anderthalb Meter hoch und hat leider die einen Meter hohen Holzpfähle mit der roten Kuppe vollkommen überwuchert. So lernen wir auf der Suche nach ihnen den größten Teil der Wiese kennen. Nur durch Glück finden wir die nächste Stange und damit den Weg. Es geht steil abwärts. Doch nachdem wir weitere zweihundert Höhenmeter abgestiegen sind, hören die Markierungen plötzlich auf. Auch der Weg endet. Wir gehen zurück zur letzten Markierung, alles richtig. Dann endet der Weg, rundum sind Bäume, nirgends kommt man durch.

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Blick nach Lærdal hinunter. Das Bergmassiv heißt Oftedalen.

Wir suchen systematisch im Halbkreis nach dem Weg, nichts. Auf beiden Seiten wird es sehr steil, links scheint ein Felsüberhang zu sein, da geht es sogar gerade runter. Rechts stehen Bäume mit dichtem Unterholz, und wie gesagt, der Hang ist sehr steil. Wir beraten. Es ist siebzehn Uhr. Bis hierher haben wir ungefähr sieben Stunden gebraucht. Wenn wir jetzt umkehren, wandern wir mindestens die letzten Stunden im Dunkeln, da ab neun Uhr die Dämmerung beginnt. Wir würden den steilen Abstieg zur Fodnes - Halbinsel im Dunkeln absolvieren müssen. Wir haben zwar unsere kleinen MagLite - Taschenlampen mit, aber Lust auf eine Nachtwanderung haben wir nicht. Langsam macht sich eine gewisse Verzweiflung breit.

Aber ruhig Blut, noch mal alles prüfen. Links der Steilhang, rechts ein steiler Hochwald ohne Weg. Vor uns kein Weg, steiniger Boden, ein Baum mit schrägem Stamm und dichtem Unterholz, dahinter wahrscheinlich sehr steil. Wirklich? Ich gehe auf den Baum zu, drücke die Äste beiseite und sehe, dass der Weg als schmaler Pfad serpentinenartig steil nach unten führt. Aufgrund seiner Altersschwäche oder wegen einem Sturm hat sich der Baum geneigt und verdeckt nun den Weg. Vor dem Baum ist alles steinig, so dass man nicht erkennen kann, dass der Weg überhaupt dort entlang führt. Ich rufe Evi und wir sind beide glücklich, da alle Alternativen sehr anstrengend geworden wären.

Es wird nun immer steiler, einmal ist auch eine "Beinahe-Kletter-Passage" dabei. Bei Regen wäre es hier schwierig geworden, so geht es noch. Trotzdem müssen wir sehr aufpassen, da die Steine nass und bemoost sind. Das Moos speichert jede Menge Wasser, auf einem solchen größeren Stein komme ich ins Rutschen und stürze. Ich habe Glück, dass mein Hinterteil auf den Waldboden und nicht auf den Stein aufschlägt, so erleide ich keine Verletzung. Ab und zu geben die Bäume den Blick auf unser Ziel Lærdal frei. Von hier oben erkennt man gut, dass jeder Meter des Tales intensiv genutzt wird.

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Bei dem Berg rechts handelt es sich um den Ausläufer des Borhovda - Massivs. Der Fluss ist der Lærdalselva, der in den Fjord mündet. Die Spitze des Borhovda ist 1586 Meter hoch. Man sieht, dass im Tal jeder Quadratmeter intensiv genutzt wird.
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Ein Wanderer in Richtung Lærdal.
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Evi ist frohen Mutes, die Aussicht ist wunderbar und bald haben wir es geschafft.

Als wir vielleicht noch auf einer Höhe von zweihundert Metern sind, hängt an einem großen Baum vor uns etwas. Beim Näherkommen erkennen wir, dass es sich um ein Fell handelt. Es scheint schon sehr lange hier zu hängen. Für ein Schaf oder eine Ziege ist es zu groß, ein Kuhfell ist es auch nicht. Man kann noch erkennen, dass es einmal braun gewesen ist. Uns ist die Sache ehrlich gesagt unheimlich. Ob das ein Wilderer war, der gestört wurde? Oder hängen die Jäger hier in Norwegen die Felle an die Bäume? Was könnte das sonst bedeuten? Wandern wir lieber weiter in Richtung Lærdal.

Als wir es geschafft haben, ist es neunzehn Uhr. Wir stehen auf einer Straße und studieren die Karten. In den Bergen waren sie uns keine Hilfe. In unserer Wanderkarte ist der Weg nicht eingezeichnet und sie ist zu ungenau. Auch die (veraltete) topografische Karte war keine Hilfe, da hier zwar Wege eingezeichnet sind, aber andere und auch kein durchgehender von Fodnes nach Lærdal. Und die gutgemeinte Kopie aus dem Kasten in Fodnes zeigt zwar als dicken Strich den ungefähren Verlauf des Pfades, aber nicht die Umgebung und die Einzelheiten des Geländes an. Die Erläuterungen in norwegischer Sprache können wir auch nicht lesen.

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Wir sind in Lærdal - ein Tourist vor dem Lærdaler Wasserfall.

Auf unserer Wanderkarte sind aber wenigstens die Straßen der Ortschaft enthalten und so sehen wir, dass wir bis zur Bushaltestelle noch gut einen Kilometer durch den Ort gehen müssen.

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Der Blick zurück - diesen steilen Berg sind wir auf abenteuerlichen Wegen hinuntergestiegen.

Wir wandern durch das schöne Lærdal. Hier stehen auf kleinen Grundstücken Einfamilienhäuser, die meisten sind im Blockhausstil gebaut. Aber es gibt keine Hofstruktur wie in den Dörfern, die von der Landwirtschaft geprägt wurden. Bei der Anreise haben wir im Valdres-Tal dafür viele Beispiele gesehen. Hier gibt es nur am Rande des Ortes einige Bauernhöfe und eine Gärtnerei. Dann kommen wir am Rathaus vorbei, an das sich der Schulkomplex anschließt. Ein Stück weiter befindet sich das Seniorenheim, wir haben in einem Infoprospekt über Lærdal gelesen, das die Altenbetreuung hier vorbildlich ist.

Wir wandern weiter an Einfamilienhäusern vorbei, alle sehr schmuck und gepflegt. Jedes davon könnte auch bei uns in Deutschland stehen. Nach zehn Minuten sehen wir die "Innenstadt" vor uns, wie wir sie getauft haben, die Einkaufstraße des Ortes. Hier ist auch die Bushaltestelle. Anschließend beginnt ein "Museums-Viertel", das unter Denkmalsschutz steht und in dem die Häuser so erhalten werden, wie sie von alters her aussehen. Zum Teil wohnen hier auch noch Leute, natürlich ist im Inneren der Komfort an heutige Erfordernisse angepasst. Ein Verein und die Stadt kümmern sich um dieses Viertel, an welches sich dann in Richtung Fjord das Hotel und der Zeltplatz anschließt.

Wir müssen nur zehn Minuten auf den Bus warten. Das ist Glück, immerhin ist es Samstagabend. Zeit für eine kleine Bilanz. Wir haben die Zeitreserve, die wir bei Wanderungen immer einplanen, fast vollständig benötigt. Die Wegmarkierungen waren zwar weitgehend vorhanden, wenn aber Lücken auftreten, kann schnell viel Zeit mit der Wegsuche verloren gehen. Außerdem ist der Pfad wahrscheinlich auch in der Saison selten begangen, wir sind auf der ganzen Strecke nicht einem Menschen begegnet. Die Wanderung von Fondnes nach Lærdal können wir Leuten empfehlen, die über gute Kondition verfügen und ein wenig Erfahrung im Gebirge haben. Ordentliche Wanderbekleidung, Wanderstöcke, Bergschuhe und genügend Getränke sollten dabei sein. Wir haben immerhin neun Stunden gebraucht, also sollte man auch zeitig genug losgehen und genügend zeitliche Reserven einplanen.

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Für knapp 10 min Fahrt - ganz schön heftig.
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Dafür kriegen wir jeder auch eine Platzkarte?

Dann kommt der Bus und der Fahrpreis ist der Hammer, denn wir bezahlen für den Weg durch den 6,6 km langen Tunnel bis Fodnes 38 NOK, das sind 4,75 €. Das erscheint uns viel für 6 Minuten Busfahren!

Wir fahren in unserem Auto gleich wieder zurück durch den Tunnel und sind gegen zwanzig Uhr am Zelt in Vindedalen. Zur Entspannung das bereits gewohnte Programm - wir gehen an den Steg angeln, Evi nimmt die Kaffeeküche mit. Sie bezahlt die nächsten zwei Tage beim Zeltplatzchef. Ich fange eine etwa 20 cm lange Makrele und setze sie zum Weiterwachsen wieder ins Wasser.

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Eine Makrele, leider hat unser Fotoapparat ein Problem mit Fischen.

Als die Dämmerung beginnt, machen wir Abendbrot - es gibt sächsische Bohnen aus der Büchse! Wir haben nach diesem Tag richtig Hunger, es schmeckt hervorragend. Wir unterhalten uns noch ein wenig über unsere Eindrücke und was wir für morgen planen. Sollte wieder schönes Wetter sein, werden wir eine Tagestour mit dem Boot machen und testen, was Evis linker Ellenbogen dazu sagt. Jetzt aber sind wir erst einmal rechtschaffen müde - da hilft nur Nachtruhe.

 

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Wandern nach Lærdal
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