Paddeltour nach Lærdal
9. Urlaubstag - Sonntag, 24.08.2003

Die Handywecker klingeln heute halb acht, wir lauschen: Hurra - Kein Regen! Trotzdem sind wir von gestern noch müde und so wird es um acht, bis wir Duschen gehen. Dann gibt's wie immer Frühstück und anschließend ist große Wäsche. Unsere Zip - Hosen haben gestern doch einiges abbekommen, auch unsere Handtücher haben es mal wieder notwendig und man muss das gute Wetter nutzen.

Wir packen unsere Ausrüstung zusammen, für die Sachen Seesäcke und für die Verpflegung eine Tonne. Dazu noch das Angelzeug, vielleicht lässt es sich in Richtung Lærdal besser angeln? Als wir das Boot zum Steg tragen, geht das schlechter als sonst, da es mit zusätzlichem Inhalt natürlich schwerer ist. Es ist elf Uhr, strahlender Sonnenschein, kaum Wind und wir paddeln los, immer höchstens hundert Meter vom Ufer entfernt. Zuerst steuern wir in Richtung Fodnes, an der Landspitze aber biegen wir in die Bucht in Richtung Lærdal ab.

Ein Stück voraus scheint auf einmal das Wasser zu kochen. Ein Schwarm Kleinfische wird von "Schnüffels" gejagt. Sie haben den Schwarm regelrecht eingekreist und schwimmen immer wieder mitten hindurch, woraufhin die Fische nach allen Seiten flüchten. Evi schießt eine Aufnahme von einem der Wale beim Luftholen. Es ist die einzige, die uns gelungen ist. Es dauert aber nicht lange, dann ist der Kleinfischschwarm aufgefressen oder zerstreut, jedenfalls beruhigt sich die Wasseroberfläche wieder. Die Schnüffels gehen schnell auf den gewohnten Abstand, sie sind ja sehr scheu. Wahrscheinlich waren sie durch die Fische ein wenig von uns abgelenkt.

9. Tag, Bild 1
Ein geniales Bild, das Evi da gelungen ist - das einzige von einem "Schnüffel", den Schweinswalen mit knapp 2 m Länge. Rechts ist die Fodnes-Spitze zu sehen.

Wir paddeln weiter. Die Sicht über den Fjord und auf die Berge in der Umgebung ist vom Wasser aus gigantisch. Der Arm des Lærdalfjorden verbreitert sich bis auf vielleicht drei Kilometer, dann kommt wieder eine Einengung. Danach wird es wieder breiter. So passieren wir also, wenn wir die Vindedalen-Bucht hinzuzählen, vier solcher Buchten. Es ist Sonntag, uns begegnen vereinzelt Boote und eine Yacht, die Bootsführer grüßen uns freundlich.

In der letzten Bucht, als wir die Stadt schon sehen können, entdecken wir am Ufer ein Schild. Beim Näherkommen lesen wir, dass hier die Schonzone beginnt und damit Angeln ab hier nicht erlaubt ist. Das erinnert uns an die Junglachse und die Parasiten. Das Lachsangeln an der Mündung des Flusses kann ich also vergessen, aber was soll's. Evi tröstet mich und erklärt, dass sie sowieso keine Lust hätte, Fisch zuzubereiten.

9. Tag, Bild 2
Blick vom Strand in Lærdal. Eine Yacht läuft den Hafen an.

Nach der Durchquerung der Bucht nehmen wir in Lærdal Kurs auf ein Stück Sandstrand zwischen dem Hotel und dem Zeltplatz. Wie wir wenig später merken, dient der Strand sowohl den Zeltplatzgästen als auch den Einwohnern als "städtischer" Badestrand. Wir machen Mittag und essen unsere mitgebrachten Sachen, dabei schauen wir einem Opa und seinen zwei Enkeln zu, die im Fjord baden. Aus einem offenen Fenster des Hotels ist die Geräuschkulisse eines Formel 1 - Starts zu hören. Ja, heute ist Sonntag, es ist vierzehn Uhr, gerade startet wohl der "Große Preis von Ungarn".

9. Tag, Bild 3
Mittag am Strand, es ist sehr sonnig und schön warm.
9. Tag, Bild 4
Hinter dem Strand fließt der Lærdalselva in den Fjord - ein Lachsfluß. Die Bucht ist sehr flach.
9. Tag, Bild 5
Hinter uns ist eine Wiese, dann beginnt Lærdal.

Wir sonnen uns noch ein wenig, dann fahren wir weiter. Ich möchte gern in Richtung der Flussmündung des Lærdalselva fahren. Dabei stellen wir fest, dass es hier sehr flach ist, an einigen Stellen sind es nur zehn Zentimeter. Wir paddeln ganz langsam. Plötzlich flutscht eine Scheibe von zehn Zentimetern Durchmesser unter dem Boot hindurch und verschwindet auf der anderen Seite. Da - noch eine. Die Unterwasser - Ufos sehen lustig aus. Später erfahren wir, dass es sich um Schollen handelt, aus der Familie der Dorsche. Wenn sie auf dem Grund liegen, sieht man sie nicht, nur wenn sie sich bedroht fühlen und flüchten, kann man sie entdecken.

9. Tag, Bild 6
Wir paddeln ein Stück den Lærdalselva hinauf. Vor uns die Brücke, die direkt in den Tunnel nach Fodnes führt. Das Wasser ist hier nur 25 cm tief.

Da es immer flacher wird, drehen wir um und paddeln wieder in den Fjord hinaus. Wir fahren jetzt auf der anderen Seite, nach kurzer Zeit ist das gegenüberliegende Ufer mehr als einen Kilometer entfernt. Dort drüben waren wir vorhin. Es ist warm und sonnig, es sind mindestens fünfundzwanzig Grad. Abends haben wir dann auch leichten Sonnenbrand. Ab und zu muss man etwas trinken. Wir paddeln gleichmäßig, nicht übermäßig schnell und schauen uns die Umgebung an. Das Ufer rechts von uns besteht aus einem steilen Hang, der über Land wohl nicht zu erreichen ist. Im Notfall könnte man zwar anlegen und auch das Boot aus dem Wasser ziehen, aber man würde am Steilhang festsitzen. Es gibt an diesem unberührten Ufer ständig Neues zu entdecken.

9. Tag, Bild 7
Um diese Landspitze vorn rechts müssen wir paddeln.

Als wir gerade von der zweiten Bucht in die dritte fahren wollen, an deren Spitze dann Fodnes liegt, kommt uns um den Vorsprung herum plötzlich die Lærdal-Aurland - Fähre entgegen. Wir sind erschrocken, sie ist groß und schnell. Glücklicherweise befinden wir uns sehr viel näher am Ufer als sie. Die beeindruckende Bugwelle, die uns wenig später trifft, meistern wir souverän. Dann sind wir wieder allein, bis Fodnes liegen nun noch vier bis fünf Kilometer vor uns.

9. Tag, Bild 8
Im Vordergrund ist ein zufriedener Paddler beim Sonnenbaden zu sehen, im Hintergrund Fodnes. Wir sind gerade die Strecke von Fodnes nach Vindedalen quer über den Fjord gepaddelt.

Evis linker Ellenbogen beginnt langsam wieder zu schmerzen. Also ein bisschen weniger Tempo, wir haben Zeit. Das andere Ufer, an dem wir vorhin langgepaddelt sind, ist jetzt so um die drei Kilometer entfernt. Als wir nach einer Stunde die Fodnes - Spitze erreichen, paddeln wir noch um ein ankerndes Schiff herum, dessen Insassen angeln. Dann drehen wir unser Boot in Richtung Vindedalen. Jetzt heißt es, drei Kilometer quer über den offnen Fjord zu paddeln. Es ist fast windstill, die Wasseroberfläche ist nur leicht gekräuselt, weit und breit sind keine Wolken zu sehen. Also dann, los. Wir paddeln sehr konzentriert und gleichmäßig. Nach einer guten halben Stunde sind wir auf der anderen Seite wieder in Ufernähe, es ist geschafft. Wir paddeln in der Vindedalen-Bucht parallel am Ufer entlang, bis wir gegen achtzehn Uhr den Steg erreichen.

Evi steigt aus, sie will Wäsche abnehmen, dann kocht sie am Steg Kaffee. Ich angle derweilen noch ein wenig. Auch Evi will es probieren. Und siehe da, sie fängt eine kleine Meeresforelle, so um die fünfzehn Zentimeter lang. Auch ich fange mehrere solche "Bleistifte", wir setzen sie alle wieder aus. Nebenbei beraten wir, was wir nun weiter machen wollen. Das schlechte Wetter hat bisher verhindert, das wir unseren eigentlichen Plan in Angriff genommen haben: mit dem Boot mehrere Tage lang um den Fjord herum zu fahren, jeweils abends anzulegen und am Ufer zu zelten. Die Paddeltour heute hat außerdem gezeigt, dass mit Evis Arm ernsthaft etwas nicht in Ordnung ist. Auch mit dem abendlichen Zelten würde es, wie wir jetzt aus eigener Anschauung wissen, rund um den Fjord eher problematisch werden, da jeder verfügbare Platz schon genutzt wird.

Evi wünscht sich außerdem, dass wir auch ein paar Tage im Valdres-Tal bei Fagernes verbringen, Sie schlägt vor, das mit der Rückreise zu verbinden, sozusagen in zwei Etappen zurückzufahren. Ich bin einverstanden und schlage meinerseits vor, auf einen anderen Zeltplatz am Fjord umzuziehen. Damit könnten wir uns noch in einer anderen Gegend umsehen, ohne dass wir die ursprünglich geplante Paddeltour durchziehen müssen. Wir sollten einen Zeltplatz suchen, wo wir auch wandern können, so dass wir immer im Wechsel kleinere Bootstouren und Wanderungen machen können.

Als wir so weit sind, schleppen wir das Boot hoch zum Zelt. Erst einmal gibt es Abendbrot - wieder eine Premiere. Wir haben bei Tapir, einem Leipziger Outdoor - Laden, verschiedene Fertiggerichte von der Firma Berger gekauft. Nach der anstrengenden Paddelei gibt es heute "Traveller Lunch - Nudeln mit Huhn". Es schmeckt sehr gut, zwei Portionen kosten aber auch 6,50 €. Dann schauen wir uns die Karten an. Zuerst wird die heute auf dem Wasser zurückgelegte Strecke ausgemessen. Wir sind also von elf bis achtzehn Uhr rund zwanzig Kilometer gepaddelt, mit einer Pause.

Dann suchen wir einen neuen Zeltplatz. Nach längerem Hin und Her fällt die Entscheidung für die Gegend um Vik, gleichfalls am Sognefjorden, aber zirka fünfzig Kilometer weiter westlich. Dort gibt es mehrere Zeltplätze am Wasser, von denen aus man auch Wanderungen ins Gebirge unternehmen kann. Also ziehen wir morgen um, Evi geht gleich noch den Zeltplatz bezahlen. Anschließend rufen wir auch noch in der Heimat an. Wir wollen unseren Sohn Christian daran erinnern, dass morgen der Montag ist, an dem die Schule wieder beginnt. Danach geht nichts mehr, wir sind beide ziemlich müde - Zeit für die Nachtruhe.

9. Tag, Bild 11
Wir fahren morgen nach Vik - vorher bezahlt Evi unsere offenen Übernachtungen.

 

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