Abschied von Norwegen
21. Urlaubstag - Freitag, 5.9.2003

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Die Morgensonne scheint. Wir sind für die Fahrt bereit. Noch steht das Zelt.

Heute haben wir eine lange Fahrt vor uns, deshalb klingeln die Handy-Wecker erbarmungslos um sieben. Also - gähn - duschen, frühstücken. Dann packen wir den Rest ein, doch da wir bereits gestern alles vorbereitet und das Auto beladen haben, geht es heute schnell. Das Zelt ist blitzschnell zusammengelegt, der Rest der Küche, die Schlafsäcke und die sonstigen kleinen Sachen sind in kürzester Zeit eingepackt.

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Alles ist verpackt. Leicht fällt es uns nicht, aufzubrechen.

Wieder kündigt sich ein herrlich sonniger Tag an. Es ist auch nicht mehr so kalt wie an den Morgen vorher. Das jetzt schönes Wetter herrscht, macht den Abschied nicht leichter. Noch ein letztes Foto, dann geht es Punkt neun Uhr los. Weit fahren wir aber nicht, nur ein Grundstück weiter. Wir gehen über den Friedhof an der Kirche von Strand. Das frische Grab von gestern Abend befindet sich links von der Kirche, die natürlich verschlossen ist. Gut, wir haben es versucht. Also wieder zum Auto und auf nach Fagernes.

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Der letzte Einkauf in Fagernes, Bier für den Sohn und Eis für uns.

Zuerst fahren wir noch einmal zum Mini-Markt, kaufen ein Hansen - Bier für unseren Sohn und zwei Hennig Olsen - Eis. Als wir dieses im Auto verzehren, wird es wieder ein wenig wehmütig - vielleicht ist es ja für lange Zeit unser letztes Hennig Olsen. Aber was hilft es, ich muss den Motor anlassen und auf die E16 fahren. Wir fahren durch Sør - Aurdal bis nach Bagn, wo wir die E16 erst einmal wieder verlassen. Von hier sind es nur acht Kilometer bis Reinli, wo eine weitere berühmte Stabkirche steht. Wir wollen versuchen, diese zu besichtigen.

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Die Stabkirche von Reinli im Sonnenschein. Die Kirche und die Anlagen rundherum sind wunderschön.

Der Parkplatz befindet sich an der Straße unterhalb der Kirche. Bei strahlend blauem Himmel wirkt die um 1250 erbaute Kirche sehr imposant, auch hier kann man wieder den eigentümlichen Geruch des alten Holzes wahrnehmen. Die gesamte Anlage ist sehr gepflegt, aber in die Kirche kommen wir nicht hinein, sie ist verschlossen. So schauen wir uns das Bauwerk von außen an. Fotografieren wäre im Innern sowieso verboten, aber auch außen sind viele interessante Details zu entdecken.

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Ein sehr imposanter Bau.
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Die Kirche ist ungefähr siebenhundertfünfzig Jahre alt.
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Mit dem letzten Bild des alten Filmes nehme ich auf, wie Evi einen neuen Film im Auto holt. Nur sie weiß, wo die Filme sind, sie hat sie gestern Abend verpackt.
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Interessante Einzelheiten dieses uralten Bauwerkes.
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Die Kirche ist von einem Gang umgeben. Auch hier fällt der eigentümliche Geruch des alten Holzes auf.
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Der schlichte, aber sehr eindrucksvolle Schmuck am Giebel der Kirche.
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Der Giebel in anderer Beleuchtung, die geschnitzten Figuren sind eindrucksvoll.
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Die Kirche muss drei Stockwerke haben, doch wir konnten das nicht nachprüfen, da sie geschlossen war. Auch hier sind die Giebel geschmückt.
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Der äußeren Tür sieht man ihr Alter an.
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Das Schloss ist wunderbar verziert. Wir hätten innen nicht fotografiert, wir wollten uns nur einmal alles anschauen - aber die Kirche ist geschlossen. Schade.
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Ein Seitengang entlang der langen Gebäudeseiten.
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Auch das Tor zu der Anlage ist sehr schön und ein Foto wert.
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Ich entschließe mich zu einem Heldenfoto vor dem Tor.
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So wird uns Reinli vorerst in Erinnerung bleiben: von außen imposant - im Innern eine "Black Box".
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Zum Abschied noch ein Bild vom Parkplatz aus - wir müssen weiter.

Nachdem wir zurück zur E16 gefahren sind, geht es weiter in Richtung Hønefoss und Oslo. Wir fahren durch das Gebiet Sør- Aurdal. Nach dem Dorf Vegamotet biegen wir erneut von der E16 ab, um nach Hedalen zu gelangen. Auch hier steht eine Stabkirche, die letzte, die in einer vernünftigen Zeit von unserer Route aus zu erreichen ist. Die zehn Kilometer bis zur Kirche sind schnell zurückgelegt. In einem Schaukasten auf dem Parkplatz der Kirche kann man interessante Hintergrundinformationen lesen. So auch die Sage, nach der im Mittelalter in Hedalen alle an der Pest starben und der Ort in Vergessenheit geriet. Ein Jäger, der die Kirche zufällig wiederentdeckte, erschoss vor dem Altar einen Bären, dessen Fell heute noch in der Kirche aufbewahrt wird.

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Impression von der E16.
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Wir sind an der Stabkirche von Hedalen.

Als erstes - wieder haben wir Pech, es ist geschlossen. Trotzdem schauen wir uns die Kirche an, aber eben nur von außen. Besonders imponiert uns das sehr schöne Portal an der Eingangstür. Das Abschiedsbild der Kirche gegen die strahlende Sonne gleicht unseren Erlebnissen mit den Stabkirchen - sehr imposant, aber ein wenig unnahbar und geheimnisvoll.

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Diese Kirche hat einen mächtigen Kirchturm.
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Auch hier gibt es mehrere Etagen.
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Die Stirnseite der Kirche.
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Die Kirche wirkt durch ihre Wuchtigkeit und Größe, es gibt außen kaum Schmuckelemente, alles ist sehr schlicht gehalten.
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Der Eingang der Kirche.
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Ein anderer Blickwinkel auf den Kirchturm.
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Die äußere Eingangstür.
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Ein Teil der reich verzierten inneren Eingangstür.
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Die andere Seite mit dem filigran gearbeiteten Schloss - das natürlich verschlossen war.
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Eine wunderschöne Eingangstür.
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Auch hier blieb das Innere der Kirche uns verborgen, wir bereuen trotzdem nicht, sie besucht zu haben.
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Auch die Außenanlage um die Kirche ist schön, der Friedhof ist sehr gepflegt.
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Im Schaukasten kann man die Geschichte mit dem Bärenfell lesen.

Evi schlägt vor nicht direkt auf die E16 zurückzukehren, sondern die 243 bis Nes zu benutzen. Also fahren wir diese wunderschöne Strecke., Bei dem Ort Storuste haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Berge Sørbølfjell und Storustefjell. Hier sehen wir auch ein Schild, das in ihre Richtung weist und auf dem "Mystic Mountain" steht. Dann verlassen wir die Provinz Oppland, wir wechseln nach Buskerud Fylke. Entlang am endlos langen See Sperillen, durch Hønefoss und zwischen Tyrifjorden und Steinsfjorden hindurch erreichen wir Oslo. Die Fahrt auf der E16 ist allein schon eine Reise wert, eine wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft, man entdeckt immer wieder etwas Neues.

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Blick auf den Berg Manfjell, der 1075 Meter hoch ist.
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In der Stadt Nes, wo wir nach Hedalen die E16 wieder erreichen, machen wir mit den eingekauften Sachen eine kleine Rast.
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Wir wechseln von der Provinz Oppland in die Provinz Buskerud Fylke.
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Die Mautstation in Oslo - sie funktioniert.
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Die Durchfahrt durch Oslo kostet 15 Kr, knapp 2 €.

An der Mautstelle vor Oslo sind wir diesmal etwas routinierter und machen ein Foto. Uns ist schon bei der Anfahrt auf Oslo aufgefallen, dass auf unserer Seite mäßiger Verkehr herrschte, während es auf der Gegenseite in Richtung Norden immer voller wurde, bis hin zu stockendem Verkehr. In der Stadt ist es nun extrem, es ist kurz nach Mittag, ganz Oslo scheint an diesem Freitag in den Norden auswandern zu wollen. Wir aber fahren in der anderen Richtung zügig durch Oslo hindurch, diesmal ohne uns zu verirren.

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Auch an der E6 ist Maut zu bezahlen.

Danach geht es auf der E6 weiter in Richtung norwegische Grenze. Kurz vor dem Verlassen Norwegens tanken wir an einer Autobahn-Tankstelle für unsere letzten NOK noch einmal voll, bevor wir über die Grenze nach Schweden wechseln. Im Transit passieren wir die Städte Skee, Tanumshede und Munkedal. Dann fahren wir über die beeindruckende Brücke bei Herrestad - Uddevalla, die über den Havstens Fjord führt. Anschließend geht es weiter in Richtung Göteborg, auch dies ohne Probleme.

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Wir fahren auf dieser imposanten Brücke über den Havstens Fjord bei Herrestad - Uddevalla.

Dann aber taucht im Display unseres Autos die Warnmeldung "Niedriger Ölstand" auf. Die Ölkontrolllampe aber leuchtet glücklicherweise nicht. Eigentlich müssten wir anhalten, aber wir kennen unser Auto. Also rufen wir erst einmal das Autohaus zu Hause an. Wir erhalten die Bestätigung, das es sich möglicherweise um eine Fehlinformation handeln kann, aber wir sollten trotzdem prüfen... Da hätten wir auch nicht anrufen brauchen, schade ums Geld.

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Noch eine Rast an der Tankstelle.

Wir fahren also an die nächste Tankstelle, wir wollen Öl kaufen, sicherheitshalber. Immerhin haben wir ja morgen früh einen Termin an einer gewissen Fähre in Trelleborg. Es gibt hier statt einem Liter 0W40 nur 5W40, was soll's, wir haben es nicht umsonst gekauft, unser Sohn fährt dieses Öl in seinem Corsa. Kosten: etwa 127 SEK (14,5 €). Dann messen wir den Ölstand am Frontera nach, es ist wie erwartet genug Öl vorhanden.

Seit wir unseren Jeep 1998 gekauft haben, ärgert uns dessen glorreicher Bordcomputer mit Fehlmeldungen aller Art, schaltet auf Notlaufprogramm, meldet fehlende Airbagkontrolle und ähnliches. Das ist möglicherweise die Strafe dafür, das wir einen der ersten Opel Frontera dieser Bauart gekauft haben.

Andererseits haben wir mit dem Frontera unseren Wohnwagen durch ganz Schottland gezogen, sind große Strecken am Stück gefahren, waren öfter auch so mit dem Wohnwagen unterwegs. Er hat uns nie im Stich gelassen, wir sind immer angekommen, auch wenn er uns manchmal mächtig geärgert hat. Bei einem Urlaub in Oberhof sind wir sogar schon einmal Huckpack auf einem Laster abgeschleppt worden, wegen einem "allgemeinem Motorfehler", der dann in der Werkstatt nach Rücksetzen des Computers verschwunden war.

Durch Göteborg hindurch fahren wir nach dem Ölkauf wieder ruhiger, sollte wirklich noch die Ölkontrolllampe aufleuchten, sind wir nun in der Lage, Öl nachgießen zu können. Allerdings liegt jetzt trotzdem immer ein Ohr quasi am Motorblock. Die Stadt passieren wir ohne Probleme. Dann geht es immer weiter, Tempo einhundertzehn auf dem Tacho, Kilometer für Kilometer. Es ist ein absolut entspanntes Fahren, die Überholvorgänge halten sich in Grenzen, wenn überhaupt überholt wird, sind die Geschwindigkeitsunterschiede längst nicht so groß wie in Deutschland.

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Die E6 ist lang, wir fahren vorerst in Richtung Malmö. Es ist noch ein ganzes Stück..

Nachdem wir Halmstadt passiert haben, geht es weiter an Helsingborg vorbei in Richtung Malmö. Es ist jetzt schon nach neunzehn Uhr, und als wir vor Malmö sind, beginnt es zu dämmern. Nach der Umfahrung von Malmö haben wir die einzige "Abfahrt" auf dieser langen Strecke, die E6 biegt nach Trelleborg ab, während die Schnellstraße in Höllviken endet. Wir haben es nun fast geschafft, aber es ist auch schon dunkel.

Ziemlich genau um einundzwanzig Uhr fahren wir in den Hafen von Trelleborg ein. Evi geht zur Abfertigungsstelle von Scandline Hansa. Es dauert eine ganze Weile, dann kehrt sie mit zwei betrüblichen Nachrichten zurück. Die erste besagt, dass die Fähre, die heute Abend um zehn Uhr fährt, schon voll ist. Sonst hätte man uns mitgenommen. Wir sind darauf eingerichtet, morgen früh zu fahren, also ist das nicht so schlimm, interessant ist, das es überhaupt möglich gewesen wäre.

Die zweite Nachricht ist auch nicht so tragisch, im Gegensatz zu Rostock ist hier nicht genügend Platz im Hafen, wir müssen also bis morgen früh das Hafengelände verlassen. Folgsam drehen wir um und fahren ein wenig chaotisch zur Einfahrt aus dem Hafengelände hinaus. Neben der E6 ist Evi vorhin ein Gelände aufgefallen, auf dem Wohnwagen standen. Bis dorthin müssen wir etwa einen Kilometer auf der E6 zurück fahren und nach links abbiegen. Das Wohnwagengelände ist leider stockfinster. Wir fahren noch ein Stück die Straße weiter, auf unserer linken Seite befindet sich nun ein riesiges Einkaufsgelände mit einem ebensolchem Parkplatz. Wir sind gerade auf der E6 in der anderen Richtung daran vorbeigefahren.

Links von der Straße kommt zuerst eine Tankstelle, dann der Parkplatz des Einkaufmarktes, dahinter dann der Eingang in den riesigen Einkaufsmarkt. Die Straße geht weiter in Richtung Hafen, weiter vorn stehen dann eine Menge Laster. Rechts von der Straße befindet sich ein Schilfstreifen, dahinter beginnt gleich die Ostsee, auf der Schiffe mit grünen und roten Positionslichtern umherfahren. Der Parkplatz ist beleuchtet. Wir wollten sowieso im Auto schlafen, also fahren wir "Parken" und stellen uns neben einem der Einkaufswagen - Häuschen auf, die überall auf dem Parkplatz herumstehen. Wir sind heute von Fagernes bis hierher achthundertsechzehn Kilometer gefahren. Zeit, einen Kaffee zu kochen.

Nach dem Kaffee gibt es noch einen leckeren Bohneneintopf aus der Tüte, Wasser haben wir ja dabei. Es ist schon um zehn, morgen müssen wir zeitig raus. Also werden die Schlafsäcke herausgeholt, die Lehnen unserer Autositze so weit wie möglich nach hinten geklappt (die Hintersitze sind eingeklappt, da hat das Grenzen) und jeder bekommt einen Seesack mit Sachen als Kopfkissen. Mit den Schlafsäcken decken wir uns zu. Es ist bequemer und wärmer, als wir gedacht haben. Als letztes wird das Auto von innen verriegelt. Dann ziehen wir Resümee. Es hat alles nach Plan geklappt. Wir werden morgen früh zur Fähre fahren und sind morgen Nachmittag zu Hause. Also: Gute Nacht.

Als wir gerade am Einschlafen sind, ahne ich mehr, als das ich es sehe, dass sich auf dem Parkplatz etwas bewegt. Am Eingang zum Einkaufscenter, wo links und rechts jeweils ein Abfallbehälter oder auch ein Papierkorb aufgestellt ist, erkenne ich einen Mann mit Fahrrad. Er scheint normal gekleidet, soweit man das bei der Beleuchtung auf dem Platz erkennen kann. Aber er wühlt in den Abfallbehältern. Jetzt sind wir verblüfft, in Schweden so etwas? Wir denken, dies kann nur ein Einzelfall sein.

Aber, kaum zehn Minuten später, Evi ist gerade wieder am Eindämmern, als um die Ecke des Einkaufswagen-Häuschens neben uns ein anderer Mann mit einem Fahrrad in ihr Blickfeld kommt. Sie sehen sich an, Auge in Auge, beide sind erschrocken, der Mann zuckt erst einmal zurück. Aber nach einer Weile kommt er erneut. Und jetzt sehen wir auch, warum, denn an der Ecke des Häuschens steht ein weiterer Abfallbehälter, den er durchsucht. Dann sehen wir noch mehrere Männer, die meisten eigentlich ganz normal gekleidet, fast alle mit einem Fahrrad, die über den Parkplatz streifen und die Abfallkörbe durchsuchen. Zu Evis Beruhigung lege ich mein Tauchermesser auf das Armaturenbrett, obwohl die Leute nicht gewalttätig aussehen.

Es hat uns nicht verblüfft, dass wir Arme gesehen haben, die in Abfallbehältern wühlen. Dafür gibt es auch bei uns zu Hause zuviel Armut und Obdachlose. Allerdings kann wohl offensichtlich auch der schwedische Sozialstaat nicht alle auffangen. Wenn wir nicht so geschafft wären von der langen Fahrt, wären wir sicher nicht so schnell eingeschlafen...

 

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