Tag der Rehe
6. Urlaubstag - Mittwoch, 14.4.2004

Heute ist Geburtstag – und wieder einmal hat es Evi erwischt. Als wir halb acht wach werden, gibt es erst mal eine Gratulation von mir. Es dauert auch nicht lange, da ruft gegen acht Uhr auch schon meine Schwester an, die Urlaub an der See macht. Dann sind wir aber schon mit dem Duschen durch und sitzen beim Frühstück. Da so sonniges, wunderschönes Wetter ist, findet das heute vor dem Wohnwagen statt – eine Steigerung des Wohlfühlfaktors ist kaum noch möglich.

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Diesmal hat Evi den Brunnen in seiner ganzen Schönheit erwischt.

Und es wird auch nicht langweilig, ein Entenpaar kommt vorbei und inspiziert neugierig alles. Nach einigem Hin und Her flattern die beiden, die ein wenig misstrauisch einen Bogen um uns und unsere Frühstückstafel gemacht haben, quer über den Campingplatz in Richtung Schlossparkgewässer davon.

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Auf dem Bürgerfließ.

Gegen halb zwölf geht es los, Evi hat sich eine große Paddeltour gewünscht. Wohin es gehen soll, hat sie nicht verraten, ich bin nur Steuermann und kriege jeweils die Richtung gesagt. Und so fahren wir zunächst gen Norden und biegen in das Bürgerfließ ab. Da das Zeitverhalten der Olympus-Kamera nun besser bekannt ist, gelingt Evi diesmal das Foto vom Brunnen perfekt, es ist gar nicht so einfach, die Geschwindigkeit des Bootes mit der immensen Auslöseverzögerung der Olympus in Übereinklang zu bringen. Besonders beim Fotografieren von Tieren hat uns das öfters einen Streich gespielt. Wenn die Kamera ausgelöst hat, ist zwar der Ast noch da, auf dem der Vogel saß, aber leider ist er mittlerweile leer.

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Auf dem Zeitzer Fließ gibt es keine Schleuse.

Was wir nicht kontrollieren konnten, war die Qualität der Bilder. Sobald die Sonne ein wenig schien, waren alle Bilder unscharf, überbelichtet und der Weißabgleich stimmte nicht. Das haben wir aber erst zu Hause am Rechner gemerkt, es hat mich über einen Monat Nacharbeit gekostet. Im Anschluß hat es außerdem dazu geführt, das wir uns eine Fuji Finepix S7000 gekauft haben, aber das ist eine andere Geschichte.

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Die Sumpfdotterblumen sieht man überall.

Nach dem schon bekannten Grundstück mit dem Brunnen und der ersten Schleuse kommen wir am Zeitzer Fließ vorbei, dass wegen einer Wehranlage ohne Schleuse komplett gesperrt ist. Kurz vor dem Abzweig Wehrkanal, der zur Wotschofska führt, geht es durch die zweite obligatorische Schleuse. Sie ist, wie die ganzen Tage vorher schon, besetzt und wir sind schnell hindurch, wenn auch um einen Euro leichter. Heute biegen wir nicht zur Wotschofska ab, sondern fahren gerade aus auf dem Bürgerfließ weiter. Das Fließ ist sehr windungsreich, es geht durch das schon grünende Unterholz, das einen starken Kontrast zu den noch kahlen Bäumen bildet. Es ist warm, sonnig und es gibt viel zu sehen. Das Ufer ist hier naturbelassen, die ausgespülten Wurzeln der Bäume ergeben interessante, immer wieder andere Formationen.

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Evi hat einen Beutel mit Weißbrot mitgenommen - das ist beim Entenvolk schnell bekannt.

Wir sind ganz allein, paddeln leise das Bürgerfließ entlang. Hier, im nördlichen Oberspreewald im Biospärenreservat, mitten in der Woche, ist es, was den Bootsverkehr angeht, absolut ruhig, Um so mehr sehen wir: Spechte, die bei sich bei Bauminnenbewohnern mit lautem Klopfen anmelden, Eisvögel, klein und blau, mit schwirrenden Flügeln jeweils ein Stück vor uns her fliegend, Greifvögel, die majestätisch aufsteigen und ihre Runden drehen auf der Suche nach Kleingetier. Und viele Entenpärchen, obwohl es scheinbar weniger geworden sind und oft nur Erpel unterwegs sind, die Brutzeit hat wohl schon begonnen.

Jede Ente bewirkt eine kurze Verzögerung. Wir hatten im Wohnwagen viel zu viel Weißbrot mitgenommen, Brötchen bleiben früh auch übrig. Also hat Evi beschlossen, den Spreewald-Enten etwas Gutes zu tun. Die freut das, und sie schnabulieren auch fleißig, was Evi ihnen zuwirft. Leider gibt es aber doch genügend Enten, jedes Mal vor mir das gleiche Schauspiel: Paddel weg, hektisch nach der Tüte gekramt und den armen Tieren ein paar Bröckchen zugeworfen. Jetzt wissen auch die Spreewald – Enten, wie das mit dem Nikolaus funktioniert.

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Auf dem Bürgerfließ in Richtung Norden - Wehrkanal und Wotschofska sind weit hinter uns, hier ist man allein mit der Natur.
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Der Frühling bricht sich Bahn - überall setzt sich das zarte Grün durch. Ein Wald aus hohen Bäumen umgibt uns.
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Die Wurzeln bilden immer wieder seltsame Formationen.
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Durch das Wasser freigespült bilden sie ein natürliches Ufer.

Dann kommen wir an den Neuzaucher Spreewald, an das Große Fließ, auf das wir nach rechts einbiegen. Hier, im nördlichen Bereich des Spreewaldes, in der Nähe des Hochwaldes, ist alles noch viel ursprünglicher. Während wir in Richtung Süden moorige Wiesen mit oft weiter Sicht haben und damit auch jede Menge Sonne abbekommen, beginnt auf der nördlichen, linken Seite der Hochwald mit seinen hoch gewachsenen, noch kahlen Bäumen und dem schon grünen Unterholz.

Wir paddeln eine ganze Weile dieses wunderschöne, breite Fließ entlang, dann kommen wir an eine Schleuse. Hier draußen ist natürlich niemand, der uns schleust, also heißt es selber Hand anlegen. Aber es ist eine durchaus willkommene Abwechslung, Evi erledigt dass, dann geht es aber gleich weiter. Jetzt merkt man, dass wir uns wieder "bewohntem Gebiet" nähern, auf den eingezäunten Wiesen südlich von uns weiden einige Schafe, da kann Evi natürlich nicht widerstehen…

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Wir sind an der Schleuse auf dem Großen Fließ, ganz schön weit nördlich, gerade haben wir den Peterkanal passiert.
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Nördlich der Hochwald, südlich - wie hier zu sehen - weite moorige Wiesen und Schafe gibt es auch.
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Das ist was für Evi, die ja Schaf-Fan ist.
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Die hohen Bäume am nördlichen Ufer.

Dann kommen wir zum Abzweig Leiper Graben, Evi gibt eine Rechtswendung vor, wir wechseln in Richtung Süden. Aber nicht lange, denn dann ist die Polenzschänke in Sicht. Als wir gerade am Paddelboot-Kai anlegen wollen, entdecke ich auf der anderen Seite die Bisamratten-Familie, die überhaupt nicht scheu ist und uns beobachtet. Sie scheinen Paddler gewöhnt zu sein.

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Wir sind auf den Leiper Graben eingebogen.
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Aha, Evi will in die Polenz-Schänke.

Es ist um zwei, wir sind nun zweieinhalb Stunden am Stück gegen die Strömung gepaddelt und es war wunderschön. Doch nun sind wir hungrig, da kommt die Polenzschänke gerade richtig. Bei dem Wetter wollen wir draußen sitzen, wir suchen uns einen sonnigen Tisch aus. Einige andere Paddler und Gäste, die über den Landweg hierher gefunden haben, sitzen gleich uns auf dem großen Freisitz und lassen es sich gut gehen. Nachdem wir die Speisekarte gründlich studiert haben, sie ist umfangreich, entscheiden wir uns jeweils für einen großen Salatteller mit Putenstreifen. Dazu gibt es ein Glas Schwarzbier.

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Kurz bevor wir die Schänke erreichen, treffen wir diese Beiden.
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Sie haben zu tun, wir sind wohl als ungefährlich eingeschätzt worden.

Der Salat ist reichlich, wenn auch ein wenig einfach gehalten. Wir sind nicht direkt enttäuscht, aber… Jedenfalls sind wir erst einmal satt und nicht mehr durstig, wir zahlen und gehen wieder zum Steg. Die einstündige Pause hat uns gut getan, wir legen ab und paddeln an den Bisamratten vorbei wieder nach rechts auf das Große Fließ. Durch den Abzweig des Leiper Graben, an dem die Pohlenzschenke liegt, verliert das Große Fließ einen Teil seines Wassers. Damit wird es aber nun ab hier richtig mächtig und hat eine merkliche Strömung.

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Mutnitza - auf den Karten haben wir diesen Namen nicht gefunden.
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Rund um die Gaststätte Eiche sind wieder mehr Paddler unterwegs.
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Noch sind wir im Wald - nach der Eiche paddelt man durch Wiesen.
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Kurz nach der Eiche kommen wir an die Schleuse.

Etwa anderthalb Kilometer nach der Polenzschänke kommen wir am Hotel- und Gaststätten – Komplex Eiche vorbei. Wir kennen die Eiche von früheren Rad- und Paddeltouren, sind aber noch nie eingekehrt. Vom Wasser aus wirkt alles sehr nobel und teuer, aber vielleicht täuscht das auch. Bei der nächsten Tour, die uns hier vorbeiführt, werden wir in der Eiche einkehren. Eins ist allerdings auffällig, um diese Zeit, also um fünfzehn Uhr, ist keiner auf dem Freisitz zu sehen. Nur am Kiosk ist Bewegung, dort packt ein Verkäufer irgendwelche Sachen um.

Nach der Gaststätte Eiche kommt eine Schleuse, mittlerweile sind wir ja routiniert und haben eine feste Aufgabenverteilung. Das Große Fließ verläuft in einem riesigen Bogen durch offenes Gelände, etwa an der Eiche verläuft der Waldrand. Ab hier fahren wir durch eine Wiesen- und Felderlandschaft. Am Abzweig Weidengraben, der nach Burg Kauper führt, verlassen wir das Große Fließ. Jetzt geht es in Richtung Süden und wir haben die Strömung mit uns. Und obwohl im Spreewald die Strömungsgeschwindigkeiten allgemein nicht hoch sind, so merkt man den Unterschied doch deutlich.

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Blick zurück von der Schleuse - auch hier draussen wohnen Leute.
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Bei Steffi auf dem Freisitz - hier lässt sichs leben. Wir haben Burg Kauper erreicht.

Wir fahren über die weite Felder den Weidengraben entlang, hier ist der Charakter der Landschaft wieder völlig anders. Aber auch hier gibt es viel zu sehen, in der Ferne stehen ein paar Häuser, auf einem Feld wird gearbeitet. Vorbei am Weidenfließ, wo es eine Bootsrolle gibt, paddeln wir in Richtung Hafen Burg Kauper. Auch hier waren wir in den vergangenen Jahren schon. Es ist viertel fünf, wir beschließen, einen Zwischenstopp einzulegen. So docken wir am Steg von Steffis Hafenstübchen an, es gibt auch einen Freisitz. Direkt nebenan gibt es auch das Waldschlößchen, doch Evi als Geburtstagskind will lieber zu Steffi. Wir bestellen uns jeder ein Schwarzbier, Evi nimmt einige telefonische Glückwünsche entgegen. Hier in der Sonne zu sitzen ist sehr erholsam.

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Im Hafen gibt es eine weitere Gaststätte - das Waldschlößchen.
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Auch der Hafen trägt den Namen "Waldschlösschen".
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Jede Menge Anrufe - immerhin hat Evi Geburtstag.

Nach einer halben Stunde geht es weiter, es sollte ja nur eine kurze Rast sein und wir haben noch einen weiten Weg vor uns. So paddeln wir vom Hafen aus wieder vor, biegen nach links ab, schwimmen vorbei am Waldschlößchen und kommen gleich nach der Brücke an die Waldschlößchenschleuse. Sie ist etwas Besonderes und das liegt an ihrer Bauart. Hier gibt es keine Flügeltore, sondern die Schleusentore hängen als bewegliche Schotten an Ketten, die mit einem Drehrad gehoben und gesenkt werden können. Natürlich sind die Tore aus Sicherheitsgründen gegeneinander verriegelt.

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Gleich nach dem Hafen - die nächste Schleuse.

Evi, die wieder das Amt der Schleuserin beansprucht, braucht damit nicht soviel Kraft zum Bewegen und Öffnen der Tore. Allerdings kann man durch zügiges Öffnen in der Schleuse ziemliche Wirbel verursachen, das gelingt einem mit den definierten Öffnungen in den Flügeltor-Schleusen in der Regel nicht. Hier ist der Ablauf also so: Schleusentor hochkurbeln für die Einfahrt, Boot rein, Schleusentor runterlassen. Dann Verriegelungshebel umlegen, das erste Schott wird verriegelt, das andere freigegeben. Nun das andere Schott hochkurbeln, am Anfang schön langsam. Dann Boot raus, aber zügig, denn das Schott war gerade im Wasser und tropft noch ziemlich. Die Waldschlößchenschleuse ist neu gebaut und verfügt auch über einen Fischpass, der in einer Art mehrfacher Kaskade für die Fische eine Passagemöglichkeit bietet.

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Es handelt sich um eine Schleuse mit Rolltoren.

Als wir an den Abzweig Burg-Lübbener-Kanal kommen, will Evi lieber den Rohrkanal, dann den Buschgraben und die neue Spree paddeln. Also steuere ich nach links, in den Rohrkanal hinein. Wir sind nun schon ein ganzes Stück außerhalb von Burg Kauper.

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Am Ortsausgang von Burg Kauper liegt das Bootshaus Rehnus.

Plötzlich ein Schild, auf dem geschrieben steht: Wegen Baumfäll-Arbeiten ist die Durchfahrt verboten. Wir halten erst einmal an, was nun? Das Fließ macht hier eine Biegung. Wir drehen um. Zurück zum Burg-Lübbener? Eigentlich nicht. Also wieder rum. Schauen wir erst mal um die Biegung... Kein Mensch zu sehen, nichts zu hören. Auf einem Stück von etwa einhundert Metern liegen am Ufer zersägte Bäume und Äste. Die Wasserfläche ist frei. Immer noch niemand zu sehen – also durch. Hinterher wundern wir uns ein wenig – wäre es nicht besser, wenn man ein Fließ nur so lange wie nötig sperrt, indem man darauf schreibt: Wegen Baumfäll-Arbeiten wochentags von 8.00 – 16.00 Uhr gesperrt?

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Auch hier wird natürlich Landwirtschaft betrieben.

Als wir am Abzweig Buschgraben sind, sehen wir - der Rohrkanal ist ab hier grundsätzlich gesperrt. Das ist relativ neu, auf den Karten von 2002 ist es nicht eingezeichnet. Aber wir wollen ja sowieso auf dem Buschgraben weiter, also kein Problem. Nicht lange und wir sind am Abzweig Neue Spree. Und jetzt wird es echt ein wenig eng. Die neue Spree ist gleichfalls grundsätzlich gesperrt, auch das ist auf der Karte nicht eingezeichnet. Wir machen erst mal eine Lagesondierung. Es ist kurz vor halb sechs. Welche Möglichkeiten haben wir? Zurück nach Burg Kaupen, Rohrkanal gesperrt, dann also über Burg-Lübbener-Kanal. Umweg mindestens zwei bis drei Kilometer, gegen die Strömung. Zusätzlich müssten wir noch mal durch das gesperrte Baumfäll-Gebiet.

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Der Buschgraben ist sehr romantisch.

Andere Möglichkeit: weiter auf dem Buschgraben bis zur Hauptpree, etwa einen Kilometer mehr, dann auf der Hauptspree an der Dubkowmühle vorbei, noch einen Kilometer mehr. Aber – mit der Strömung, und ein Fließ, das wir in diesem Jahr noch nicht gepaddelt sind. Die Entscheidung fällt schnell, wir paddeln auf dem Buschgraben weiter, werden aber das Tempo etwas anziehen, damit wir noch vor der Dunkelheit am Campingplatz sind.

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Er ist sehr windungsreich, es lässt sich herrlich paddeln.

Also geht es weiter, den verwinkelten, nicht sehr breiten Buschgraben entlang, trotz der Eile schauen wir uns alles um dieses wunderschöne Fließ herum an. Auf beiden Seiten weite Wiesen, auch einige Felder. Es lässt sich sehr gut paddeln, wir kommen gut voran. Dann eine Brücke und kurz danach biegen wir nach rechts auf die Hauptspree ein.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Dubkowmühle. Es ist achtzehn Uhr, am Montag sind wir vom nicht weit entfernten Kossateich auf dem Südumfluter bis nach Lübbenau gepaddelt, es sollte zu schaffen sein. Wir schwimmen also die breite Hauptspree entlang, am Ufer stehen hier Bäume, die Abendsonne scheint uns entgegen. Wir sind ganz allein, es ist sehr ruhig um uns herum. Nach fünfzehn Minuten kommen wir an eine Schleuse.

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Wir sind auf der breiten Hauptspree und paddeln in Richtung Westen.
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Die Schleuse an der Dubkowmühle liegt direkt vor uns.
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Evi hat alles im Griff.
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Es dauert nicht lange, dann kann ich die Schleuse wieder verlassen, Evi abholen und weiter gehts.
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Auch in dieser Gegend wird Landwirtschaft gross geschrieben.
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Dieses Bild mit der Digitalkamera - ein echter Schnappschuß!

Hinter der Schleuse ist gleich die Dubkowmühle. Da wir nichts auf dem Kerbholz haben und die Zeit doch knapp ist, geht es nach dem Schleusen gleich weiter in Richtung Leipe. Ich habe Evi in der Schleuse fotografiert und behalte die Kamera erst mal eine Weile.

Das Ufer der Hauptspree ist sehr abwechslungsreich. Mal ist das Gelände flach und man kann weit über die Wiesen schauen, dann gibt es am Ufer wieder Baumbewuchs. Raubvögel suchen eine Abendmahlzeit. Wir sind wieder ganz allein, ab und zu unterhalten wir uns, besonders wenn es etwas besonderes zu sehen gibt, dann hängt wieder jeder seinen Gedanken nach. Es ist halb sieben, als wir Leipe erreichen. Wir sind besser vorangekommen, als wir gedacht hätten, jetzt ist auch wieder mehr Zeit zum Fotografieren.

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Wir sind kurz vor Leipe, die abendliche Hauptspree hat ein ganz eigenes Flair.
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Hier stehen die Ortsschilder am Wasserlauf, in Leipe ist es abendlich und sehr ruhig.
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Auch hier gibt es die typischen Sumpfdotterblumen.
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Die hübschen Häuschen im Abendlicht - so stellt man sich das Märchenland vor.

In Leipe ist nach Ostern wieder der Alltag eingekehrt. Durch die Abendsonne zusätzlich romantisch verklärt liegen die Häuser an der Hauptspree. Es ist kaum jemand zu sehen, aber wir schwimmen ja sozusagen auf der Ortsumgehung um das Dorf herum. Am Ortsausgang, nach dem Leiper Campingplatz, kommen wir an die neu errichtete Schleuse. Hier waren wir ja gestern schon mit unseren Fahrrädern. Damit sich nun auch Nichtpaddler eine Vorstellung machen können, wie das mit dem Schleusen funktioniert, fotografiere ich die einzelnen Phasen des Vorganges.

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Die Schleuse bei Leipe - harte Arbeit steht an. Ich habe Evi vor der Schleuse abgesetzt, sie muss zuerst die Einfahrt öffnen.
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Nachdem sie den Stand der Schließklappen in allen Toren kontrolliert hat und der Wasserstand angepasst ist, öffnet Evi ein Tor.
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Ich paddle in die Schleuse , Evi schließt das Tor hinter mir und stellt die Klappen auf "ZU".
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Sie geht auf die andere Seite und öffnet langsam die erste Klappe.
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Die erste Klappe ist offen, der Wasserstand beginnt zu sinken.
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Evi öffnet vorsichtig auch noch die andere Klappe.
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Der Wasserstand ist deutlich gesunken, das Tor lässt sich auch nur öffnen, wenn er ausgeglichen ist!
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Evi zieht an der Stange und das Tor öffnet sich, da die Schleuse neu ist, geht alles relativ leicht.
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Das Tor ist offen - Zeit, sich umzuschauen, denn jetzt ist Willi an der Reihe.
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Nachdem Evi über die Leiter ins Boot gestiegen ist und wir aus der Schleuse gepaddelt sind, mache ich noch ein Foto rückwärts.

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Es hat schon fast etwas unwirkliches, auf der abendlichen Hauptspree mit leisen Paddelschlägen dahinzugleiten...

Dann geht es weiter auf der Hauptspree. Je tiefer die Sonne steht, um so abendlicher wirkt das Fließ. Wir werden jetzt teilweise richtig geblendet, weil die Sonne vor uns über dem Wasser zu schweben scheint. Ich habe den Fotoapparat zurück an Evi gegeben, da sie von der vorderen Position aus bessere Bilder machen kann. Es hat sich eingespielt, will sie ein Foto machen, legt sie das Paddel hinter sich, ich paddle ganz langsam und vorsichtig weiter und halte das Boot auf Kurs.

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...während die letzten Sonnenstrahlen Lichtreflexe in die Baumkronen zaubern.

Während kurz nach Leipe rechts und links noch Bäume stehen, welche rechts ab und zu den Blick auf die sumpfigen Wiesen des zum Huschepusch gehörenden Totalreservates freigeben, hört nach dem Abzweig des Durchstichkanals der Wald rechts auf. Jetzt schwimmen wir an sumpfigen Wiesen vorbei, die durch Baumreihen und –gruppen in Areale unterteilt und zergliedert werden, die ungefähr der Größe von Fussballfeldern entsprechen.

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Auf dieser Wiese kurz vor Lehde waren ein paar Rehe, aber sie ziehen sich sofort in das Unterholz zurück.

Wir sind seit Leipe keinem Menschen mehr begegnet und wir haben den Eindruck, dass auch auf der Hauptspree schon eine ganze Weile keiner entlang gepaddelt ist. Auf den Wiesen sind Rehe zu sehen, aber sie sind ein ganzes Stück entfernt. Über uns hämmert plötzlich ein Specht los, wir sind beide erschrocken, als die Stille so abrupt unterbrochen wird. Wir schwimmen auf dem absolut glatten, dunkel und geheimnisvoll wirkenden Wasser der Spree durch von der Abendsonne angestrahlte Bäume. Bis auf ein leichtes Plätschern bewegen wir uns fast lautlos. Irgendwie hat die Fahrt auf der Hauptspree etwas magisches, so als liege ein besonderer Zauber über uns. Dazu in der Ferne die Rehe, die Bewegung um uns herum, Vögel, ab und zu eine Ente. Und die Stimmen der Natur – der Specht klopft rasende Stakkatos, die Vögel zwitschern, ab und zu ist in der Ferne ein Hund oder ein Quaken zu hören. Auch solche Augenblicke sind es wohl, die einem immer wieder den Antrieb geben, das Boot einzupacken und loszuziehen.

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Auch hier hatte Evi keine Chance, die Rehe waren weg, bevor sie auf den Auslöser drücken konnte.
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An diesem Baum, direkt über uns, fängt plötzlich ein Buntspecht an zu hämmern. Natürlich war auch er schneller als wir mit Schrecksekunde und Digitalkamera.

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Dafür haben wir ein Foto von diesem schicken kleinen Vogelhaus mit Stromanschluss und digitalem Breitbandfernsehen.
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Wir sind in Lehde angelangt und glücklicherweise nicht abergläubisch - die Augen dieser Katze schienen Funken zu sprühen!

Und dann kommen wir in die Nähe von Lehde. Es ist halb acht, wir haben es geschafft, es ist ja von hier aus nicht mehr weit. Auch hier schwimmen wir die Ortsumgehung entlang, nur rechts von uns stehen ein paar Häuser. Nach dem letzten Haus, dem berühmten Kaupen Nr. 6 geht es bis zur Vereinigung von Südumfluter und Hauptspree zwischen dem Wald links und einer rechtsseitig gelegnen moorigen Wiese entlang, auf der auch ein paar Heureiter stehen. Und dann die Überraschung, eine kleine Herde Rehe grast auf dieser Wiese und das gar nicht weit von uns!

Ich paddle ganz langsam und leise, Evi hat den Fotoapparat in Bereitschaft. Erst als wir auf Höhe der kleinen Herde sind, sehen uns die Rehe. Offenbar stufen sie uns als nicht gefährlich ein, denn sie schauen nur aufmerksam herüber, grasen dann aber weiter. So nah haben wir sie heute noch nicht gesehen, Evi gelingen auch ein paar Fotos.

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Dann kurz nach Lehde die große Überraschung: Rehe - sehr nahe, aber sie flüchten trotzdem nicht!
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Beinahe in aller Ruhe kann Evi ein paar Aufnahmen machen, stand der Wind günstig für uns oder betrachten uns die Rehe als harmlos?
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Auf der nächsten Wiese beäugen uns die Rehe erst mißtrauisch...
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...um dann in Ruhe weiter zu äsen.

Nach der Aufregung mit den Rehen fahren wir um die letzte Biegung der Hauptspree und kommen an die Einmündung des Südumfluters und an die Lübbenauer Schleuse. Und wir stellen beide fest, dass etwas nicht stimmt. Der Salat heute Mittag lässt grüßen!

In Leipe etwa begann es, in Lehde wurde es immer stärker, wir haben beide Magenbeschwerden. Durch die Rehe noch einmal abgelenkt, wird das Problem jetzt dringlicher. Wir beeilen uns mit dem Schleusen und geben noch einmal alles, bis wir den Steg des Campingplatzes erreicht haben. Hier hieven wir blitzschnell das Boot aus dem Wasser, Evi schnappt sich den Seesack mit den Wertsachen und gemeinsam haben wir fast rennend nur ein Ziel – die Toilette.

Ein wenig später treffen wir uns am Boot wieder, jetzt wird alles in Ruhe eingepackt und zum Wohnwagen getragen. Dann machen wir es uns im Wohnwagen bequem, wir sind beide müde, die Runde war heute doch ziemlich groß. So gibt es Abendbrot, dann unterhalten wir uns noch ein wenig, rufen an und werden angerufen - Evi hat ja Geburtstag, machen einige Kreuzworträtsel. Aber dann sind wir so müde, dass Nachtruhe angesagt ist. Evi meint noch, das er schön war, der, wie wir ihn getauft haben, Tag der Rehe; der Tag, an dem sie Geburtstag hatte.


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Tag der Rehe
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