Aufbruch im Regen.
3.Urlaubstag - Dienstag, 15.08.2004

Es hat die ganze Nacht geregnet. Als wir um acht aus dem Zelt kriechen – ich muss wie so oft gleich mal eilig auf die Toli – ist alles um uns herum Wolken- und Regenverhangen. Allerdings regnet es im Moment nicht mehr, die Temperatur liegt bei 18° C, wie unsere Nokia Outdoor Handys übereinstimmend melden. Also, beginnen wir mit dem Frühstück.

Als wir gerade beim Kaffeetrinken sind, fängt der Regen wieder an. Am Himmel rundherum ist alles voller grauer, dichter Wolken, ein Ende des Regens ist nicht abzusehen. Das Ignorieren der Vorhersage hat also nichts genutzt. Wir sind ziemlich sauer. Wenn man unterwegs ist auf einer Tour und es beginnt zu regnen, dann ist das zwar schlecht, aber eben nicht zu ändern. Ein ganz anderes Ding ist es, im Regen aufzubrechen. Man startet gleich mit nassen Sachen…

Bild 1, 8:54 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Es gibt Kaffee zum Frühstück.
Bild 2, 8:55 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Noch bin ich fröhlich, das Frühstück schmeckt und bisher regnet es ja auch noch nicht.

Was nun? Evi ist erst einmal der Meinung, wir sollten nicht im Regen starten. Ich denke aber, es ist egal. Wenn es uns unterwegs trifft, kann man es ja auch nicht ändern. Und als Optimist bin ich der Meinung, dass es ja auch wieder nachlassen oder ganz aufhören könnte, auch wenn es jetzt nicht gerade danach aussieht. Aber, da wir unterschiedlicher Meinung sind, passiert im Wesentlichen erst einmal nichts. Wir warten. Evi wartet auf das Ende des Regens, Willi wartet auf Evi. Man kann es fast schon Streit nennen.

Aber gegen um zehn habe ich die Tatenlosigkeit satt, ich gehe duschen. Ich stelle dabei fest, dass es ganz gut funktioniert mit dem Einwurf von jeweils einer schwedischen Krone. So brauche ich eine fürs Einseifen, eine weitere fürs Abspülen.

Als ich zurückkomme, ist das Zelt leer, Evi ist weg. Sie hat sich mir angeschlossen und ist auch duschen gegangen. Als sie wieder zurück ist im Zelt, diskutieren wir noch einmal über das Für und Wider des sofortigen Aufbruchs. Ich denke, wenn wir noch länger warten, ist der Tag um. Und morgen soll es auch regnen, dann könnten wir ja gleich wieder heimfahren. Evi meint nun, wir sollten noch mal im Internet nach der Wetterprognose schauen.

Dort stellen wir fest, dass wetter.com und auch wetter.rtl.com für heute und morgen Regen melden, anschließend zwei bessere Tage und dann wieder zeitweise Regen für den Samstag und den Sonntag. Das Wetterradar zeigt, wie sich eine Wolkenbank über Schweden schiebt, danach ist es dann wolkenfrei. Wir sind zwar immer noch ein wenig unsicher, aber wir entscheiden uns dann doch für den sofortigen Aufbruch. Während wir in der Rezeption am Rechner sitzen, ist der Regen draußen mal stärker, dann wieder schwächer.

Wir reden auch noch mal mit Martin. Wir erzählen ihm, was wir vorhaben und welche Strecke wir paddeln wollen. Es ist ja wichtig, dass jemand weiß, wo wir uns befinden. Er fragt uns nach unserer Telefonnummer, Evi gibt ihm meine Handynummer. Im Gegenzug bekommen wir von ihm eine Visitenkarte vom Campingplatz, auf der alle wichtigen Nummern stehen. Er ist sozusagen im Notfall unsere Basisstation, unser Auto wird ja auch hier stehen bleiben. Es ist immer gut, wenn jemand über die Tourplanung Bescheid weiß und man im Notfall mit jemnden in Kontakt treten kann. Wir verabschieden uns von Martin und gehen unser Boot einpacken.

Es regnet immer noch, aber nun ist die Entscheidung gefallen. Es geht also jetzt los. Als erstes packen wir im Zelt alles zusammen, dann drehe ich das Boot um. Es wird abends im Normalfall mit dem Kiel nach oben gelagert. Durch die Persenning ist es weitestgehend dicht, so dass wir es dann über Nacht auch als Lagerstätte für all das nehmen, was nicht mit ins Zelt passt, wie z.B. der Bootswagen, das Angelzeug, die Paddel.

Leider hat das umgedrehte Liegen auch einen kleinen Nachteil – wenn es regnet. Dadurch, dass die Persenning seitlich über die Bootshaut überlappt und natürlich unten nicht ganz dicht schließt, läuft das Wasser am Boot herunter und unter die Persenning, die dann natürlich von innen nass ist. Als Gegenmaßnahme muss man die Persenning vor dem Umdrehen teilweise oder ganz lösen, dann gelangt die Nässe nicht erst ins Boot.

Auch in der letzten Nacht hat die Persenning etwas Wasser eingefangen. Ich löse sie, lasse das Wasser ablaufen und drehe anschließend das Ally um. Anschließend kommt es auf den Bootswagen und dieser wird verzurrt. Dann lade ich das Gepäck ein, heute ist das ziemlich schwierig. Zu Beginn einer Tour, beim ersten Einpacken lege ich normalerweise alles rund um das Boot. So habe ich schnell einen Überblick über Größe und Gewicht der einzelnen Stücke und kann ordentlich einpacken. Heute geht das aufgrund des Regens natürlich nicht, ich muss seriell alles Stück für Stück aus dem Zelt holen und intuitiv verstauen. Da wir aber nur bis zum Strand des Zeltplatzes hinunter fahren werden und dann sowieso alles noch mal umpacken, ist das nicht so schlimm.

Wir haben folgende Gepäckstücke mit: 2 Angelrucksäcke, 1 kleinen Koffer mit dem Filettier – Messerset, 2 Tonnen, in denen die „Küche“ samt Kocher verstaut ist, 1 großer roter Seesack mit Kleidung, 1 „Värmlands“ – Tüte mit Brot vom gestrigen Einkauf, 1 blauer großer Seesack mit den Schlafsäcken und den kleinen Kopfkissen, 1 großer grauer und sehr schwerer Seesack mit allen Nahrungsmitteln wie Tütensuppen, Wurstdosen, Käse, Honig, Marmelade usw., 1 gefüllter faltbarer Wasserkanister 5 l, ein leerer mit 8 l Volumen, 1 kleiner brauner Rucksack mit Technik und Navigationshilfen, also dem Solar-Ladegerät iSun, den Akkus und die Karten, 1 kleiner schwarzer Seesack mit einem Erste – Hilfe – Set, den Papieren und den Handys, 1 Campingdecke, die auf einer Seite gummiert und damit wasserundurchlässig ist, 2 aufgerollte Isomatten, bestehend aus einer Schaumstofflage und einer Alumatte, das Angelfutteral mit den vier Angelruten und dem Kescher, der demontierbare Bootswagen, die 4 Würmerdosen und das heute nasse Zelt in zwei Plastiktüten locker verpackt, normalerweise steckt es komprimiert in seinem Stoffbeutel.

Dazu kommt dann noch allerlei Kleinzeug, wie unsere Fuji-Kamera, der GPS–Empfänger, die „ Einsatz“ - Paddel und das Ersatzpaddel sowie ein kleiner, mäßig gefüllter Seesack mit der Regenkleidung. Als alles außer dem Zelt im Boot verstaut ist, legen wir auch dieses zusammen. Ich bin mit der Gepäckverteilung im Boot noch nicht so zufrieden, aber bis zum Strand hinunter wird es gehen. Immerhin kenne ich nun alle Gepäckstücke und kann schon beim nächsten Beladen die Packordnung etwas optimieren.

Bild 3, 12:50 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Lustig ist das Einpacken im Regen nicht.
Bild 4, 12:50 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Das Boot ist nun auch vorbereitet.
Bild 5, 12:50 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Wir packen alles ein, was aus Auto und Zelt mit muss.
Bild 6, 12:50 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Dort unten wollen wir nachher einsetzen.

Es regnet immer noch. Evi fährt das Auto auf den mit dem Chef Martin vereinbarten Parkplatz. Dann stehen wir am Kofferraum und überlegen noch einmal, ob wir alles Notwendige für die einwöchige Tour eingepackt haben. Evi hat Wechselsachen bereitgelegt, weil wir jetzt natürlich völlig durchnässt sind. Das Zelt ist schon eingepackt, also gehen wir auf die Toiletten und ziehen uns dort um. Wir haben nun beide folgendes an: ein T-Shirt, darüber ein dünner Pullover mit langen Ärmeln, darüber die Schwimmweste und über allem die Regenjacke. Außerdem haben wir unsere Zip - Hosen und jeweils eine dünne Regenhose darüber an. So sind wir gegen den Regen einigermaßen geschützt.

Bild 7, 13:11 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Alles drin, alles fertig, alles nass...
Bild 8, 13:11 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Unser RAV4 wird dort oben auf uns warten.
Bild 9, 13:11 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Evi ist nicht begeistert.
Bild 10, 13:11 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Überall Wasser auf der Persenning.
Bild 11, 13:31 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Evi reicht mir das Gepäck zu, ich packe es ein.

Wir schieben nun das Boot in Richtung Strand, zum Badestrand des Zeltplatzes, dort wollen wir einsetzen. Da es immer noch regnet, ist kaum ein Mensch zu sehen. Als wir unten sind, laden wir das Gepäck alles wieder aus. Da die Alukonstruktion des Bootes unter einem Anheben des mit dem schweren Gepäck beladenen Bootes leiden würde und dies auch für den Rücken des „Anhebers“ gefährlich wäre, packen wir die Sachen bei jedem Ein- und Aussetzen aus dem Boot aus. Anschließend setzen wir es je nachdem ins Wasser oder auf den Bootswagen und packen es wieder ein. Das dauert ein wenig länger, schont aber Mensch und Material.

Nachdem das Boot leer am Strand liegt, bauen wir den Bootswagen ab und demontieren ihn, man kann mit zwei Klicks die Räder abnehmen und ihn zusammenklappen. Wir schieben das Boot ins Wasser. Nun wird alles wieder eingepackt. Alle Gepäckstücke sind nun natürlich nass. Bei den wasserdichten Seesäcken und den Tonnen stört das natürlich nicht weiter, aber im Boot hat sich schon einiges Wasser angesammelt. Die Bodenmatte des Bootes und die Matten, auf denen unsere Knie ruhen, sind natürlich nun auch nass.

Da ich ja mittlerweile den Überblick über unser Gepäck habe, geht es beim Einpacken nun schon besser. Alles hat Platz und das Boot ist auch einigermaßen austariert. Die mittlere Luke wird verschlossen, dann steigt erst Evi ein. Wenn sie sitzt, folge ich nach. Da es immer noch regnet, haben wir die Schürzen auf die Persenning aufgezogen. Die Schürzen sehen aus wie ein Schlauch. Den oberen Teil zieht man bis fast unter die Achseln und dann die Regenjacke darüber. Der im unteren Teil eingenähte Gummi wird über den in den Luken eingearbeiteten Ring gezogen, so kann kein Wasser ins Boot kommen und nur der Oberkörper des Paddlers ist dem Regen ausgesetzt.

Soweit die Theorie. Da die Ringe der Persenning - Luken aber nicht komplett umnäht sind, sondern es an den Ansatzstellen kleine Lücken gibt, kann auf der Persenning angestautes Wasser in den Innenraum tropfen und trifft dabei natürlich die Füße des Paddlers. Aber wer Angst vor Wasser hat, der sollte erst gar nicht Paddeln gehen und es besser gleich mit einem Kreuzfahrtschiff versuchen.

Nun geht es endlich los. Wir paddeln auf Evis Wunsch in einiger Entfernung vom rechten Ufer des Sees, das ist das bewohnte Ufer an diesem See. Wir sehen typisch schwedische Häuser, man weiß oft nicht, ob es sich um Wochenend – Grundstücke handelt oder um feste Wohnsitze. Während wir so dahin gleiten und schauen, wir sind noch keine halbe Stunde unterwegs, wird der Regen immer dünner. Schließlich hört er ganz auf. Wenig später beginnt sogar die Sonne zu scheinen. In kurzer Zeit ist es so warm, dass Evi die Regenjacke auszieht und die Regenmütze absetzt. Ich tue es ihr gleich.

Bild 12, 13:45 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Endlich paddeln, endlich auf dem Wasser!
Bild 13, 13:45 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Wir paddeln am rechten Ufer des Sees entlang.
Bild 14, 14:19 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Gerade haben wir ein typisches schwedisches Wochenendgrundstück passiert.
Bild 15, 14:20 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Wir sind noch nicht lange unterwegs, da hört es auf zu regnen.
Bild 16, 14:41 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Ein Blick zurück, von da hinten kommen wir.
Bild 17, 14:42 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Der Zoom zeigt, es ist das große Wasa - Gebäude.
Bild 18, 14:42 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Vor uns liegt das nördliche Ende des Lersjöns. Der See verengt sich zu einem Kanal.
Bild 19, 15:08 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Evi hat mittlerweile deutlich bessere Laune.
Bild 20, 15:09 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Ein weiteres großes Wochenendhaus.
Bild 21, 15:19 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Ein automatischer Rasenmäher! Wir sind extra nah herangepaddelt, weil sich was bewegt hat.
Bild 22, 15:19 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Das elektronische Schaf ist wohl allein zu Haus. Hauptsache, es fährt nicht ins Wasser.
Bild 23, 15:09 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Wir sind am Ende des großen Lersjöns.

Nach einer Einengung und einem Stück engen Kanal gelangen wir in den zweiten, hinteren Teil des Sees. Dieser Teil ist viel kleiner. Hier passieren wir die erste größere Insel auf dem Lersjön. Evi würde am liebsten gleich hier bleiben. Aber das will ich nicht, wir sind ja gerade erst losgefahren. Also geht es nach einer kurzen Diskussion weiter. Wir paddeln bis zum Ende des Sees, jetzt sehen wir auch den Kanal, der laut Karte von hier bis nach Nordmark führen soll.

Die erste Einfahrt finden wir gleich. Aber dann gabelt sich das Ganze, wir müssen uns entscheiden. Die Karte ist an dieser Stelle auch keine richtige Hilfe, sie ist zu ungenau. Wir paddeln nach links in eine kleine Bucht hinein – Sackgasse. Hier geht es nicht weiter. Also zurück und die rechte Seite versuchen, und das ist die richtige Wahl. Wir paddeln eine Weile, dann kommen wir an eine Brücke, die mit einer Art Wehr kombiniert ist. Hier ist der Kanal für Paddler erst einmal zu Ende.

Bild 24, 15:53 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Der Kanal in Richtung Nordmark ist traumhaft.
Bild 25, 15:54 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
An einer Verbreiterung des Kanals steht mitten im Wald ein Wochenendhaus.
Bild 26, 16:02 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Der Kanal ist sehr schön.
Bild 27, 16:03 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Aber wir müssen nach dem Weg suchen.
Bild 28, 16:06 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Ein imposantes Häuschen, hier wohnen die Leute wohl dauerhaft. Es gibt auch eine Straßenanbindung.
Bild 29, 16:06 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Für uns ist hier allerdings Schluß.

Auf der rechten Seite des Kanals gibt es einen komfortablen Steg, aber ist ein Schild ”Privat” angebracht. Würden wir da aussetzen, müssten wir über das Grundstück der Leute. Also legen wir auf der linken Seite im Wald an, hier existiert so etwas wie eine kleine ”Natur-” Anlegestelle aus Steinen. Evi steigt aus, sie macht für gewöhnlich den ”Scout“ und erkundet den Weg, während ich die Aussetzstelle im GPS markiere.

Da kommt Evi auch schon zurück, wir sind richtig. Sie hat erkundet, wir müssen über eine Wiese zu einem Waldweg fahren. Auf diesem können wir dann mit dem Boot problemlos bis zur Straße vor fahren.

Wir laden das Gepäck aus. Dann schleppen es zu dem Weg, anschließend auch das nun fast leere Boot. Dort bauen wir es auf den Bootswagen und laden das Gepäck wieder ein. Los geht’s, den vorsichtig den Waldweg entlang und dann auf die Straße 246. Auf ihr wandern wir nun dem Ort Nordmark entgegen. Nach kurzer Zeit kommen wir an die Stelle, wo man in den parallel zur Straße verlaufenden Kanal wieder einsetzen könnte. Dann kann man laut Karte ungefähr 4 km paddeln und muss dann wieder auszusetzen. Angesichts des wenigen Wassers entscheiden wir uns, lieber auf der parallel verlaufenden Straße weiter zu wandern. Diese Entscheidung war goldrichtig. Wir sind noch nicht lange gewandert, da ist der Kanal nicht mehr schiffbar, auch nicht mit einem Ally.

Da die Strecke für unseren Bootswagen mit seinen Gleitlagern an den Plastikrädern ziemlich lang wird, schmieren wir etwas Angelrollen – Fett auf die Lager der Räder. In den Gleitlagern der Räder läuft Plaste auf Stahl, wir wollen die Reibung verringern, weil die dadurch sonst auftretende Wärme den Plastfelgen schadet.

Bild 30, 17:17 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
I'm walking... Wir ziehen das Boot hinter uns her, das ist bequem - so schafft man auch längere Strecken.
Bild 31, 17:17 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Es ist sehr sonnig und warm geworden.

Während wir mit dem Boot im Schlepptau auf das Dorf zu wandern, hören wir einen immer lauter werdenden Donner hinter uns. Vom südlich gelegenen Filipstad her nähert sich eine riesige Gewitterfront. Wir marschieren nun, was das Zeug hält und machen höchstens mal kurz Pause, um auf die Karte zu schauen. Der Ort Nordmark ist sehr lang gestreckt, aber auch dünn bebaut. Wir durchwandern ihn auf der Landstraße 246, dabei legen wir ungefähr sechs Kilometer zurück.

Auf unserem Marsch freuen wir uns noch einige Male über die Entscheidung, nicht extra in den Kanal einzusetzen. Wir können ihn immer wieder von der Straße aus sehen, an einigen Stellen wären wir nicht durchgekommen, da er kaum Wasser führt. So haben wir uns mindestens ein zusätzliches Aus- und Einladen erspart. Und mit dem Gewitter im Rücken haben wir es nun eilig.

Bild 32, 17:18 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Auf der Straße sind es elf Kilometer bis Filipstad.
Bild 33, 18:12 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Diese Gärtnerin ist immer fleißig.
Bild 34, 18:12 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Der Ort Nordmark erstreckt sich einige Kilometer an der Landstraße 246 entlang.
Bild 35, 18:16 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Sechs Kilometer sind wir auf dieser Straße unterwegs. Da vorn muß es igendwo rechts ab gehen.

Mitten im Ort biegen wir in zügigem Tempo in Richtung Sandsjön ab. Auf der Karte haben wir gesehen, dass wir die Hälfte der elf Kilometer bis zu diesem See in einem Kanal paddelnd zurücklegen werden. So wandern wir mit der Karte in der Hand durch Nordmark und suchen den Kanal, der mitten im Ort anfangen soll. Das Wetter wird immer drückender und schwüler, das Gewitter kommt näher.

Wir wandern die Hauptstraße Vasagatan entlang. Nach ungefähr drei Kilometern und einigen Kurven sind wir an dem Weg, der zum Kanal führt. Jetzt haben wir ungefähr noch einen Kilometer vor uns. Aber nun fängt es auch an zu regnen. Das Gewitter selbst ist glücklicherweise an uns vorbeigezogen, aber es donnert trotzdem und es regnet. Wir machen am Boot alles dicht und ziehen so schnell wie möglich die Regenjacken an. Dann wandern wir mit unserem Boot zügig weiter, weit kann es ja nun nicht mehr sein.

Bild 36, 18:32 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Hier biegen wir in Richtung Sandsjön ab.
Bild 37, 18:32 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Auch diese Straße zieht sich ganz schön.

Als wir um eine Wegbiegung kommen, nun schon im strömenden Regen, haben wir ein kleines Sägewerk vor uns. Rechts daneben beginnt der gesuchte Kanal. Und der Regen wird immer stärker, wir brauchen schnellstens eine Übernachtungsstelle, wo wir unser Zelt aufbauen können. Also lassen wir das Boot am Sägewerk unter einem Vordach stehen und wandern ein Stück am Kanal entlang, um einen Platz für unser Zelt zu suchen. Wir kundschaften den parallel zum Kanal verlaufenden Weg etwa dreihundert Meter weit aus, aber wir finden keinen geeigneten Platz.

Irgendwie wollen wir aber beide heute nicht mehr weiter. Evi schlägt vor, in dem Sägewerk um eine Übernachtungsstelle zu bitten. Dort stand ein Auto vor der Halle, also sollte auch jemand da sein. Neben der Halle, auf einer leeren Wiese, auf der sonst die Holzstämme gelagert werden, ließe es sich vorzüglich zelten. Der Boden ist eben und durch die vielen Holzspäne weich. Ich bin begeistert von der Idee, also gehen wir schnell zurück zu unserem Boot, das neben der Halle steht und auf unsere Rückkehr wartet. Während wir auf dem Rückweg sind, lässt der Regen nach und hört dann ganz auf. Das Gewitter hat uns nur gestreift.

Wir gehen am Boot vorbei zum Halleneingang und rufen laut in die dunkle Halle hinein: ”Hallo!” In der Halbdämmerung löst sich ein Schatten und bewegt sich auf uns zu. Erst als er an der Tür ist, können wir ihn erkennen. Es ist ein großer und kräftiger blonder Mann, vielleicht fünfzig Jahre alt. Er begrüßt uns und schaut uns fragend an. Auf meine Fragen hin: ”Sprechen Sie deutsch? Do you speak english?” Antwortet er mir ”english”. Ich erkläre ihm, dass wir für eine Nacht einen Platz für unser ”tent”, unser Zelt benötigen. Ich zeige zum Himmel und auf uns, wir sind total durchnässt vom Marsch im Gewitterregen. Ich sage ihm, dass wir mit dem Boot unterwegs sind und zeige mit der Hand in Richtung Holzplatz, wir gehen langsam von der Hallentür nach hinten, so dass wir das Boot und den fast leeren Holzplatz einsehen können.

Er fragt ”Where?” Ich zeige auf die hinterste Ecke des Platzes, bei den Bäumen und sage ”a little tent”. Er sagt: ”No smoke!” Wir beteuern, Nichtraucher zu sein und ich füge hinzu: ”No smoke, no fire!” Es ist ja verständlich, dass in einem Sägewerk Feuer die größte Gefahr darstellt, auch wenn es gerade regnet. Er meint: ”OK.“ Und geht wieder in die Halle zurück. Wir bedanken uns, wir haben das Gefühl: ”Glück gehabt!”

Also ist unsere Suche zu Ende, hier bauen wir auf. Ich hole die Plastiktüten mit dem Zelt aus dem Boot und wir bauen auf. Anschließend räumen wir einen Teil des Gepäcks ins Zelt. Während unseres Gespräches mit dem Mann hat der Regen ganz aufgehört. So kriegen wir das Gepäck ins Zelt, ohne dass es noch feuchter wird. Zum Abschluss machen wir das Boot wieder dicht, das Angelzeug und andere diverse Utensilien sind noch drin. Wir schleppen es neben das Zelt und drehen es um. Jetzt haben wir eine Behausung, unser Gepäck ist verstaut und wir sind erst einmal sicher vor dem Wetter.

Bild 38, 19:58 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Nun heißt es abwischen, ausräumen, aufbauen...
Bild 39, 19:58 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Die Halle des Sägewerks ist hinter uns.
Bild 40, 19:58 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Sonst lagern hier die Holzstämme.
Bild 41, 19:59 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Der Kanal führt zum Sandsjön.

Wir kriechen ins Zelt, wir haben Hunger. So gibt es gleich Abendbrot. Wir überlegen ein wenig, ob wir mit dem Gaskocher im Zelt etwas kochen. Doch dann einigen wir uns auf ein kaltes Abendbrot, wir wollen hier im Sägewerk auch nicht das kleinste Risiko eingehen. Da wir nun aber weder Tee noch Kaffee haben, gibt es Wasser mit Zitrone. Evi ißt einige Schnitten mit Sülzfleisch, ich bevorzuge Lyoner aus der Büchse.

Anschließend spendieren wir uns noch jeder ein winziges Gläschen Rum, unverdünnt. Draußen wird es langsam dunkel, ich schreibe unsere heutigen Erlebnisse auf. Evi unterstützt mich dabei. Als ich fertig bin, gehen wir noch mal pinkeln, anschließend rufen wir die Nachtruhe aus. Der Tag war anstrengend, wir sind heute 16,5 km vorangekommen, davon sind wir etwa neun Kilometer über Land gewandert. Dazu kommt, die Herfahrt von Deutschland steckt uns irgendwie immer noch in den Knochen.

Bild 42, 20:09 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Evi öffnet die Küche.
Bild 43, 20:09 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Zeit fürs Abendbrot, es ist warm, trocken und gemütlich im Zelt.
Bild 44, 20:10 Uhr - Tag 3, Dienstag, den 15.08.2006
Wir sind müde aber glücklich.

 2.Tag 
Aufbruch im Regen.
3.Urlaubstag - Dienstag, 15.08.2006
 4.Tag