Der Umtrage - Marathon.
6.Urlaubstag - Freitag, 18.8.2006

Heute früh nach dem Aufstehen machen wir vorsichtig das Zelt auf – keine Wolke am Himmel! Es ist nur über dem See ein wenig nebelig. Halb sieben hat heute der Wecker geklingelt, aufgestanden sind wir immerhin schon um sieben. Ich muss etwas mit dem Spaten spazieren gehen, die Bretterbude mit der Toilette ist ja durch die Wespen blockiert.

Während wir dann auf- und einräumen kocht schon das Wasser für den Frühstückskaffee. Ich bringe inzwischen das Angelzeug in Ordnung und mache es transportfertig, ich habe es gestern im Dunkeln ja nur schnell zusammengepackt. Evi räumt derweilen die Schlafutensilien zusammen. Dann frühstücken wir, die Sonne scheint und es ist ein großartiges Panorama um uns herum, wir fühlen uns so richtig wohl.

Bild 1, 7:21 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es schwebt ein wenig Nebel über dem Wasser.
Bild 2, 7:22 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Aber die Sonne heizt schon kräftig ein.
Bild 3, 7:22 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Ein Blick über den See zeigt Sonne pur.
Bild 4, 7:22 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Ich muss erst mal mit dem Spaten los.
Bild 5, 7:54 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Das Einpacken kann beginnen.

Wir sind nun voller Tatendrang, heute geht es weiter. Also packen wir gleich nach dem Frühstück alle unsere Sachen ein, schaffen zuerst das Boot hinunter zum Wasser, dann die ganzen anderen Gepäckstücke. Wir räumen alles ordentlich ein. Wo was hinkommt ist mittlerweile grundsätzlich klar. Bei jedem Packen geht es nun immer wieder darum, das Boot optimal auszutarieren. Außerdem sollte man alles so anzuordnen, dass man mit wenigen Handgriffen z.B. an die Küche kommt, um unterwegs auch mal was Warmes machen zu können. Um neun starten wir, das ist vorerst Rekord, so zeitig sind wir in diesem Urlaub noch nie losgekommen. Wir paddeln hinein in den Verbindungskanal, an dessen Eingang wir gezeltet haben, er soll uns in den nächsten See führen – in den Stensjön. Also los, wir wollen Meter machen.

Bild 6, 8:16 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der iSun lädt die Akkus, wir packen ein.
Bild 7, 8:40 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Evi legt das Zelt zusammen, heute ist es trocken.
Bild 8, 8:40 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die Sachen warten auf den Abtransport zum Ufer.
Bild 9, 8:40 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die Küche ist bereits verpackt.
Bild 10, 8:41 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Auch das Zelt ist eingetütet.
Bild 11, 8:41 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Das Wetter ist genial heute, es ist keine einzige Wolke am Himmel, wir können es kaum glauben.
Bild 12, 8:49 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Ich beginne damit, unser Boot einzupacken.
Bild 13, 9:11 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir legen ab, es war schön an der alten Hütte.

Auf dem Wasser dampft noch der Morgendunst, es ist herrlich, so in der Morgensonne zu starten. Wir beginnen gerade, ein wenig warm zu werden und haben nun etwa zweihundert Metern hinter uns – da heißt es: Denkste! Der schöne Kanal wird zu einem winzigen Wildbach, mit dem Boot gibt es hier kein Durchkommen. Das war ja eine kurze Etappe. Aber was solls, meckern gilt nicht! Es ist geniales Wetter, es geht uns gut, tragen wir also um.

Evi steigt aus und erkundet die Lage, ich setze die obligatorische Markierung im GPS. Sie kommt zurück und berichtet von einem Bretterweg, der durch das sumpfige Gelände bis zum Weg hoch führt. Sollte kein Problem sein, fahren wir halt ein Stück über Land.

Bild 14, 9:16 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Etwa genauso weit sind wir von der Hütte aus schon gefahren.
Bild 15, 9:39 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Nun heißt es: Landgang!

Also los, anlegen, alles wieder auspacken. Dann schleppen wir das Boot über den Bretterdamm zur Straße hoch. Das ist auch hier nicht ganz ungefährlich, weil die Planken teilweise nachgeben, die Bretter sich verzogen haben und es große Stöße gibt, über die man stolpern kann. Ein Stück des Weges steht außerdem schräg, hier kommt man stark ins Rutschen. Dazu kommt, dass wir aus Faulheit einiges Kleinzeug im Boot gelassen haben. Und das merkt man sehr, es ist fast doppelt so schwer als wenn es ganz leer ist.

Bild 16, 9:39 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
In der Karte ist das als Verbindung eingezeichnet.
Bild 17, 9:39 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Mit einem Boot kommt man hier aber nicht durch.
Bild 18, 9:39 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Ich baue den Bootswagen zusammen.

Aber wir schaffen den Bretterweg, wir bewegen uns vorsichtig und machen langsam. Dann holen wir das Gepäck, jeder muss dreimal gehen. Als wir alles oben haben, wird der Bootswagen fertig gemacht, ich hebe das Boot an und Evi platziert ihn an der richtigen Stelle unter dem Boot. Dann laden wir alles ein und los geht es, die Straße entlang. Der kleine Ärger, dass wir nach zweihundert Metern schon wieder umsetzen müssen und vor allem, dass es auf der Karte nicht erkennbar war, ist schon wieder verflogen. Das Wetter ist viel zu gut, die Natur um uns herum ist viel zu schön, als das man schlechte Laune haben könnte.

Nach einer Viertelstunde Fußmarsch kommen wir am Ufer des Stensjön an. Hier steht ein Haus, es ist keiner da. Aber es gibt einen Steg, nirgendwo steht, dass man ihn nicht benutzen darf. Na gut, es folgt die übliche Prozedur: Boot ausräumen, Bootswagen abbauen, Boot ins Wasser, Gepäck einräumen. Wir steigen ein, endlich können wir wieder paddeln!

Bild 19, 10:15 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Am Steg dieses Hauses konnten wir gut einsetzen.
Bild 20, 10:17 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Stensjön ist hier wie ein breiter Kanal.
Bild 21, 10:21 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir sehen hier auch unsere erste große Bieberburg.
Bild 22, 10:21 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Leider scheint niemand zu Hause zu sein.
Bild 23, 10:22 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es ist herrliches Paddelwetter und schön warm.
Bild 24, 10:29 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Nach dieser Einengung kommen wir in den Hauptsee.
Bild 25, 10:37 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Und so liegt er in der Sonne zauberhaft vor uns, der ziemlich große Stenjön.
Bild 26, 11:01 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir paddeln an seinem rechten Ufer entlang.
Bild 27, 11:01 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es gibt auch hier hübsche Inseln.
Bild 28, 11:11 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Hier macht eine große Libelle Wellen.
Bild 29, 11:34 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Laut Karte ist bei dieser Insel die Aussetzstelle.
Bild 30, 11:34 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Also paddeln wir zwischen Insel und Ufer.
Bild 31, 11:46 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die Karte hat Recht.

Allerdings ist der Stensjön nicht ganz so riesig, wir sind nur wenig länger als eine Stunde in der herrlichen Natur unterwegs. Dann heißt es wieder aussetzen und das Ally auf dem Weg hinter uns herziehen. Es ist die übliche Prozedur, die wir heute schon einmal hatten. Allerdings muss man auch sagen, da wir beim Paddeln im Boot knien, ist die Abwechslung von Zeit zu Zeit ganz angenehm, insbesondere für die Knie.

Bild 32, 11:46 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Gepäckstück für Gepäckstück wird sorgfältig wieder eingepackt, wir wollen den Bootswagen ja nicht überlasten.
Bild 33, 11:46 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Hier geht es nun weiter.
Bild 34, 12:23 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Neben uns sieht man den Björgtjärnen.

Wir wandern nun einen Waldweg entlang und unser Boot schlingert hinter uns her. Bei der gestrigen Routenplanung haben wir auf der Karte gesehen, dass der nächste See auf unserer Route, der Björgtjärnen, nicht allzu groß ist. Er ist vielleicht einen Kilometer lang und sehr schmal. Die Straße, auf der wir gerade entlang wandern, verläuft parallel zu ihm. Das Ein- und Aussetzen würde insgesamt etwa eine dreiviertel Stunde dauern, dazu kommt noch eine viertel Stunde Paddeln. Wir bräuchten also auf dem Wasser eine Stunde. Wenn wir aber einfach auf der Straße weiter marschieren, passieren wir ihn in höchstens einer viertel Stunde.

Bild 35, 12:23 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir machen eine kleine Trink- und Fotopause.

Und irgendwie haben wir auch keine Lust, schon wieder alles aus- und einzupacken. Also geht es kurz entschlossen auf dem festen, gut fahrbaren Waldweg weiter. Links von uns führt ein Weg ab bis zum Ufer des Sees hinunter, zur Einsatzstelle. Wir sind kurz vor der Abzweigung, als uns auf einmal ein Auto entgegen kommt, ein Kombi.

Darin sitzt eine Frau. Irgendwie scheint sie es eilig zu haben. Sie biegt in den kleinen Weg ein und fährt eine Wendeschleife. An ihrem Auto steht an der Seite groß „Office Organisation“. Nachdem sie hektisch gewendet hat, fährt sie in hohem Tempo davon, es ist ein für diesen Weg unpraktisch hohes Tempo. Wir schauen uns an, aber eine Erklärung haben wir dafür nicht. Wir sehen auch das Auto oder die Frau auf unserem weiteren Weg nicht wieder. Wer weiß…

Bild 36, 12:24 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Ein letzter Blick auf den Björgtjärnen.
Bild 37, 12:40 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Lahällälven - die Verbindung zwischen Björgtjärnen und Hyttsjön.

Wir marschieren nun weiter in der Sonne die Straße entlang, es geht uns so richtig gut. Dann, nachdem wir wie geplant in kurzer Zeit den kleinen Björgtjärnen passiert haben, kommen wir an die Einsetzstelle des darauf folgenden größeren Sees, es ist der Hyttsjön. Die beiden Seen sind durch den Lahällälven verbunden, schiffbar ist dieses Flüsschen auch nicht. Gut dass wir gleich auf der Straße geblieben sind. Direkt von der Straße aus geht es nun ein kleines Stück bis zum See hinunter, für uns kein Problem. Wir sind voll Tatendrang, also umpacken, „wassern“, einsteigen und los.

Bild 38, 12:41 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Hier beginnt der Hyttsjön.
Bild 39, 12:41 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Während ich nach der Einsetzstelle schaue, bleibt Evi beim Ally.
Bild 40, 12:41 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es wachsen allerhand Pflanzen hier.
Bild 41, 12:42 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
So verläuft der Weg weiter, wir biegen aber zum See ab.
Bild 42, 12:44 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Erwartungsvoll schauen wir auf den herrlichen, sonnenüberfluteten Hyttsjön.
Bild 43, 12:44 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Auch hier gibt es eine Markierung.
Bild 44, 12:44 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Lahällälven fließt in den Hyttsjön.
Bild 45, 12:44 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die nördliche Spitze des Sees ist von Steinen gesäumt.
Bild 46, 12:45 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es ist schon ein tolles Panorama.

Dieser See ist schon größer. Nach dem Marsch und bei dem herrlichen Wetter macht das Paddeln wieder sehr viel Spaß. Wir sind eine ganze Weile unterwegs und sehen viel. Gegen halb zwei kommen wir dann in Långban an. Der Ort liegt direkt am See, an seinem südlichen Ende. Die andere Seite des Ortes wird vom See Långban gebildet.

Bild 47, 13:12 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Dieser See ist eher lang gestreckt.
Bild 48, 13:12 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir halten uns auf der rechten Seite.
Bild 49, 13:32 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Am linken Ufer erkennen wir ein Wochenendhaus.
Bild 50, 13:32 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Rechts dagegen scheint ein Golfplatz zu liegen.
Bild 51, 13:32 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir nähern uns dem südlichen Ende des Hyttsjön, das aus zwei großen Buchten besteht.
Bild 52, 13:39 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Vor uns liegt der Ericsson-Gedenkstein, rechts an dem Haus der Freisitz einer Gaststätte.

Der Hyttsjön, auf dem wir noch schwimmen, wird hier immer schmaler. Wir paddeln an einer Gaststätte mit einem kleinen Freisitz vorbei. Es sitzen auch einige Leute auf den Bänken dort, einige schauen auch herüber. Wir überlegen, ob wir nicht auch anhalten sollen. Aber wir haben keinen Hunger, außerdem haben wir ja alles Nötige mit, warum also zusätzlich Geld ausgeben? Wir paddeln also weiter und als nächstes passieren wir einen Gedenkstein für John Ericsson, den genialen Erfinder und Brückenbauer.

Er wurde hier in Långban geboren. Sein Bruder Nils und er waren Techniker, heute würde man Ingenieur dazu sagen. Sie haben viele Erfindungen gemacht. John ging dann in die USA, baute für die Nordstaaten im Bürgerkrieg das Panzerschiff „Mobile“ und konstruierte noch viele andere Sachen. Sein Bruder, der in Schweden blieb, baute verschiedene Kanäle und kümmerte sich um die schwedische Eisenbahn. John wurde auf seinen eigenen Wunsch hin nach seinem Tod nach Schweden überführt und in Filipstad in einem eigens für ihn errichteten Mausoleum beigesetzt.

Nach der Gedenkstätte am rechten Ufer paddeln wir in eine Art Betonkanal hinein. Rechts davon steht eine alte Erzhütte. Obwohl uns das Ganze schon etwas komisch vorkommt, paddeln wir tapfer in der Betonrinne weiter. Auf der Karte sieht es ja so aus, als wenn es eine Verbindung zum nächsten See gibt.

Bild 53, 13:41 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
John Ericssons Gedenkstein.
Bild 54, 13:46 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Am rechten Ufer befindet sich eine alte Erzmühle.

Erst paddeln wir durch eine offen stehende Sperre mit drei Schotten hindurch, dann passieren wir eine Art Brücke - einen Fußgängerübergang. Er ist flach über uns, die Holzbretter sind mit Nägeln befestigt, deren Spitzen unten zu uns durchschauen. Indem wir uns vorbeugen und aufs Boot legen, passen wir gerade so darunter durch. Das kann ja eigentlich kein vorgesehener Paddelweg sein…

Und so ist es auch. Als wir um die nachfolgende Biegung kommen, sehen wir, dass der Kanal ein Stück weiter vorn an einer Wand endet. Schlecht. Er hat wohl seinerzeit der Hütte als Transportweg gedient, wir sind sozusagen bis zur Verladerampe vorgestossen. Es ist eine Sackgasse.

Besonders schlecht ist aber, dass der Betonkanal sehr schmal ist. Wir können also nicht drehen. Hm. Bleibt bloß, rückwärts zu paddeln. Jetzt wird es artistisch. Wir müssen halb auf der Persenning liegend, rückwärts paddelnd und steuernd, die vielleicht hundert Meter Strecke zurück. Und wenn man sich an der falschen Stelle aufrichtet, dann hat man einen Nagel im Kopf…

Bild 55, 13:48 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Trog ist nach der Biegung zu Ende.
Bild 56, 13:48 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir sind auf dem vorsichtigen Rückzug.
Bild 57, 13:49 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Aus den Brettern schauen unten die Nägel mehrere Zentimeter heraus.
Bild 57, 13:51 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Hier links ist der Aussetzplatz.

Dann ist das alles aber gar nicht so dramatisch, wie es im ersten Moment aussah. Also, Ruhe bewahren, wir nehmen uns Zeit und es geht schön langsam rückwärts. Das Boot ist gut steuerbar, es dauert nicht lange, und wir sind wieder draußen. Wir hatten keine Zeit, darauf zu achten, ob uns Einheimische beobachtet haben. Wenn ja, werden sie ihre helle Freude an uns gehabt haben.

Beleg 1, Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Unser Bon von der Pizzeria.

An der Einfahrt zum Betonkanal, die wir nun im Boot rückwärts schwimmend wieder erreichen, sehen wir auf der linken Seite nun auch die unscheinbare Aussetzstelle. Nun ist alles wieder wie gehabt. Da der See groß war und wir doch schon eine ganze Weile gepaddelt sind, ist die Abwechslung nicht unwillkommen. Wir packen das Gepäck auf die Wiese neben dem Kanal, stellen das Boot auf die Räder und packen ein. Dann orientieren wir uns kurz auf der Karte, wo sich unser nächstes Ziel, die Einsetzstelle in den See Långban befindet und welche Straße wir gehen müssen.

Eine kleine Brücke führt uns über den Kanal und an der Erzhütte vorbei. Wir durchwandern den kleinen, gepflegten Ort. Wir kommen auch an einer Art Ferienheim vorbei, in dessen Garten Kinder, kleine Mädels und Jungen spielen. Dann gibt es rechts den großen Komplex der Eisenerzgrube. Sie ist als Sehenswürdigkeit ausgebaut und man kann sie besuchen. Kurz darauf erreichen wir die Landstraße 26, die durch Långban führt. Hier gibt es auch eine Pizzeria. Hunger haben wir keinen, aber jede Menge Durst. Es ist ja glücklicherweise immer noch sehr warm und sonnig heute. Also parken wir unser Fünf – Meter – Gefährt ordnungsgemäß vor der Pizzeria ab.

Evi geht einkaufen, ich setze schnell eine Markierung im GPS und folge ihr dann. Sie ordert vier kleine Flaschen Zitronenwasser, vier Büchsen Bier und zwei Eis. Als ich hinzukomme, geht es gerade um die Bezahlung. Die Kommunikation läuft wie so oft in Englisch. Der Mann fragt vorsichtig, mit welcher Karte wir bezahlen wollen. Irgendwie wirken wir wohl in unserem Aufzug nicht sehr vertrauenswürdig. Als ich ihm erkläre, „We pay cash!“ und Evi einen schwedischen Fünfhundert-Kronen–Schein herausholt, ist er sehr erleichtert und strahlt über das ganze Gesicht. Ein wenig schmunzeln wir noch beim Hinausgehen, wir haben uns über seine Sorge um unsere Geschäftsfähigkeit schon ein wenig amüsiert.

Bild 59, 14:17 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Unser Ally parkt vor der Pizzeria.
Bild 60, 14:17 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es gibt auch einen kleinen Freisitz.
Bild 61, 14:47 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Blick vom Freisitz: links die Erzgrube, die Landstraße 26 und rechts geht es zum Långban hinunter.
Bild 62, 14:48 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir wandern los.

Nun, mit Getränken und Eis versehen, machen wir auf dem Freisitz des Hauses eine Pause. Zuerst gibt es das Eis. Die kleinen Mädels, die wir vorhin in der Ferienanlage beim Spielen gesehen haben, kommen zu zweit auf einem Fahrrad angefahren und queren die Fernverkehrsstraße. Sie haben eine eigenwillige Technik, die vordere lenkt und sitzt auf dem Sattel, die hintere auf dem Gepäckträger sorgt für den Vortrieb. Ein wenig wackelig ist diese Technik schon.

Wir sitzen noch eine Weile in der Sonne, genießen die Pause und jeder auch eine Büchse Bier. Dann wollen wir weiter. Der Blick auf die Karte zeigt uns, dass auch wir auf die andere Seite der Fernverkehrstraße müssen, den Mädels von vorhin hinterher. Dort liegt die Badestelle des Ortes, sicher war sie das Ziel der Beiden. Wir werden dort einsetzen. Der Weg sieht zwar mehr aus wie ein Trampelpfad und Evi ist misstrauisch, ob wir richtig sind, aber wir haben Glück. Und wir haben richtig vermutet, die beiden Mädels sind hier unten und baden.

Bild 63, 14:58 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Unsere Einsatzstelle in den Långban. Hier ist wohl der Badestrand des Ortes.
Bild 64, 14:59 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Weg zum Strand hinunter, wir waren gar nicht sicher, ob wir hier zum See kommen.
Bild 65, 14:59 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Gepäck raus, Gepäck wieder rein - Routine.

Wir wollen nun weiter, es folgen die heute schon mehrfach durchgeführten Handgriffe – Boot entladen, Bootswagen demontieren, Boot ins Wasser, alles wieder einpacken. Dann steigen wir ein, das geht hier an dem flachen Sandstrand besonders gut. Jetzt paddeln wir also auf dem riesigen Långban. Wir orientieren uns auf Evis Wunsch am rechten Ufer, wir paddeln ja möglichst gern in Reichweite der Ufer, man hat mehr Sicherheit und sieht einfach mehr. Und hier an diesem See gibt es einige Häuser auf Seegrundstücken es gibt also viel zu sehen.

Bild 66, 15:13 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Långban ist nach Norden zu noch viel größer, wir haben etwa in der Mitte des Sees eingesetzt.

Auf dem ersten Stück des Sees verläuft die von uns vorhin gerade passierte Fernverkehrsstraße 26 parallel zum See. Sie ist viel befahren, der Autolärm ist echt nervend – und das fällt uns schon nach nur einer Woche Ruhe so auf! Wenn man sich überlegt, was für einem Lärmpegel man zu Hause in der Stadt ständig ausgesetzt ist. Da kann man echt Angst kriegen, ob das gesund sein kann.

Nachdem wir diesen Abschnitt hinter uns haben und sich die Fernverkehrsstraße endlich vom See entfernt, erreichen wir einen auch in der Karte eingezeichneten Badestrand. Von weitem sehen wir auch zwei Menschen am Strand, aber als wir uns nähern, verschwinden sie.

Als wir weiterpaddeln, stehen dann am rechten Ufer in gewissen Abständen Häuser. Auf einem Grundstück wird gerade Rasen gemäht. Es ist ja auch Freitag, zumindest scheint uns das der Grund zu sein.

Bild 67, 15:13 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Es ist nun echtes Wohlfühlpaddeln in einer wundervollen Umgebung.
Bild 68, 15:15 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Auch Eddi darf heute mal schauen.
Bild 69, 15:45 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Der Långban ist riesig und zieht sich ewig hin.
Bild 70, 15:46 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die Straße 26 verläuft ein Stück parallel zum See.

Als wir uns dann dem Grundstück allerdings nähern, hört der Rasenmäher plötzlich auf. Während wir am Grundstück vorbei fahren, ist kein Mensch zu sehen. Aber als wir uns dann wieder ein wenig entfernt haben, fängt der Rasenmäher wieder an. Evi meint, ich solle das nicht persönlich nehmen. Ich bin eigentlich auch nicht empfindlich, aber zweimal kurz hintereinander scheinen wir die Leute verjagt zu haben! Es scheint ja wirklich kein Zufall zu sein - da wird einem ganz unwohl. Später stellen wir fest, dass wir mit diesem Gefühl nicht ganz Unrecht haben. Die Scheu vor Unbekannten gehört wohl irgendwie zum Lebensgefühl der mit einer geringen Bevölkerungsdichte in ihrem Land gesegneten Schweden.

Wir paddeln aber einfach weiter, obwohl ich zuerst den Impuls hatte, noch einmal zurück zu paddeln. Nur um zu beobachten, was dann passiert, ob der Rasenmäher vielleicht wieder verstummt. Aber das lassen wir lieber und so kommen wir an ein Grundstück, wo gerade eine Mutter und ihr jungendlicher Sohn im Ruderkahn ein kleines Stück auf den See hinausgepaddelt sind, um zu angeln.

Wenigstens diese Beiden flüchten nicht, als wir sie passieren. Im Gegenteil, sie grüßen uns freundlich. Aber sie hätten ja auch keine Chance gehabt, rechtzeitig zu flüchten. Nach dieser Begegnung sind es noch etwa schätzungsweise anderthalb Kilometer, dann haben wir es geschafft. Wir sind an der Aussetzstelle. Gleich am Ufer ist eine kleine Wiese, der Weg zur nächsten Aussetzstelle beginnt gleich hier am Ufer. Für die Autos gibt es eine Wendeschleife, an deren Rand sich ein Streifen Wiese befindet.

An der Einsatzstelle könnte man bequem angeln, wie mir mein erster Eindruck sagt. Auf der Wiese neben dem Weg könnte man zelten, ohne jemanden zu stören, gerade Grasfläche für das Zelt gibt es genug. Ein wenig stört uns, dass man hier direkt mit dem Auto anfahren kann. Es könnte ja sein, dass hier so einige vorbeikommen. Das sind die bedenklichen Aspekte. Aber wir könnten morgen das Boot gleich als Straßenfahrzeug packen und über den Weg zum nächsten See, dem Yngen ziehen. Bis dorthin sind es laut Karte gut 2,5 Kilometer, warum sollten wir wie heute vorher noch ein Stück paddeln und alles mehrfach umladen?

So diskutieren wir noch ein wenig, paddeln dann vorsichtshalber auch noch in die nächste Bucht. Einen guten Platz finden wir nicht. Wir neigen nun zu der Meinung, dass wir hier in der Gegend so wenige Paddler und andere Menschen gesehen haben, dass wir wohl kaum Besuch haben werden. Und selbst wenn jemand vorbei kommt, na und? Und zu guter Letzt haben wir heute auch schon einiges hinter uns, es könnte also auch ruhig Feierabend sein für heute. Es ist bereits halb sechs, jetzt einen Schlafplatz sicher zu haben wäre schon nicht schlecht.

Auch in der übernächsten Bucht gibt es nichts, was uns zufrieden stellen könnte oder sogar besser wäre als der Platz an der Aussetzstelle. Nach Abwägung des Für und Wider entscheiden wir uns, wir bleiben an der Aussetzstelle. Also paddeln wir dahin zurück, landen an und steigen aus. Anschließend geht alles wie immer sehr schnell. Wir packen das Boot aus, suchen die beste Stelle für das Zelt und stellen es auf. Dann tragen wir das Gepäck hin und räumen ein. Ich baue das Ally um, die Persenning wird abgebaut, alle momentan nicht benötigten Teile kommen mit ans oder ins Zelt.

Bild 71, 17:23 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Wir haben uns für die Aussetzstelle entschieden.
Bild 72, 17:23 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Evi räumt das Zelt ein.
Bild 73, 17:23 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Ich habe inzwischen das Boot vorbereitet.
Bild 74, 17:24 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Auch hier ist die Aussetzstelle gekennzeichnet.
Bild 75, 17:24 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die Sonne scheint immer noch und es ist sehr warm.
Bild 76, 17:28 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Morgen früh geht's gleich auf der Straße weiter.

So gegen achtzehn Uhr starten wir dann mit dem „Angel-Ally“ zum Blinkern und Wobblern. Wir haben die Positionen wie beim letzten Angeln aufgeteilt, Evi steuert und paddelt auf der hinteren Sitzbank, ich sitze vorn und angle. Wir sind mitterweile ein gutes Team, es klappt auch alles perfekt, aber wir fangen trotz der ganzen Mühe nichts.

Während wir bis neunzehn Uhr den See unsicher machen, sehen wir verschiedene andere Boote. Von einem Grundstück in der übernächsten Bucht, die wir vorhin auf der Anfahrt auch passiert haben, paddeln Urlauber zu der weit draußen liegenden Insel, um zu Angeln. Es sind auch Deutsche, wie wir ihrer Unterhaltung entnehmen können.

Dann kommt ein junger Mann mit einem Boot vorbei, welches mit einem kleineren Motor bestückt ist. Es ist sozusagen ein Wassermoped, der kleine Motorwinzling gibt hörbar alles. Der junge Mann zeigt offensichtlich seiner Begleiterin - einem jungen Mädel - den See, sie ist wohl seine Freundin. Sie fahren in Ufernähe diesen Teil des Sees ab und verschwinden dann wieder in der Ferne. Somit haben wir für schwedische Verhältnisse heute doch sehr viele Menschen gesehen. Ungefähr um sieben paddeln wir wieder zur Anlegestelle zurück.

Wir schleppen das Boot ans Ufer und legen es beim Zelt ab. So wird es neben uns die Nacht verbringen. Dann gehe mit dem Angelzeug ans Ufer, um die anderen Angeln auszuwerfen. Ich will es nun mit Schwimmern vom Ufer aus versuchen. Evi kocht inzwischen Abendbrot. Es gibt heute Nudeln mit Tomatensoße aus der Tüte. Es schmeckt sehr gut, durch das Paddeln und Wandern heute haben wir auch guten Hunger. Außerdem gab es ja zu Mittag auch nur ein Eis und eine Büchse Bier.

Bild 77, 21:02 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Auch hier erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Nachdem wir gegessen haben, setzt sich Evi mit zu mir an die Angelstelle. Schon während des Essens begann es, ein Biss auf einer mit Wurm bestückten Rute. Und kurz nach unserem Abendbrot ziehe ich dann auch einen kleinen Barsch an Land. Ich setze ihn in den Kescher, weil Evi sagt, zehn von denen sind auch eine Suppe. Ich fange bald darauf noch einen weiteren, der sich aber verletzt hat.

Bild 78, 21:06 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Solange ich noch etwas sehe, versuche ich, Fische zu fangen.

Bis zur Dämmerung angeln wir immer so weiter. Wir trinken die zwei Büchsen Bier, die noch aus der Pizzeria stammen. Ich fange auch noch einen kleinen Barsch, nun sind es schon drei Winzlinge. Als es ernsthaft beginnt, dunkel zu werden, packe ich dann zusammen. Die Barsche entlassen wir, infolge eines gemeinsam gefassten Beschlusses, aus dem Kescher. Es wäre wohl eh keine vernünftige Fischsuppe für zwei daraus geworden. Dann räumen wir all das ins Boot, was nicht mit ins Zelt wandert. Anschließend kommt die Persenning darauf und es wird dicht gemacht und umgedreht.

Bild 79, 21:07 Uhr - Tag 6, Freitag, den 18.08.2006
Die Abendstimmung ist wunderschön.

Wir kriechen dann auch gleich ins Zelt, irgendwie sind wir heute schon ganz schön müde. Ich schreibe, wir knabbern nebenbei ein paar Nüsse und wir unterhalten uns ab und an auch ein wenig. Plötzlich schleicht ein größeres Tier um unser Zelt herum. Wir hören es beide deutlich. Aber noch bevor ich mich dazu entschließe, draußen nachzuschauen, trollt es sich von selbst.

Die Uhr zeigt zweiundzwanzig Uhr an, als ich alle unsere heutigen Erlebnisse aufgeschrieben habe. Wir sind heute achtzehn Kilometer vorangekommen, davon etwa drei Kilometer über Land. Wir haben auch dreimal umgetragen. Derzeit sind draußen vierzehn Grad, sagt das Handy beim Stellen des Weckers. Und es ist so, wie es den ganzen Tag war, es regnet nicht. Wir sind nun endgültig müde. Gute Nacht – es ist Nachtruhe.

 5.Tag 
Der Umtrage - Marathon.
6.Urlaubstag - Freitag, 18.8.2006
 7.Tag