Auf dem Yngen.
7.Urlaubstag - Sonnabend, 19.8.2006

Bild 1, 8:13 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Was ist schöner als ein Bad im morgendlichen See?

Wir wachen gegen sieben Uhr dreißig auf. Zwar sind wir beide noch ein wenig müde, aber wir haben heute wieder Großes vor. Das Wetter ist sehr gut, die Sonne scheint, es ist draußen schon jetzt richtig warm. Also stehen wir zügig auf und ich gehe erst einmal ein Stück mit dem Spaten spazieren. Anschließend haben wir die Idee, zu Ehren des guten Wetters sollten wir die normale Hygiene mit Waschen und Zähneputzen heute mal um ein Vollbad erweitern. Wir haben vor der Reise extra biologische Seife besorgt, die unbedenklich ist und vollständig biologisch abgebaut wird. Schließlich nehmen auch wir unser Trinkwasser aus dem See und wir wollen, dass dies auch zukünftig möglich bleibt.

Bild 2, 8:34 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Das Kaffeewasser kocht bereits.

Während ich mich so in aller Ruhe um meinen Körper kümmere, hat Evi nichts Besseres zu tun, als dies mit der Fuji zu dokumentieren. Erst will ich mich ja revanchieren, als sie anschließend badet, aber dann beginne ich lieber mit dem Einpacken unseres Gepäcks. Als Evi dann vom Waschen zurück ist, setzt sie Kaffeewasser auf.

Es dauert nicht allzu lange, dann ist das Wasser heiß und der Instant-Kaffee fertig. Nun wird gefrühstückt. Wir sitzen gemütlich auf unseren Tonnen und genießen heute das erste Mal unser Fitness – Dauerbrot aus Deutschland, denn das süße schwedische Schwarzbrot ist leider alle. Als Beilage gibt es Käse - Scheibletten, zwischen dessen einzelnen Scheiben keine Folie lag und der deshalb zusammengepappt ist. Wir schneiden uns einfach für quer Scheiben ab, so geht es auch. Auch Marmelade, Honig und Pilzpaste sind im Angebot. So lässt es sich leben.

Bild 3, 8:35 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Auf dem See sind die ersten Angler unterwegs.
Bild 4, 8:35 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Evi holt schon die Frühstücksachen heraus.
Bild 5, 8:36 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Heute frühstücken wir draußen.
Bild 6, 9:02 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
So macht das Leben Spaß.
Bild 7, 9:12 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der iSun lädt die Akkus für die Fuji. Beim Paddeln liegt er auf der Persenning.

Nachdem wir satt sind, packen wir den Rest des Gepäcks ein. Dabei stelle ich fest, dass bei unserem Bootswagen von Zölzer die Räder innen am Gestell schleifen, wahrscheinlich schon etwas länger. So geht das natürlich nicht weiter, da der Gummi der Reifen sonst bald durchgeschliffen ist. Schon jetzt sind an den Rädern deutliche Spuren zu sehen, am Alugestänge sind richtige Riefen eingeschliffen. Die Scheiben, die den Abstand der Räder zum Gestell bestimmen, sind abgenutzt. Hm, was nun?

Neue oder zusätzliche Scheiben habe ich nicht. Einfach auf Verschleiß weiter fahren und warten, dass ein Reifen platzt, das gefällt mir auch nicht. Wie können wir das Gestell mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln reparieren?

Es muss irgendwas Stabiles zwischen den Scheiben und dem Gestell eingefügt werden. Es darf aber auch nicht zu breit sein, denn dann kann man die Räder von außen nicht mehr arretieren und sie rutschen von der Achse. Ich gehe in Gedanken unsere Ausrüstung durch, was man verwenden könnte. Der Abstandhalter wird zwischen der Scheibe und dem Gestell nur statisch auf Druck belastet, das Rad selber schleift an der Scheibe. Der Abstandhalter muss also nur etwas Druck aushalten können.

Dann fällt mir ein, dass wir für alle möglichen Zwecke Reste einer alten roten Wäscheleine mithaben. Sie hat als Kern einen geflochtenen Stahldraht, der dem Druck ausreichend widerstehen könnte. Ich hole die Leine und teste den Abstand, indem ich sie zwischen Scheibe und Gestell halte und versuche, das Rad zu arretieren. Es geht, die Leine ist nicht zu dick. Und das Rad kommt so auch nicht mehr ans Gestell.

Bild 8, 9:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Deutlich sieht man die Schleifspuren am Rad.
Bild 9, 9:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Das hätten die Reifen nicht allzu lange mitgemacht.
Bild 10, 9:43 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Auch am Alugestell sind die Schleifspuren zu sehen.
Bild 11, 9:43 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die improvisierten Abstandshalter lösen das Problem.

Na gut, also lege ich auf beiden Seiten die Leine ein und verknote sie doppelt. Jetzt haben die Scheiben und damit auch die Räder den gewünschten Abstand. Ob die Knoten halten, werden wir sehen. Ich mache auch gleich noch ein paar Fotos von der Geschichte. Ich will Zölzer meine Erfahrungen mit dem Bootswagen zukommen lassen und Verbesserungsvorschläge machen. Da ich einmal dabei bin, fotografiere ich auch die Bootsauflage. Sie wäre bei einem Festkanadier sicher ausreichend. Aber bei einem Boot mit Alugerippe, das mit einer Glasfasermatte bespannt ist, erfüllt das Gestänge die Anforderungen eher nicht.

Bild 12, 9:44 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Das Angelzeug liegt schon bereit.
Bild 13, 9:44 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Bastelei am Bootswagen hat uns aufgehalten.
Bild 14, 9:52 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Bänder sind vernietet, eine Niete ist voriges Jahr bei einer ruckartigen Belastung ausgerissen.
Bild 15, 9:52 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
So hat Evi das Band vernäht, die Belastbarkeit der Verspannung ist damit deutlich höher.
Bild 16, 9:57 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der Wagen ist nicht speziell für Faltkanus gebaut.
Bild 17, 9:58 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Das Boot liegt auf dem Träger nicht optimal auf.
Bild 18, 9:58 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Ich versuche immer, die Alustangen zu treffen.
Bild 19, 10:08 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Aber der Bootswagen ist zu schmal.
Bild 20, 10:08 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Ist das Gepäck eingeladen, sieht man das Problem.
Bild 21, 10:09 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Bespannung wird stark beansprucht.

Nach den kleinen technischen Verzögerungen ist das Zelt verstaut, das Boot fahrfertig gepackt und wir können starten. Es geht immer gerade aus den Waldweg entlang, eine richtige Straße ist es ja nicht. Nach der ersten Kurve liegt ein endlos gerader, von Bäumen und Wiesen umgebener Weg vor uns.

Bild 22, 10:09 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Alles ist eingepackt, wir sind abmarschbereit.
Bild 23, 10:20 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der Stamm weckt unser Interesse.
Bild 24, 10:20 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die ihn umgebenden Gräser gefallen Evi sehr gut.
Bild 25, 10:21 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Fäden wirken wie Wolle.
Bild 26, 10:21 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Ein letzter Blick zurück zum Långban.
Bild 27, 10:22 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Es geht endlos geradeaus.
Bild 28, 10:23 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Willi als Zugpferd - ich will auch mal auf ein Bild...

Nach einem Kilometer kommt eine Kurve und dann geht es wieder geradeaus. Auf dem Weg vor uns erkennen wir eine Bremsspur. Sie deutet auf ein vierrädriges Fahrzeug hin, wahrscheinlich war der Verursacher so ein motorradähnliches Geländemobil – ein Quad.

Es hat eine Vollbremsung gemacht und ist anschließend rückwärts gefahren, ohne zu wenden. Die Spuren führen knapp einhundert Meter zurück, hier biegen sie in die Einfahrt eines Grundstücks ab, auf dem ein Haus steht. Man sieht, dass das Fahrzeug beim Auffahren auf die Straße ziemlich zügig fuhr und beim Rückwärtsfahren halb durch den Graben an der Straßenseite gefahren ist.

Hm, wir wissen nun, das von dem nicht einsehbaren Grundstück ein Geländemobil geschossen kam, knapp hundert Meter mit doch hoher Geschwindigkeit fuhr, eine Vollbremsung hinlegte und anschließend rückwärts wieder bis zum Grundstück rollte, aber auch nicht eben langsam. Es muss schon ein wenig her sein, sonst hätten wir etwas gehört. Die Spuren sind aber auch relativ frisch. Hm. Am Haus fällt uns nichts Besonderes auf, soweit wir das Grundstück einsehen können. Wir können die Vorgänge hier nicht deuten, aber sie liegen schon eine kleine Weile zurück. Was soll’s, wandern wir weiter.

Nach einem weiteren Kilometer kommen wir an die Fernverkehrsstraße 63, hier fahren die Autos etwa neunzig Kilometer pro Stunde. Wir sind an einer Stelle auf die Straße gestoßen, wo sie eine weite Kurve macht. Ein ausgiebiges Kartenstudium ergibt, wir müssen über sie hinweg und auf der anderen Seite über einen Waldweg zum nächsten See, zum riesigen Yngen gelangen.

Bild 29, 11:07 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Wie geht es jetzt weiter?

Ein ganzes Stück nach rechts weg sieht man auf der anderen Seite einen Feldweg abzweigen. Und auch auf der linken Seite scheint da unten so etwas wie eine Kreuzung zu sein. Unsere Karte mit dem Maßstab 1:100.000 gibt an dieser Stelle keine ausreichende Auskunft, sie ist zu ungenau. Es sieht zwar so aus, als wenn der Strich, der für die Route eingezeichnet ist, nach links geht, aber das ist eher eine Vermutung.

Ich möchte nur so lange wie unbedingt nötig mit unserem Boot auf der Schnellstraße verweilen, auf der die Autos und Laster mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbeifahren. Deshalb entscheide ich mich, den Scout zu machen und allein den Weg zu erkunden. Evi wartet derweil hier beim Boot.

Da auf der Karte der Weg eher nach links zu verlaufen scheint, wähle ich diese Seite. Ich wandere zügig am Straßenrand entlang. Viel Randstreifen ist nicht vorhanden. Wenn Laster an mir vorbeifahren, die gerade Gegenverkehr haben, wird es schon eng. Besonders die großen Holzlaster sind beeindruckend. Gut, dass zwischen den einzelnen Fahrzeugen auch Pausen sind.

Nach vielleicht zweihundert Metern komme ich an die kleine Kreuzung. Auf meiner Seite geht ein Weg in den Wald, der ähnlich dem ist, auf dem wir gekommen sind. Er verläuft auch parallel zu diesem. Auf der anderen Seite geht der Weg weiter, ein Schild weist aus, das er nach Stuga führt. Ich überquere die Straße 63. Durch die Bäume kann man weiter unten Wasser ahnen.

Nachdem ich mich auf dem Waldweg etwa fünfzig Meter von der Fernverkehrsstraße entfernt habe, geht ein kleinerer Weg nach rechts ab. Der breite Weg macht ab hier einen Bogen nach links, also eher vom Wasser weg. Deshalb gehe ich nach rechts, wir suchen ja den See. Nach weiteren hundert Metern komme ich an eine Kurve mit neunzig Grad nach links, es geht ein kleines Stück steil bergab und unten steht eine Hütte.

Bild 30, 11:15 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Zeit ist Geld.

Ich laufe in diese Richtung bergab und Bingo – neben der Hütte ist ein Steg, ich bin am See. Es ist augenscheinlich niemand zu Hause. Einige Sachen liegen herum, auf dem Steg liegen halb zerfallene Stühle. Es sieht aus, als hätte hier jemand gearbeitet. Dann ist er mittendrin weggerufen worden, aber über längere Zeit nicht zurückgekommen. Neben der Hütte liegt noch ein dicker Pinsel, ein Teil der Wand ist neu gestrichen. Neben dem Steg gibt es eine Art Drahtkescher zur Haltung gefangener Fische, in dem ein toter Barsch schwimmt. Na gut, wir wollen ja bloß ins Wasser einsetzen; das wird uns der nicht anwesende Eigentümer sicher nicht übel nehmen.

Ich mache mich also auf den Rückweg. Da ich doch eine Weile gebraucht habe und es Evi sicher schon langweilig geworden ist, beginne ich zu laufen, sobald ich die Straße erreicht habe. Dadurch bin ich schnell wieder beim Boot und Evi kann meinen Eifer bewundern. Nachdem ich berichtet habe, dass wir dort unten gut einsetzen können, marschieren wir auch gleich los. Und wir haben Glück, dass nicht so viele Autos kommen, während wir auf der Schnellstraße unterwegs sind. Noch besser ist, dass die wenigen keinen Gegenverkehr haben, wenn sie uns passieren.

Bild 31, 11:16 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Ich habe den Zugang zum Yngen gefunden.

Als wir von der Straße auf den Weg nach Stuga abbiegen, atmen wir auf. Nun noch rechts und wieder links, ein wenig bergab und wir sind an der Hütte. Hier laden wir das Boot aus und lassen es zu Wasser, dann wird es auch gleich wieder beladen. Nicht dass ausgerechnet jetzt der Besitzer kommt. Als wir dann zur Abfahrt bereit sind, nehme ich mir den Moment Zeit, durch die halb von einer Gardine bedeckten Fenster der Hütte zu schauen.

Die Hütte hat nur einen Raum, rechts hinten steht ein altes Stahlgestell eines Bettes mit einer zerlöcherten Decke als Bettlaken, auf dem augenscheinlich auch einmal jemand gelegen hat. Auf dem Fußboden liegen ein paar leere Büchsen Bier wild durcheinander, darüber türmt sich aller möglicher Hausrat und Werkzeug. So wie es jetzt in der Hütte aussieht, kommt man nur schwer an das Bett heran. Es hat offensichtlich jemand alles was auf dem Grundstück lag eilig die Hütte geworfen und ist verschwunden.

Na gut, es geht weiter. Wir klettern ins Boot, Evi zuerst, dann ich. Endlich wieder im Boot, endlich wieder auf dem Wasser! Nun paddeln wir also auf dem riesigen Yngen, den wir schon auf der Karte bewundert haben. Vorerst befinden wir uns allerdings in einer seiner Buchten, die so groß sind, dass sie einen eigenen Namen haben. Diese Bucht heißt Lerviken. Beim Anmarsch zum See haben wir beim Abbiegen auf den Waldweg Schilder gesehen, die darauf hinweisen, dass dies ein Trinkwasserschutzgebiet ist. Und das Wasser, auf dem wir schwimmen, ist wirklich sehr klar und sauber, auch die in den letzten Seen durch den hohen Eisengehalt verursachte Braunfärbung gibt es hier nicht.

Nach etwa einem Kilometer auf dem Yngen kommen wir unter einer Stromleitung hindurch. Am Ufer stehen Schilder, auf denen der minimale Abstand der Leitungen zur Wasseroberfläche angegeben ist. Wir sind jetzt schon im nächsten Abschnitt der Bucht mit dem Namen Björnviken. Nach einem weiteren Kilometer haben wir diese riesige Bucht dann geschafft. Wir haben nun den Hauptsee vor uns. Der Yngen ist so riesig, dass wir das andere Ufer nicht sehen können. Es ist eine scheinbar endlose Wasserfläche. Wir sind sehr beeindruckt.

Bild 32, 11:54 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die etwas mysteriöse, unaufgeräumte Hütte.
Bild 33, 11:55 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Diese Bucht heißt Lerviken.
Bild 34, 12:07 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Jetzt sind wir schon im Björnviken.

Die Sonne versteckt sich zeitweise hinter den riesigen Wolken, manchmal scheint sie nur schwach hindurch. Dann frischt jedes Mal der Wind ziemlich auf. Sonst ist das kein Problem, aber bei einem fünfzehn Kilometer langen See, bei dem der Wind in Längsrichtung bläst… Wir wollen deshalb auch einigermaßen in Ufernähe bleiben. Wie geht es nun weiter auf dem Yngen?

In der Bucht rechts von uns, die fast parallel zu der gerade von uns befahrenen verläuft, muss sich laut Karte am Ende ein Zeltplatz befinden. Evi hatte schon überlegt, ob wir nicht dort Quartier aufschlagen und übernachten sollten. Wir überlegen eine Weile, aber dann würde die heutige Etappe sehr kurz, die morgige dagegen sehr lang werden. Außerdem müssten wir für die Übernachtung bezahlen. Ich schlage vor, trotzdem bis zum Zeltplatz zu paddeln. Es ist kein großer Umweg, wir machen bloß einen Abstecher bis zum Ende der Bucht und müssen nicht allzu weit zurück paddeln. Evi ist einverstanden, also biegen wir nach rechts ab, in die riesige Bucht hinein, die auf der Karte den Namen Sandviken trägt.

Bild 35, 12:31 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Hier geht der Seitenarm Björnviken in den Yngen über.
Bild 36, 12:31 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Es ist ein absolut grandioses Panorama.
Bild 37, 12:43 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Wir halten uns rechts, wir wollen zum Zeltplatz bei Sandvik.
Bild 38, 12:43 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der ferne Turm dürfte zu Persberg gehören.

Und wir kriegen sofort leichte Probleme. Die weite Wasserfläche des Yngen ist jetzt hinter uns und die Bucht liegt so, dass die Wellen vom Yngen in die Bucht hinein rollen und der Wind in unseren Rücken bläst.

Dadurch sind wir zwar schön schnell, aber leider kommen Wind und Wellen im spitzen Winkel von hinten. Und das hat eine schlingernde Bootsbewegung zur Folge, die schon ein wenig unangenehm ist, besonders für Evi in der Spitze des Bootes. Meist sind die Wellen nur so etwa fünfundzwanzig Zentimeter hoch, wenn aber die Sonne kurz ganz verschwindet, werden sie sofort merklich stärker. Aber uns kann nur eins wirklich weiterhelfen - fleißig paddeln. Je tiefer wir in die Bucht hinein kommen, desto so windgeschützter wird es auch wieder. Die Wellen überholen uns allerdings weiterhin.

Dann kommen wir wieder an die Stromleitung. Auf der Karte sieht man, dass sich die Bucht, in der wir jetzt sind, nach links weit öffnet. Das Ufer links von uns gehört zu einer großen Insel. Und man kann den Verlauf der Stromleitung verfolgen. Sie kommt vom anderen, weiter hinten liegenden linken Ufer der Bucht und führt über mehrere Inseln, auf denen Masten stehen. Sie geht über unseren jetzigen Standort hinweg und passiert nach der Landzunge rechts von uns die Bucht, in der wir vorhin waren. Dann entfernt sie sich wieder vom See.

Auch in dieser Bucht stehen die großen Warnschilder, auf denen die Leitungshöhe angegeben ist. Sechs Meter, das klingt vielleicht hoch, aber wenn man eine vier Meter lange Angelrute hat und über Kopf auswirft… Nachdem wir unter den Leitungen hindurch sind, paddeln wir an einem größeren motorisierten Angelboot vorbei, auf dem sich ein älteres Paar befindet. Sie packen gerade ihre Angeln ein und fahren dann aus der Bucht in Richtung des großen Yngen – Sees. Nun richtet sich unsere Aufmerksamkeit von dem verschwindenden Boot auf das Ende der Bucht, wo der Zeltplatz liegen soll.

Bild 39, 12:59 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Am Ende der Bucht liegt der Zeltplatz.
Bild 40, 12:59 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Es gibt auch eine Badestelle.

Wir kommen dem Ufer immer näher, wir können nun schon Einzelheiten erkennen. Es gibt einen Strand mit Holzbänken und Tischen, Liegewiesen und eine Zufahrt. Hinter Büschen verborgen liegt der Zeltplatz, man kann nicht viel sehen. Außerdem verläuft auch die Wiese im Bogen nach links. Am Strand steht ein älterer Mann, aber - er ist nackt!

Vielleicht ist er gerade beim Umziehen? Nein, er scheint auf jemanden zu warten. Bei unserer Annäherung ist er langsam hinter die Büsche geschlendert. Auf der rechten Seite der Bucht, ganz an ihrem Ende entdecken wir auf der Liegewiese einen Mann und eine Frau, die auf einer Decke liegen - gleichfalls nackt. Uns schwant etwas, schon.

Nun sind wir jedoch schon so nah am Strand, dass wir auch anlegen. Es ist ein schöner Sandstrand. Ein paar größere Steine liegen am Uferrand, auf denen man auch sitzen kann. Wir holen die Tonne mit dem Esszeug und unseren „Verpflegungssack“ heraus, wir wollen eine kleine Mittagspause machen.

Das letzte Foto von diesem Zeltplatz entstand aus größerer Entfernung. Nachdem ich die ersten Nackten gesehen hatte, hat Evi die Kamera sicherheitshalber weggepackt. So gehen wir allen möglichen Diskussionen aus dem Weg. Der nackte Mann schlendert nun am Strand umher. Als er sieht, wie wir unser Essen auspacken, spricht er uns auf Schwedisch an. Wir sollen mit zu ihm an den Tisch kommen und dort essen. Wir lehnen ab, wir wollen ja auch gleich weiter. Dann kommen vier ältere Frauen vom Zeltplatz, auf die er offensichtlich gewartet hat. Auch sie haben nichts an. Grüßend wandern sie völlig unbeeindruckt an uns vorbei ins Wasser, alle gehen baden. Jetzt ist es endgültig klar, es ist ein FKK – Zeltplatz.

Wir haben kein Problem damit, die Schweden scheint unsere Anwesenheit auch nicht zu stören. Fotografieren verbietet sich natürlich von selbst. Es kommt nun auch noch ein jüngeres Paar an den Strand, diese beiden sind aber bekleidet. Ob sie gerade angekommen sind, oder ob hier gemischt gezeltet wird – als Nudisten und angezogen - wir wissen es nicht. Wir machen einfach das, was wir sowieso vorhatten, wir machen Mittag. Jeder isst eine Scheibe Brot, dazu gibt es einige Mini-Knacker.

Nach einer Viertelstunde, inzwischen ist noch ein weiteres älteres Ehepaar im Adamskostüm erschienen und an uns vorbei in den See gewatet, besteigen wir unser Boot wieder und paddeln los. Jetzt halten wir uns auf der rechten Seite der Bucht, wir wollen zwischen der Insel und dem Ufer des Sees hindurch paddeln und uns dann weiter parallel zum rechten Ufer des Yngen halten. Der Vorteil dieser Strecke ist, dass uns die Inseln Wind- und Wellenschutz geben.

Bild 41, 13:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Wir wollen zwischen der Insel rechts und dem Ufer entlangpaddeln. Der Yngen ist riesig.
Bild 42, 13:55 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Es ist ein uraltes Haus da am Ufer.

Und es funktioniert, es paddelt sich wie geplant ganz gut im Schutz der Inseln. Die kleine Bucht im Schutz der Insel heißt Gärviken. Dann kommen wir ans Ende der Insel, direkt gegenüber ist eine Landzunge. Als wir diese erreichen, sehen wir, das sich von hier ab eine neue große Bucht nach rechts erstreckt, sie heißt auf der Karte Skösselviken. Sie ist mindestens anderthalb Kiloeter tief. Mitten in der Öffnung der Bucht zum Yngen hin gibt es auch noch zwei Inseln, eine große und eine kleine. Wir diskutieren ein wenig, aber dann beschließen wir, die Bucht im Schutz der Inseln zu queren.

Nachdem wir den Schutz der Insel Algön verlassen haben, bekommen wir nun aber auch die inzwischen noch stärker gewordenen Wellen des Yngen wieder direkt ab. Und da wir die Bucht queren, erwischen sie uns nun auch noch voll seitlich, in einem Winkel von etwa neunzig Grad. War bei den Wellen von hinten höchstens das Geschaukel unangenehm, so sind die seitlichen Wellen nun schon richtig gefährlich. Ein paar Mal, wenn uns eine besonders hohe Welle überrollt, die ab und zu auch kleine Schaumkämme haben, spritzt und läuft das Wasser über die Persenning. Das Steuern wird für mich zunehmend schwerer, ich brauche fast die ganze Kraft zum Halten des Kurses, zum Vortrieb kann ich nur noch wenig beitragen. All das zwingt mich, die kürzeste Linie zu verlassen und einen spitzen Winkel zu den Wellen zu suchen, auch wenn die Strecke bis zum anderen Ufer dadurch ein wenig länger wird.

Wir sind aber trotzdem schnell. Das liegt einerseits an Evis erhöhtem Einsatz, andererseits aber auch am Wind, der uns nun von schräg hinten trifft. Nachdem einige größere Schwapp Wasser über die Persenning gerauscht sind, beginne ich ein wenig mehr zu „kreuzen“. Wir sind uns nun einig, erst auf die Insel zuzufahren und dann nur den Rest übers offene Wasser zu machen. So fahren wir ab nun in einem viel spitzeren Winkel zu den Wellen, den Bug haben wir in den Wind gedreht. Jetzt haben wir schräg von vorn Gegenwind. Das Steuern wird ein wenig leichter und wir reiten die Wellen in einem anderen Winkel ab. So gelangen wir entgegen der ursprünglichen Route erst einmal zu den Inseln vor der Bucht, in deren Windschatten drehen wir in Richtung Bucht und haben nun wieder mehr Rückenwind. So vermeiden wir auf der ganzen Strecke seitliche Wellen, dafür wird der Weg aber deutlich länger, etwa um den Faktor zwei.

Die Situation war allerdings nicht gefährlich, auch wenn es hier vielleicht ein wenig so klingt. Durch die dichte Persenning kommt kein Wasser ins Boot. Wären wir beigedreht und hätten die Bucht abgefahren, hätten wir auf dem Hinweg die Wellen unkritisch von hinten oder dann später auf der anderen Seite der Bucht direkt vorn gehabt – bei allerdings sehr deutlich längerem Weg.

Wir waren in einer Bucht, es sind also rundum Ufer. Sollte wirklich etwas Ernsthaftes passieren, so wären wir in die Bucht hineingetrieben. Wir haben zwar teilweise dichte Wolken, aber das Wetter ist stabil, Sturm oder Gewitter ist nicht zu erwarten. Zusätzlich haben wir die Schwimmwesten an, damit würden wir im Notfall als gute Schwimmer im nicht allzu kalten Wasser sicher das Ufer erreichen.

Trotzdem muss man es einmal erlebt haben, dass bei eigentlich nicht übermäßig starkem Wind die eigenen Kräfte kaum ausreichen, um den Kurs zu halten. Wenn man sich nun die Unbekümmertheit manche Paddler vorstellt, die selbst bei drohenden Unwettern im offenen Boot ohne Persenning und Schwimmweste quer über so große Seen wie den Yngen paddeln, dann kann man nur eindringlich warnen.

Gerade Freizeitpaddler, die mal eben ein Boot ausleihen und einen Kanadier steuern, indem sie das Paddel von einer Seite auf die andere nehmen, sind hier blitzschnell in Lebensgefahr. Und da zählt auch das Argument nicht, man könne ja immer noch rechtzeitig den See verlassen und ans Ufer paddeln. Man braucht nur einmal bewusst auf die Abläufe achten, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt. Der Wind und damit auch die Wellen reagieren verblüffend schnell. Sofort wird der Wind stärker und die Wellen werden höher. Bei einem Gewitter oder einem Sturm kann der Wind sehr schnell stärker werden.

Man kann also allen Paddlern nur ans Herz legen, auf ihre Sicherheit zu achten. Wenn man nicht perfekt steuern kann, reicht ein etwas stärkerer Wind, dass man die Kontrolle über das den Kurs und schlimmstenfalls über das Boot verliert. Sogar wenn man perfekt steuern kann, hängt es von der Stärke des Windes und der Wellenhöhe ab, ob man es noch schafft. Ab einer bestimmten Stärke bestimmen der Wind und die Wellen, wohin es geht. Wenn sich das Boot dann auch noch quer zu den Wellen dreht, schlagen diese schnell über die Bordwand. Das ist natürlich besonders kritisch bei offenen Booten ohne Persenning. Und so ein Boot ist schneller voll Wasser, als man denkt. Und dann heißt es schwimmen…

Bild 43, 14:14 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Am Ufer ist ein Rastplatz, aber wir wollen heute noch ein Stück schaffen.

Diese Gedanken gehen uns während der Passage der freien Fläche natürlich nicht durch den Kopf, erst danach. Wir sind erst einmal voll auf das Paddeln konzentriert. Das Wetter dürfte halten, trotzdem strengen wir uns auf unserem neuen Kurs an. Ich kann jetzt auch wieder etwas mehr zum Vortrieb beitragen. Mit dem Wind schräg von vorn kommen wir auf ungefähr fünf Kilometer pro Stunde, dass ist mit dem schwer beladenen Faltboot nicht schlecht. Aber so ein Sprint kostet natürlich Kraft, das hält man nicht ewig durch.

Dann sind wir an der Insel, wir fahren in ihren Windschatten ein. Schlagartig ist der Wind fast weg, es gibt auch kaum noch Wellen. Hinter der Insel drehen wir und es geht weiter in Richtung auf die andere Seite der Bucht. Mit dem Wind im Rücken erreichen wir nun eine Geschwindigkeit von sieben Kilometern pro Stunde, sagt das GPS. Jetzt sind wir richtig schnell und auch mit über die Persenning schlagenden Wellen haben wir keine Probleme mehr.

Als wir am anderen Ufer der Bucht angekommen sind, atmen wir doch ein wenig auf. Wir umfahren die Landzunge und wechseln damit in die nächste Bucht, hier sehen wir den Ort Persberg. Er erstreckt sich bis an das Ende der Bucht am Ufer entlang. Es ist eine ziemliche Strecke, wenn wir dem Ufer folgen wollten.

Bild 44, 14:29 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Hier war sicher ein Erzbergwerk.
Bild 45, 14:29 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Eine große Schutthalde.

Und so schauen wir auf die Karte und diskutieren erneut. Mittlerweile scheint die Sonne wieder, der Wind ist etwas abgeflaut. Er weht nun auch nicht mehr direkt vom Yngen in diese Bucht hinein und demzufolge haben die Wellen auch einen anderen Winkel. Jetzt ist wieder Wohlfühl – Paddeln angesagt. Wir haben schon die Hälfte unserer geplanten Tagesstrecke auf dem Yngen geschafft, wir sind auf seiner rechten Seite und fahren sie ab. Es ist etwa fünfzehn Uhr. Da die Bedingungen nun besser sind, entschließen wir uns, auch diese Bucht zu schneiden und direkt zu der uns gegenüber liegenden Spitze der riesigen Insel Storön zu paddeln.

Bild 46, 14:30 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Dort hinten ist der Ort.
Bild 47, 14:38 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Den Turm haben wir vorhin schon gesehen.
Bild 48, 14:38 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Am Ende der Bucht liegt die Straße 63.
Bild 49, 14:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Sicher ein alter Förderturm.
Bild 50, 14:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Halde sieht aus wie eine Abraum-Aufschüttung.
Bild 51, 14:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Evi zoomt die Häuser am Strand heran.
Bild 52, 14:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Häuser gehören zu Persberg.
Bild 53, 14:42 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Wir sind schon mitten in der Bucht.

Und es paddelt sich im Gegensatz zu vorhin problemlos. So dauert es nicht lange und wir sind an der Insel Storön. Wir fahren um die Insel herum und schwenken auf eine parallele Linie zum Ufer ein. Nun paddeln wir zwischen der Insel und dem Ufer hindurch.

Bild 54, 14:43 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der Blick hinüber zur Persberger Halbinsel von der Insel Storön aus.

Nach einer Weile passieren wir ein Grundstück mit Haus. Ein Mann geht gerade von seinem Steg aus baden. Wir winken, er grüßt zurück. Seine Frau steht am Ufer. Hier ist es eher selten, dass man beim Paddeln Menschen sieht. Dann umrunden wir aber auch schon die nächste Landzunge. Die anschließende, etwas kleinere Bucht wollen wir ebenfalls schneiden, es stehen laut der Karte einige Hütten am Ufer.

Wir paddeln wieder auf die Spitze der gegenüberliegenden Landzunge zu. Ab dort wollen wir mit der Suche nach einem Platz für unser Zelt beginnen. Gegen sechzehn Uhr haben wir es dann geschafft, wir sind drüben. Als wir uns dem Ufer nähern, entdecke ich sogleich eine schöne Angelstelle mit tiefem Wasser, außerdem wären wir auch gut geschützt vor dem Wind. Aber es gibt hier leider weit und breit keinen Platz für unser Zelt. Evi steigt extra aus und schaut noch einmal von nahem. Aber es bleibt dabei, hier können wir nicht übernachten.

Bild 55, 16:50 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Hier landen wir an, vieleicht finden wir einen Platz.

Nebenbei stellt sie fest, dass ihr linkes Knie ziemlich geschwollen ist. Wir knien ja beide im Kanu, über so viele Stunden hinweg strengt das dann doch an. Wir beschließen, weiter zu suchen. Wir paddeln eine große Bucht ab und schauen uns eine Insel an, die in ihr liegt. In dieser Bucht ist das Wasser am Ufer und auch sonst sehr flach, das ist schlecht fürs Angeln. Platz fürs Zelt gibt es auch nicht so richtig. An der Insel steigt Evi aus und sucht zu Fuß, aber auch hier findet sie nichts.

Also weiter. In der flachen Bucht war sowieso gegenüber der Insel eine größere Hütte, auf der anderen Seite sind auch noch zwei. Es ist nicht erkennbar, ob sie derzeit bewohnt sind. Außerdem weiß man nicht genau, ob man auf privatem Land ist. Und, vom Angeln her hat es mir auch nicht so richtig gefallen.

Bild 56, 17:49 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Es hat geklappt, das Zelt steht.

Wir fahren also vorbei, an die Spitze und zur nächsten Bucht. Dort wird das Ufer wieder steiler, aber es soll laut Karte auch wieder Hütten geben. An der Spitze ist das Wasser vor dem Ufer schön tief – gut zum Angeln. Evi steigt wieder aus, sie kann für ihr Knie die Abwechslung gebrauchen. Sie erkundet die Spitze und meint danach, hier könnte es gehen. Etwas weiter oben ist ein Platz für das Zelt. Er ist zwar direkt im Unterholz, wir werden auf Blaubeer - Sträuchern liegen und die Fläche reicht gerade so vom Durchmesser her. Aber, ehe wir noch lange weitersuchen, wir bleiben hier.

Wir bauen unser Zelt auf, diesmal aber mit einiger Mühe und sehr ungewöhnlichen Methoden. Die Heringe und Zeltnägel, die wir mithaben, finden keinen Halt in den Sträuchern und dem Moos unter uns. Wir stellen fest, dass sich unter einer Schicht von zwanzig Zentimetern Blaubeersträuchern, Moos und Nadeln blanker Fels befindet. Die Erdnägel finden in dem Gestrüpp einfach keinen Halt.

Also suche ich alte, trockene Äste, die so um die dreißig Zentimeter lang und etwas dicker sind. Einige breche ich auch auf diese Länge, sie dienen uns nun als Heringe und damit bekommen wir auch in den Blaubeersträuchern und dem Moos einigen Halt. Aber es ist nicht einfach, die richtigen Äste zu finden. Das meiste Holz liegt hier schon sehr lange herum und vieles ist deshalb ziemlich morsch. Aber nach einer Weile „Holzheringe“ suchen haben wir es geschafft, das Zelt steht und sollte auch Wind aushalten.

Bild 57, 17:49 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Wir richten uns häuslich ein, das Gepäck schaffen wir zur Hütte hoch.
Bild 58, 17:50 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Das Ally hat einen richtigen Hafen.
Bild 59, 17:51 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Evi räumt das Zelt ein.
Bild 60, 17:51 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der Blick über den riesigen Yngen.
Bild 61, 17:52 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die Aussicht aus dem Zelt.

Ich schaffe nach und nach alle unsere Sachen vom Boot zum Zelt hinauf. Als das erledigt ist, beginne ich, das Ally in die Version „Angelkahn“ umzurüsten. Die Persenning wird abgehakt, alles Überflüssige herausgenommen und auf einem Haufen am Ufer abgelegt. Dann mache ich die Spinnangel bereit, die Angelrute wird zusammengesteckt und die Rolle wird angebaut. Da kommt auch schon Evi, die gerade mit dem Einräumen des Zeltes fertig ist. Sie fragt, ob sie mitfahren soll. Mit ihren Beschwerden im Knie, sie braucht nicht… Ich kann auch allein paddeln und angeln. Aber sie meint, sie will doch mit.

Also schiebe ich beide Sitze auf die jeweils andere Seite. Ich sitze nun vorn und paddle wie immer auf der rechten Seite. Bei Evi ist es genau anders herum. Sie steuert nun. Um ihr Knie zu schonen, zieht sie es vor zu sitzen. Man kann ja auch so paddeln, erst recht, wenn man nur so zum Angeln ein wenig hin und her paddelt.

Wir haben den Bootsack mit den Wertsachen und Ausweisen mit, den Kescher, den Fotoapparat und den Angelrucksack mit den Blinkern. Und es geht auch gleich nach dem Ablegen los, Evi paddelt und steuert, ich blinkere. Ich probiere die unterschiedlichsten Wobbler und Blinker aus. Größere, kleinere. Wir paddeln immer ein Stück, dann mache ich mehrere Würfe in verschiedene Richtungen.

Bild 62, 18:27 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Abendliches Angeln im Ally.
Bild 63, 18:27 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Wir paddeln zwischen dieser Insel und dem Schlafplatz hin und her.
Bild 64, 18:28 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Dort steht unser Zelt, es ist gut getarnt.
Bild 65, 18:29 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Ich hole den Blinker ein.

Kaum haben wir mit dem Angeln begonnen, da fängt es auch schon ganz fein an zu nieseln. Da es aber nur ganz wenig ist, mehr so wie Nebel und es zeitweise auch wieder ganz aufhört, angeln wir weiter. Wenn wir stehen und ich auswerfe und einkurble, füllt Evi den Wasserkanister, den wir mitgenommen haben. So wird es dreiviertel sieben, genug mit den kleinen Hechten, die eh nicht beißen. Ich mache einen 15 cm großen Barschwobbler ans Stahlvorfach, er ist sinkend und arbeitet in einer Tiefe von 1,5 – 4 Meter. Ich werfe zweimal aus und ziehe kunstvoll wieder ein – nichts.

Beim dritten Mal gibt es plötzlich einen ziemlichen Ruck – ein Biss! Es ist ein größerer Hecht, der zugeschlagen hat, das merke ich gleich. Ich lasse ihn ein paar Mal flüchten und hole ihn wieder heran – Drill. Dann merke ich, er wird müder. Ich führe ihn vorsichtig ans Boot heran und schon ist er im Unterfangkescher. Evi paddelt uns schnell ans nicht weit entfernte Ufer, im Ally auf dem Wasser will ich einen so großen Hecht nur im Notfall töten.

Bild 66, 18:52 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Der Drill war erfolgreich.
Bild 67, 18:58 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Als erstes muß ich den Hecht abstechen.

Aber da wir nicht weit vom Ufer entfernt sind, ist das ja auch nicht erforderlich. Unsere Fahrt dauert nur wenige Minuten, die der Hecht außenbords im Kescher verbringt. Kaum sind wir angekommen, betäube ich ihn als erstes und steche ihn ab.

Nun haben wir erst einmal Zeit. Wir merken, wie aufregend die ganze Aktion war. Evi ist froh, dass sie mitgefahren ist. Sie fummelt den Wobbler aus dem Kescher, er hat sich natürlich mit den Drillingen ziemlich im Netz verhangen. Dann messen wir den Hecht, er ist gut 65 Zentimeter lang. Dabei kommt erstmalig unser Fischköfferchen mit den Filettier – Messern zum Einsatz, das ja auch ein Stahl – Maßband enthält.

Nach dem Messen geht es an die Zubereitung. Während ich den Hecht mit beiden Händen halte, schneidet Evi seinen Kopf ab. Anschließend öffnet sie die Bauchhöhle und entfernt die Innereien. Ich werde hierbei nicht mehr gebraucht, ich räume derweilen das Boot und das herumliegende Angelzeug auf.

Bild 68, 19:05 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Dann können wir messen.
Bild 69, 19:28 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Evi bereitet den Hecht zu.
Bild 70, 19:30 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Das Filettierbesteck bewährt sich.

Anschließend nehme ich die anderen Angelruten und das sonstige Zubehör und bringe alles auf den Fels an der Spitze der Landzunge. Ich will auch im Yngen versuchen, auf Wurm zu angeln. Nachdem ich alle Ruten ausgeworfen habe und ungefähr eine halbe Stunde vergangen ist, ruft Evi mich.

Es hatte zwischendurch wieder einmal ganz aufgehört mit regnen, jetzt wird es wieder etwas stärker. Ich hänge die Persenning auf dem Boot ein, damit es innen nicht erst naß wird. Evi ist bereits dabei, den filetierten Hecht auf unserer vor dem Urlaub extra neu angeschafften, beschichteten Leichtmetall – Pfanne zu braten. Auch Fischgewürz haben wir ausreichend mit, ich glaube, es sind zweihundertfünfzig Gramm in dem Beutelchen.

Bild 71, 20:26 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Evi brät den Hecht am Ufer neben dem Boot.
Bild 72, 20:26 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Es wird langsam schon dunkel.
Bild 73, 20:27 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Jeder bekommt einen Teller Hecht.

Nachdem alle Stücke fertig gebraten sind, gehen wir zu den Ruten auf den Felsen und nehmen die Fischfilets mit, es ist für jeden ein ganzer Teller voll. Es hat wieder aufgehört mit nieseln, jetzt gibt es erst einmal Abendbrot. Während wir den sehr wohlschmeckenden Hecht essen und dabei den Ausblick auf den wunderschönen, abendlichen Yngen genießen, beißt es an einer Rute, aber nur ganz kurz.

Bild 74, 20:27 Uhr - Tag 7, Sonnabend, den 19.08.2006
Die neue Pfanne hat sehr gut funktioniert.

Der Hecht schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet. Als wir mit dem Essen fertig sind, geht Evi noch einen Tee kochen, während ich weiter auf die Angeln aufpasse. Sie bringt die zwei Tassen Tee mit, wir sitzen beisammen und reden leise. Es wird nun doch schon dunkel. Plötzlich kommt leicht rechts vor uns etwas direkt aus dem Wasser heraus und läuft auf die Steine. Irgendwie bewegt sich der Kopf in unsere Richtung, wir sind gesichtet – deshalb flüchtet das Wesen mit einem ziemlichen Plantschen wieder im Wasser. Das Ganze ging so schnell, das wir in der Dämmerung nicht erkannt haben, was es war. Ich vermute, eine Wasserratte, die ihren Abendspaziergang machen wollte. Vielleicht hat auch der Geruch des Hechtes das Tier angelockt.

Es wird nun langsam zu dunkel zum Angeln, es ist für heute auch genug. Deshalb beginne ich einzupacken. Wir schaffen die Angelrucksäcke und die Ruten in ihrem Futteral ins Boot, schließen die Persenning und drehen es um. Alles andere kommt mit hoch ans und ins Zelt. Es ist nun schon um zehn, Evi ist müde und schläft beinahe schon im Stehen ein.

Die Hygiene wird heute auf das Notwendige beschränkt. Dann schließt sich für heute das Zelt. Während Evi sich gleich in ihren Schlafsack zurückzieht, schreibe ich noch unsere Tageserlebnisse auf. Das dauert eine Weile, wir haben ja heute wieder so einiges erlebt. Als ich fertig bin, beschließe ich, auch gleich zur Nachtruhe überzugehen, auch ich bin nun müde.

Draußen regnet es wieder einmal ganz leicht, immer mal etwas mehr, dann wieder etwas weniger. Die Geräusche der Tropfen auf dem Zelt sind zusätzlich einschläfernd. Die Gaslampe rauscht leise, sie hat im Zelt für ziemliche Wärme gesorgt. Wir sind heute dreiundzwanzig Kilometer vorangekommen, davon etwa drei Kilometer beim Umtragen über Land. Es war ein ereignisreicher und schöner Tag.

 6.Tag 
Auf dem Yngen.
7.Urlaubstag - Sonnabend, 19.8.2006
 8.Tag