Die erste Heimkehr nach Filipstad.
8.Urlaubstag - Sonntag, 20.8.2006

Es hat wohl die ganze Nacht geregnet. Als wir früh aufwachen, hat es aber wieder aufgehört. Obwohl die Handywecker um sieben klingeln, stehen wir erst um acht Uhr auf. Der lange und anstrengende Tag gestern fordert seinen Tribut. Aber auch heute haben wir wieder viel vor.

Zunächst gehen wir uns ans Ufer waschen. Nach der Hygiene sitzen wir über der Karte, beraten und beschließen dann, heute zurück bis zum Zeltplatz in Filipstad zu paddeln. Wenn wir heute noch hier bleiben würden, würde uns eine weitere Nacht in diesem Notzelt bevorstehen. Auf der Blaubeeren- und Heidekrautunterlage haben wir mehr gesessen als gelegen. Rund um uns her ist es bewölkt, gestern und in der Nacht hat es immer wieder mal geregnet. Außerdem wollen wir uns lieber mehr Zeit für die Südrunde lassen, die ja größer und anspruchsvoller als die Nordrunde werden soll.

Also beginnen wir, unsere Sachen einzupacken. Wir wollen unten am Seeufer frühstücken, aber erst, wenn das Zelt eingepackt ist und alle Sachen am Boot sind. Evi packt ein und ich schaffe etappenweise alles runter zum Boot. Als wir gerade dabei sind, die Zeltleinen von den gut funktionierenden hölzernen „Ersatz - Heringen“ abzunehmen, fängt es wieder an zu regnen. Evi ist leicht verärgert, denn jetzt wird wieder alles nass. Aber was soll’s, wir können es ja nicht ändern. Wir packen in aller Ruhe das Zelt ein und dann hole ich die Regenjacken aus dem Boot. Wir ziehen sie gleich an und gehen mit dem letzten Gepäck zum Ufer hinunter. Hier ist der Topf mit dem Kaffeewasser schon auf dem Kocher, ich habe nebenbei alles vorbereitet. Evi meint, machen wir doch wie geplant Frühstück, auch wenn’s ein kleines bisschen nieselt.

Bild 1, 8:55 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir sind beim Einpacken.
Bild 2, 8:55 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Das Wasser kocht schon.
Bild 3, 8:58 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Es fängt schon wieder an zu regnen.
Bild 4, 9:16 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir lassen uns davon aber nicht stören.
Bild 5, 9:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Der Blick über den Yngen beeindruckt uns immer wieder.

Wir essen jeder eine Schnitte. Evi bevorzugt Marmelade, ich nehme lieber Honig. Dann drehen wir das Boot um und beginnen mit dem Verstauen des Gepäcks. Da wir das nun schon gewohnt sind und deshalb kaum noch nachdenken müssen, geht alles sehr schnell. Nebenbei beobachten wir eine Entenfamilie, die quer über den Yngen schwimmt. Von Zeit zu Zeit halten sie inne und die Alten üben mit den Jungen das Tauchen. Das Familienleben der Enten ist sehr putzig. Als wir fertig eingepackt haben, steigen wir ein. Erst Evi, dann ich und los geht’s.

Die kleine Halbinsel, auf der wir übernachtet haben, heißt laut Karte Ansviken. Wir paddeln nun nach Süden. Nach unserem Angelfelsen kommt eine Bucht, auf der anderen Seite steht ein Haus. Wir hatten es gestern schon auf der Karte gesehen und es dann beim Angeln mit dem Ally entdeckt. Es war aber wohl ohnehin niemand da. Dann geht es weiter, immer parallel zum Ufer. Aber schon von der Karte wissen wir, man kann die Aussetzstelle hier ohnehin nicht verfehlen. Sie liegt in einer großen Bucht, an deren Ende der kleine Ort Gammalkroppa liegt. Wir paddeln in die Bucht hinein. Sie geht in einen schmalen Kanal über. Dann kommen wir an eine Insel. Auf beiden Seiten dieser Insel gibt es eine Brücke und rundherum stehen ein paar Häuser und Hütten. Hier setzen wir aus.

Bild 6, 10:04 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Abschied von unserer Yngen - Schlafstelle.
Bild 7, 10:13 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Jetzt sind wir schon ein Stück entfernt.
Bild 8, 10:13 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Das Haus auf der anderen Seite der Bucht.
Bild 9, 10:20 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Es ist windstill und warm.
Bild 10, 10:30 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Rechts neben der Insel ist die Aussetzstelle.

Es folgt die übliche Prozedur. Als wir mit Umpacken fertig sind, ziehen wir das Boot den Weg entlang, bis wir die Straße erreicht haben. Dann müssen wir uns links halten, wie Evi in der Karte herausgefunden hat. Es geht nun die Landstraße entlang und jetzt liegen etwa drei Kilometer Fußmarsch bis zum See Östra Skärjen vor uns. Der Ort, in dem wir uns nach dem Aussetzen befinden, heißt Gammalkroppa. Wir kommen an einem großen Schulungszentrum vorbei, danach ist der Ort auch schon wieder zu Ende. Nach einem ganzen Stück Marsch auf der Straße passieren wir eine Brücke, von oben sieht man rechts den nördlichen Teil des Östra Skärjen, in diesen sollten wir aber laut Karte nicht einsetzen. Der kleine Bach, zu dem der Kanal in Gammalgroppa wurde und der die ganze Zeit parallel zur Straße verlief, fließt in diesen Teil des Sees. Unter der Straße hinweg ist er mit dem südlichen Teil des Östra Skärjen verbunden.

Bild 11, 11:01 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Der Marsch von Gammalkroppa zum Östra Skärjen beginnt.
Bild 12, 11:02 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Immer der Straße nach.

Wir müssen noch ein Stück auf der Straße weiter wandern. Links geht dann ein Weg ab, der zu einer uralten Holzbrücke führt. Hier stoßen wir auf die Verbindung der beiden Seen. Wir schauen uns den Seen an. Er ist wunderschön, ich mache auch gleich ein paar Bilder. So schauen wir eine ganze Weile.

Bild 13, 11:02 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Diese uralte Brücke ist unser Ziel.
Bild 14, 11:29 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Die Seen sind sehr romantisch.
Bild 15, 11:35 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Dieses Schild weist uns zur Brücke.
Bild 16, 11:46 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ein kleiner aber feiner See, der Östra Skärjen.
Bild 17, 11:46 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Hier stehen wir eine Weile und schauen einfach nur.
Bild 18, 11:47 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir sind an der alten Brücke angelangt.

Aber wie geht es nun weiter? Auf der anderen Seite des Sees verengt er sich wieder zu einem Kanal, über den eine Brücke führt. Wir versuchen mit bloßem Auge die Gegebenheiten zu erkennen, aber es ist sehr weit entfernt. Wir sind nicht sicher, ob wir unter der Brücke mit dem Ally hindurchpaddeln können. Wir holen auch unser Fernrohr mit fünfundzwanzigfacher Vergrößerung heraus, aber selbst damit können wir es nicht genau erkennen. Ich glaube, unter der Brücke die Spiegelung der Bäume dahinter wahrzunehmen. So nehme ich an, dass man hindurchpaddeln kann. Wir diskutieren noch ein wenig, setzen dann aber am Fuß der alten, halb zerfallenen Holzbrücke ein.

Und das ist gar nicht so einfach, weil die Schräge ziemlich heftig ist. Unten ist kaum Platz für die Ablage des Gepäcks. Also laden wir das Boot oben aus und schaffen es mit viel Mühe hinunter. Ich lade ein, während Evi das Gepäck Stück für Stück von oben holt. Dann steigen wir ein. Weil der Boden unter Wasser steil abwärts verläuft, hat man kaum Halt, aber dann haben wir es geschafft, ohne ins Wasser zu rutschen. Wir paddeln los.

Mitten auf dem kleinen See fahren wir an einem Schilfgürtel entlang. In diesem liegt ein Betonblock. Evi hat es zuerst gesehen, auf dem Block scheint eine große Eidechse oder ein Waran oder so etwas zu sitzen! Ich sehe es gleich nach ihr und weise sie darauf hin. Wir sind sofort neugierig und beginnen, mit dem Boot zu drehen, um uns das genauer anzuschauen. Inzwischen sind wir aber auch schon ein Stück weiter getrieben und sehen den Block jetzt aus einer anderen Rihtung. Und da erkennen wir, dass es sich bei der „Echse“ um eine Art Stahlkrampe und einen Ring aus rostigem Eisen handelt. Durch das davor liegende Schilf, den Blendeffekt der Sonne und den Winkel der Betrachtung haben wir beide eine Echse gesehen. Wir müssen lachen, dann geht es weiter.

Bild 19, 12:08 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Links von der Brücke haben wir eingesetzt, es war ziemlich schwierig.
Bild 20, 12:16 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Auch das andere Ende des Sees wird von einer Brücke begrenzt. Hoffentlich passen wir durch.

Durch die Verzögerung mit der imaginären Echse sind wir gut zehn Minuten unterwegs, dann wissen wir, dass wir uns verzockt haben. Wir sind nun nahe genug an die Brücke heran gepaddelt und stellen fest, dass sie doch nicht passierbar ist. Etwa zehn Zentimeter hoch über das Wasser ragen die Schotten, die den See von dem dahinter liegenden Kanal trennen. Allerdings kann man wirklich hindurch schauen und die Bäume dahinter sehen. Natürlich kommen wir mit dem schweren Boot nicht über die Schotten hinweg, auch die nachfolgende Stufe könnten wir nicht passieren, also müssen wir umtragen.

Immerhin haben wir etwas gelernt. Wir können jetzt ein Zeichen mehr auf unserer Karte zu deuten. Die Brücke oder besser das Wehr ist als kleines Rechteck eingezeichnet. Bei so markierten Wehren ist also Umtragen angesagt. Wir studieren sicherheitshalber die Karte ganz genau. Ein kleines Stück den Kanal abwärts ist eine weitere solche Sperre, ein weiteres Wehr eingezeichnet.

Hier können wir nun unser neues Wissen gleich anwenden. Wir werden also bis dahin marschieren und erst dann wieder einsetzen, weil das Wehr nicht passierbar ist. Ein wenig tröstet uns beim Schleppen des Gepäcks, dass sich das Wetter zu unseren Gunsten verändert hat. Die Sonne kommt heraus, es ist auch angenehm warm und nicht windig.

Bild 21, 12:32 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Das Wehr ist mit einem Boot nicht passierbar, man sieht es aber erst, wenn man da ist.
Bild 22, 12:34 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wenn wir einmal alles ausgepackt haben, machen wir auch gleich eine Brotzeit.
Bild 23, 12:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Es gibt Servelatwurst.
Bild 24, 12:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Dazu haben wir Dauerbrot.
Bild 25, 12:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Nur muss die Wurst erst einmal geschält werden, bevor die Schlemmerei beginnen kann.

Nachdem wir unser Gepäck in das Boot eingepackt haben, marschieren wir den parallel zum Kanal verlaufenden Weg entlang, das Boot im Schlepptau. Dann wechseln wir für ein Stück auf die Straße, kreuzen auch eine Bahnlinie. Kurz danach geht es dann links weg zum Kanal. An der Sperre, die wir nach kurzer Zeit erreichen, spielen wir das mittlerweile schon so oft durchgeführte Spiel. Alles Gepäck raus, wassern, alles wieder rein ins Boot – einschließlich uns.

Bild 26, 12:56 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ein sehr gepflegtes Grundstück kurz vor dem Bahnübergang.
Bild 27, 12:58 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Hier blinken die weißen Lampen, wenn der Bahnübergang passiert werden kann.
Bild 28, 13:11 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir haben das auf der Karte eingezeichnete Wehr erreicht.
Bild 29, 13:11 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Das verspricht genußvolles Paddeln.
Bild 30, 13:11 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wieder einmal - umpacken und einsetzen.
Bild 31, 13:12 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Auch dieses Wehr kann kein Boot passieren.
Bild 32, 13:12 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Außerdem ist der Wasserstand viel zu gering.

Und nun heißt es wieder etwas paddeln. Der Herrhultskanalen, auf dem wir nun entlang paddeln, ist insgesamt etwa drei Kilometer lang und wunderschön. Wir genießen das ruhige Gleiten in dieser herrlichen Landschaft.

Bild 33, 13:29 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Herrlich, hier zu paddeln.
Bild 34, 13:29 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir sind begeistert.
Bild 35, 13:32 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ab und zu verbreitert sich der Kanal zu einem kleineren See.
Bild 36, 13:32 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir wollen weiter, sonst würden wir hier zelten.
Bild 37, 13:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Es ist absolutes Genußpaddeln.
Bild 38, 13:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ich genieße still.
Bild 39, 13:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Auch Evi fühlt sich wohl.
Bild 40, 13:39 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir haben auch viel Spaß.
Bild 41, 13:41 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Heute passt einfach alles.
Bild 42, 13:49 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wunderschön.

Als wir die drei Kilometer fast hinter uns haben, wir sind nun mittlerweile schon in der Nähe von Nykroppa, spannt sich eine kleine Brücke über den Kanal. Evi meint, das Boot geht nicht durch. Ich bin anderer Meinung. Sie steigt aus, ich auch. Während Evi an Land geht, bleibe ich auf der Brücke, über die auch ein fünfzig Zentimeter dickes Rohr verläuft. Ich schiebe das Boot unter der Brücke hindurch, aber es ist wirklich fast fünf Zentimeter zu hoch. Na klar, wir sind beide ausgestiegen, damit ist es leichter und schwimmt höher. Also steige ich von der Brücke aufs Boot, durch mein Gewicht kommt es tiefer und jetzt passt es geradeso hindurch.

Evi ist nicht ganz so begeistert von meiner Aktion, aber insgeheim hat auch sie keine Lust, schon wieder umzupacken wegen einer so kleinen Sperre. Es ist ja noch einmal gut gegangen. Wir steigen zügig wieder ein und nun sind es noch gute hundert Meter bis zur Aussetzstelle. Bevor wir aussteigen, fällt uns gegenüber der Aussetzstelle an einem der Grundstücke ein Sprungbrett auf, hier ist wohl die Badestelle der Familie. Die Konstruktion mit den Federn ist etwas ungewöhnlich.

Bild 43, 14:22 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir nähern uns Nykroppa.
Bild 44, 14:22 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Laut Karte ist gegenüber dem Haus die Umsetzstelle.
Bild 45, 14:25 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Beim Anlegen fällt uns diese Konstruktion auf.
Bild 46, 14:25 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Das Sprungbrett ist wirklich sehenswert.

Nun setzen wir aus. Das ist mittlerweile absolute Routine und geht sehr schnell. Dann wandern wir mit unserem Boot durch Nykroppa. Es ist ein größeres Dorf, vielleicht auch schon ein Städtchen und es ist sehr weitläufig. Wir rollen die Straße entlang, auch hier sind wie überall in Schweden die Einfamilienhäuser vorherrschend. Dann wechseln wir auf die Hauptstraße, passieren eine Kreuzung und wandern weiter die Hauptstraße entlang. Boote sind in der Stadt außer uns keine unterwegs, deshalb und wohl auch wegen unserem Aufzug finden wir starke Beachtung. Und dann kommen wir an eine Pizzeria, die direkt an der Hauptstraße liegt. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, steht ein Wohnblock mit zwei Eingängen für vielleicht sechzehn Familien. Hier sitzen Leute vor dem Haus, auch hier erregen wir schon einiges Aufsehen.

Bild 47, 14:54 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir sind in der Stadt unterwegs.
Bild 48, 14:54 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Vorn rechts ist die Pizzeria.

Aber wir halten trotzdem an, Evi möchte ein Eis essen. Leider gibt es hier keins, also kauft sie vier Büchsen Bier und zwei Flaschen Limo. Hunger haben wir beide nicht, aber wir trinken jeder ein Bier auf dem kleinen Freisitz. Es ist warm heute und glücklicherweise trocken, wir haben vom Paddeln und Wandern schon ziemlichen Durst.

Nach der Pause wandern wir weiter, auf der Karte haben wir die Route studiert. Wir müssen von der Hauptstraße auf eine Landstraße nach rechts abbiegen. Auf dieser wandern wir dann solange, bis wir zur zweiten nach links abbiegenden Straße kommen, sie führt uns zum städtischen Badestrand. Also los.

Es funktioniert auch alles wie geplant, nur biegen wir in die erste nach links abzweigende Straße ein. Wir haben einen Trampelpfad als Straße angesehen und dadurch kam die Zählung durcheinander. Die Straße macht einen Bogen auf die Kirche zu, dass kommt uns dann aber komisch vor. Wir vergleichen alles noch einmal mit der Karte und stellen fest, wir sind zu zeitig abgebogen. Also umdrehen und ein Stück zurück. Wir würden zwar auch auf dieser Straße zur Badestelle gelangen, es wäre aber ein riesiger Umweg durch die halbe Stadt und das wollen wir uns mit dem Boot nicht antun.

Dann haben wir die richtige Straße gefunden und es ist nun nur noch ein kurzes Stück. Nicht lange und wir sind an der städtischen Badestelle, auf die uns übrigens dann auch mehrere Schilder hingewiesen haben. Hier setzen wir in den großen Östersjön ein. Ein wenig Sorge bereitet uns nach den Erfahrungen der letzten Tage die Schiffbarkeit des Kanals zwischen dem Östersjön und dem Daglösen. Die Karte liefert uns diesbezüglich sehr wenig Informationen. Aber nun müssen wir erst einmal eine größere Strecke auf dem riesigen Östersjön zurücklegen.

Bild 49, 15:58 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Auch der Östersjön ist ein riesiger See.
Bild 50, 15:58 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Am städtischen Badestrand haben wir eingesetzt.

Wir hätten beinahe auch gleich den falschen Kurs gewählt. Auf dem See gibt es eine große Insel, die Storön. Durch die bewaldeten Ufer erkennt man von Nykroppa aus kaum, das es eine Insel ist. Beinahe hätten wir die Insel der Bucht zugerechnet. Dann wären wir zu ihrer seewärtigen Spitze gepaddelt, hätten sie dann umrunden und dahinter wieder bis zum Kanal zurück paddeln müssen.

Aber wir kriegen es noch rechtzeitig mit, das es sie Insel ist und nicht das Ufer. So schlagen wir einen Kurs ein, der uns rechts an der Insel vorbei führt. Hier paddelt es sich auch deutlich angenehmer, da wir von Kroppa aus schnell in den Wind- und Wellenschatten der Insel gelangen. Der Östersjön ist ein großer See und der Wind weht über den See auf uns zu, was die entsprechenden Wellen zur Folge hat.

Bild 51, 16:09 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Um die Insel herum und bis ans dahinter liegende Ufer, dort soll der Kanal zum Daglösen beginnen.

Der Eingang des Kanals und seine Fahrrinne sind mit einer roten und einer grünen Stange markiert. So finden wir den Weg zum Kanal schnell und paddeln hinein. Wir kommen zuerst an einer Gaststätte vorbei. Hier stehen Busse, mit denen Touristen angefahren werden. Die Gaststätte liegt wohl am der Anfang des etwa zwei Kilometer langen Kanales Prästbäcken. Und er ist wirklich sehenswert, besonders, wenn man durch ihn hindurch paddelt.

Bild 52, 16:12 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Dieses wunderschöne Haus steht nahe Kroppa.
Bild 53, 16:22 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Den Kanal kann man eigentlich nicht verfehlen.
Bild 54, 16:22 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Die Straße führt von Storfors nach Filipstad.
Bild 55, 16:22 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Es ist die Straße 26, auf ihr sind wir angereist.
Bild 56, 16:28 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Was ist das da am Eingang des Prästbäcken?
Bild 57, 16:28 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Als wir näher kommen, erkennen wir eine Gaststätte.
Bild 58, 16:28 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Es stehen auch mehrere Busse auf dem Parkplatz.
Bild 59, 16:29 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Die Gaststätte hat auch einen eigenen Steg.

Teilweise ist es im Prästbäcken richtig dunkel, es erinnert ein wenig an einen Zauberwald. Auf der Strecke gibt es einige enge Stellen, die Bäume ragen schräg über uns hinweg und bilden eine Art Dach über uns. Durch die Reflexe der durch die Bäume scheinenden Sonne scheint alles um uns herum zu leben. Wir paddeln andächtig um die Windungen und Biegungen.

Bild 60, 16:29 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Der ”Eingang” zum Prästbäcken, vorbei an Seerosen.
Bild 61, 16:41 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Wir fühlen uns wie im Zauberwald.
Bild 62, 16:44 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Eine romantische kleine Brücke.
Bild 63, 16:45 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Die Reflektionen sind zauberhaft.
Bild 64, 16:45 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Alle paar Meter ändert sich das Bild.
Bild 65, 16:52 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ist der Prästbäken dort vorn zu Ende?
Bild 66, 17:01 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Der ”Ausgang” des Prästbäken.

Mitten im Kanal kommen uns zwei Motorboote entgegen. Das ist aber kein Problem, da sie sehr langsam fahren. Dann öffnet sich der Kanal, um uns herum ist nun Schilf. Wir sehen den roten und den grünen Pfahl vor uns am Schilfrand. Nun sind wir im Daglösen. Wir haben jetzt noch rund zehn Kilometer Paddelstrecke bis Filipstad vor uns.

Wir haben anhand der auf dem Östersjön vorherrschenden Windrichtung die Vermutung angestellt, dass wir nun den Wind direkt von hinten haben. Leider ist es aber nicht so. Der Wind kommt auf diesem See von der linken Seite. Aber was soll’s, da wird nur das Steuern ein wenig anspruchsvoller und die Durchschnittsgeschwindigkeit ist nicht ganz so hoch. Dafür ist das Wetter hervorragend, die Sonne scheint und es ist angenehm warm.

Bild 67, 17:01 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Der Daglösen ist sehr groß.

Der Daglösen ist sehr anggestreckt. Langweilig wird es uns trotzdem nicht. Am rechten Ufer, an dem wir entlang paddeln, befinden sich jede Menge Grundstücke. So haben wir immer etwas zu schauen. Trotz allem merken wir aber körperlich schon, dass wir heute schon lange unterwegs sind. Und auch die Tour gestern war lang und nicht ganz leicht. Aber es bleibt nichts anderes, wir werden durchhalten. Evis linkes Knie wird auch schon wieder dick, dies ist immer ein Alarmzeichen, dass die Belastung zu hoch wird. Wir haben das Gepäck heute anders verteilt. So hat sie in der Spitze des Bootes den Platz, das linke Bein auch einmal gerade nach vorn auszustrecken. Damit kann sie ein wenig für Entlastung zu sorgen.

Bei mir meldet sich dagegen das rechte Knie, auch im Rücken zwickt es ein wenig. Aber wir sind trotzdem schnell, immer etwas über fünf Kilometer in der Stunde. Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit paddeln wir aber die Buchten heute nicht ab. Wir schneiden sie, um Strecke zu sparen. Bei der Sonne und dem schwachen Wind herrscht höchstens die Gefahr von Sonnenbrand, so können wir die großen Buchten auch gefahrlos queren.

Bild 68, 17:53 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Sieht gut aus, aber wir wissen nicht, was es bedeutet.
Bild 69, 17:54 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Nach der Bucht - die nächste Bucht.

Und es stellt sich schnell heraus, der Daglösen ist ein See, der die Ausdauer ein wenig testet. Er ist nicht allzu breit, hat aber große, lang gestreckte Buchten, die meist mehr als einen Kilometer lang sind. Es sieht so aus: man paddelt auf eine Landspitze zu und hofft, dahinter ist schon Filipstad, aber es öffnet sich nur die nächste riesige Bucht. Und kilometerweit vor sich sieht man die nächste Spitze, hinter der liegt dann endlich die Stadt... Und wieder nichts... Da braucht man schon Geduld und Ausdauer.

Dann verengt sich der Daglösen aber noch mehr, auf dem GPS taucht nun die ersehnte Zeltplatzmarkierung auf und wir sehen Filipstad mit seiner markanten Kirche, allerdings noch weit vor uns. Jetzt haben wir laut GPS ”nur noch” fünf Kilometer bis zum Zeltplatz, inklusive der Strecke durch die Stadt. Die Stadt am Horizont möbelt die Kräfte aber trotzdem noch einmal auf, jetzt haben wir das Ziel vor den Augen. So paddeln wir gemütlich aber zielstrebig weiter und schauen uns dabei die Ufer an.

Bild 70, 18:35 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Dort hinten ist Filipstad.
Bild 71, 18:35 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ein tolles Herrenhaus am rechten Ufer.

Bevor wir in den Hafen einlaufen, paddeln wir am Friedhof der Stadt vorbei, der direkt am Wasser gelegen ist. Er ist sehr beeindruckend und akribisch gepflegt. Wir paddeln langsam vorbei und schauen uns alles an. Als wir im Hafenbecken sind, fallen uns dann als erstes die beiden großen Kanonen auf, die auf den Ingenieur Ericsson zurückgehen. Sie entsprechen wohl denen des berühmten Kriegsschiffes „Monitor“, das er in Amerika im Bürgerkrieg für die Nordstaaten baute. Wir machen einen kleinen Umweg und paddeln zu ihnen hinüber, um sie uns näher anzuschauen und ein Foto zu machen.

Bild 72, 18:37 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Hafen.
Bild 73, 18:54 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Vom Wasser aus kann man auf den Friedhof schauen.
Bild 74, 18:54 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Er ist sehr gepflegt.
Bild 75, 18:54 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Die Enten haben eine eigene Insel.
Bild 76, 18:55 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Hier stehen die berühmten Bronzekanonen.
Bild 77, 18:56 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Nun steuern wir den Hafen an.

Wir kommen nach dem endlosen Daglösen nun endlich im Filipstader Hafen an, der vom Zeltplatz aus gesehen am anderen Ende der Stadt liegt. Wir legen an der Schräge der Slipanlage an, über die sonst die großen Boote in den See eingesetzt werden. Wir steigen aus und strecken uns erst einmal, die Tour war anstrengend. Um uns herum herrscht lebhafter Nachmittagsverkehr. Viele Leute kommen vorbei und schauen neugierig. Wir lassen uns nicht beirren, in aller Ruhe geht der Umbau des Bootes zum Straßenfahrzeug vonstatten.

Bild 78, 19:13 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Absolute Routine - und es geht schnell.
Bild 79, 19:13 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Jedes Teil hat seinen Platz.
Bild 80, 19:13 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Ein Gedenkstein für Nils Ericson und John Ericsson.
Bild 81, 19:14 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Die Wanderung durch Filipstad kann beginnen.

Als alles eingepackt ist, spannen wir uns vor das Boot. Auf dem Fußweg geht am Busbahnhof vorbei zum großen Parkplatz hinüber. Dann überqueren wir die Hauptstraße an einer Ampel und wandern die Hauptstraße ein Stück entlang. Nach der Tankstelle biegen wir nach rechts in die Malmagattan ab, laut Stadtplan kommen wir auf dieser Straße zum Zeltplatz. Und es funktioniert, wir kommen direkt an seinem Eingang heraus. Wir kreuzen den Skillervägen und marschieren auf dem Munkeberg ein. Als wir nahe der Rezeption sind, lassen wir das Ally auf dem Platz 14 stehen. Das ist die Stelle, an der wir schon vorige Woche kampiert hatten. Evi hat die Idee, einen besseren, sonnigeren Platz zu finden. Also lassen wir das Boot stehen, drehen eine große Info-Runde und schauen nach einem besseren Zeltstandort.

Aber so richtig gefällt uns das alles nicht. Der Weg zu den Toiletten und zur Rezeption ist weiter. Mehr Sonne ist an den meisten Stellen auch nicht zu erwarten, ein neuer Patz lohnt sich für den einen Tag eigentlich auch nicht. Wir werden einfach an der alten Stelle zelten. So beenden wir unsere Runde. Wir schlendern am Pavillon des Chefs vorbei, der in der Nähe der Rezeption steht. Martin und seine Familie sind beim Grillen, wir grüßen.

Der Aufbau unseres Zeltes ist schnell erledigt, auch das ist mittlerweile Routine. Evi geht hinüber zu unserem Auto, das die ganze Woche auf dem Parkplatz an der Rezeption stand. Martin kommt hinzu und unterhält sich mit ihr, ich gehe auch hinüber. So stehen wir eine Weile beisammen, wir erzählen von unseren Erlebnissen und Erfahrungen und unterhalten uns mit Martin.

Dann gehe ich in die Rezeption an den Computer, um zu schauen, was es so Neues gibt. Ich beantworte einige Mails meiner Kolleginnen und Kollegen. Ich schaue auch nach der Wetterprognose, die ja in den nächsten Tage nicht unwichtig für uns sein wird. Evi kommt dazu, um mich zum Zelt zu holen. Sie hatte gerade das Zelt aufgeräumt, als Martin, der Chef kam und zwei Spieße mit gegrilltem Rentierfleisch für uns vorbei brachte. Sein Kommentar: „Damit ihr wieder zu Kräften kommt!“ Er ist wirklich sehr nett.

Ich gehe gleich mit Evi zum Zelt, nachdem auch sie einen Blick auf die Wetterprognose geworfen hat. Es sieht nicht schlecht aus für die nächsten Tage, glücklicherweise. Kurz darauf sitzen wir mit den Rentierspießen von Martin am Zelt. Das Fleisch ist dunkel und schmeckt sehr würzig. Für uns ist es ein wenig ungewohnt, wir essen zum ersten Mal Rentierfleisch. Es schmeckt anders als Rind und Schweinefleisch, aber es schmeckt uns sehr gut. Evi geht nach dem Essen duschen, dabei schafft sie gleich die Spieße zurück und bedankt sich noch einmal bei Martin. Ich muss mich in der Zwischenzeit noch um die Akkus kümmern, ich lade mit dem iSun zehn Akkus über die Autobatterie des RAV4.

Dummerweise muss der Zündschlüssel stecken, damit die Auto-Steckdosen Spannung haben. Zusätzlich habe ich noch ein kleines Schnell-Ladegerät für vier Akkus mit, das ich in der Männertoilette an einer Steckdose anschließe. Auch ich gehe anschließend duschen, Evi und ich treffen dann fast gleichzeitig wieder am Zelt ein.

Wir setzen uns noch ein wenig vors Zelt. Viel Hunger haben wir dank Martins Rentierspießen nicht mehr, aber es gibt noch etwas Käse mit Brot. Dann gönnen wir uns die letzten zwei Büchsen Bier von der Pizzeria heute Mittag und zum Schluss gibt es noch ein Glas Rotwein, vom guten italienischen Landwein. Ich schreibe beim Licht der leise fauchenden Gaslampe den Tagesbericht und Evi hilft mir dabei, heute ist ja wieder viel passiert.

Bild 82, 21:01 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Abendleben vorm Zelt.
Bild 83, 21:01 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Hinter uns steht ein Wohnmobil.
Bild 84, 21:02 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Im Rezeptionsgebäude ist noch einiges los.
Bild 85, 21:02 Uhr - Tag 8, Sonntag, den 20.08.2006
Langsam wird es dunkel, wir sind müde.

Nachdem alles aufgeschrieben ist, hole ich das Akkuladegerät aus der Toilette und schaffe es ins Auto. Dort steckt noch der Zündschlüssel. Ich mache alles dicht und gehe zurück ins Zelt. Jetzt werden wir so langsam zur Nachtruhe übergehen. Wir haben heute laut GPS insgesamt dreiundzwanzig Kilometer zurückgelegt, davon etwa drei über Land. Das macht schon ein wenig müde.

 7.Tag 
Die erste Heimkehr nach Filipstad.
8.Urlaubstag - Sonntag, 20.8.2006
 9.Tag